„Spaziergänge für Demokratie“ Neue Spaziergänge für eine demokratische Zukunft in Wuppertal
Wuppertal · Mehr als 70 Menschen nahmen an erster Veranstaltung des Jahres teil – weitere sollen bis zur Bundestagswahl stattfinden.
2024 fanden regelmäßig „Spaziergänge für Demokratie“ als öffentlicher Protest gegen die rechte Forderung nach „Remigration“ von Migranten statt, nun gibt es eine Neuauflage: Bis zur Bundestagswahl sind Wuppertalerinnen und Wuppertaler aufgerufen, wieder montags durch die Innenstädte von Elberfeld und Barmen zu laufen. Jetzt heißen die Aktionen „Spaziergänge für eine demokratische Zukunft“. Gestern liefen mehr als 70 Teilnehmer vom Hauptbahnhof bis zur Laurentiuskirche.
Die anstehende Bundestagswahl sei für sie „das Signal, wieder auf die Straße zu gehen“, sagte zum Start Pastoralreferent Werner Kleine von der Solidargemeinschaft Wuppertal, die die Spaziergänge organisiert. Die Solidargemeinschaft ist ein lockeres Bündnis engagierter Wuppertaler, das der bürgerlichen Mitte eine Stimme geben will und sich für den Erhalt der Demokratie einsetzt.
2025 haben die Spaziergänge ein Motto: „Probleme benennen, angehen und lösen – Populisten entzaubern“. Kleine erklärte, es bestehe die Gefahr, dass Populisten Zulauf erhalten, weil sie Probleme ansprechen – obwohl sie keine Lösungen anbieten. Probleme würden oft mit so großen Worten beschrieben, dass sie unlösbar scheinen – etwa „marode Infrastruktur“. Konkret gehöre dazu die Bahn. Man müsse fragen: Wie kann die Bahn pünktlicher werden? Oder Brücken: Wieso könnten Brücken zerbrechen? Welche Ressourcen brauche es, um das anzugehen?
Auch Klaus Schneider-Ott von der Solidargemeinschaft spricht von vielen Problemen, die angegangen werden müssten: „Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Ökologie. Wenn die Politik nicht langsam Lösungen findet, besteht die Gefahr, dass rechte Kräfte die Chance nutzen.“
Mitglieder der Solidargemeinschaft trugen ein Banner mit Titel und Motto, die weiteren Teilnehmer folgten durch die Innenstadt zum Laurentiusplatz, darunter die Bundestagsabgeordneten Helge Lindh (SPD) und Anja Liebert (Grüne). Bürgermeister Heiner Fragemann (SPD) war als Mitglied der Solidargemeinschaft dabei. Es gab keine weiteren Plakate, keine Sprechchöre. Was Teilnehmerin Regina Stöber (72) angenehm findet: „Wenn es laut und aggressiv ist, wirkt das auf viele abstoßend.“
Sie gehört zu den „Omas gegen rechts“, die die gleichen Ziele verfolgten: „Es geht um die Demokratie. Ich finde es total wichtig, dass wir ein Zeichen setzen.“ Auch sie glaubt, dass Menschen von Populisten und Extremisten angezogen werden, weil „manche Probleme nicht angegangen werden“.
Teilnehmerin Carola Weinhold (71) sagt: „Wir müssen unsere Stimme erheben, müssen zeigen, dass die Demokratie gefährdet ist.“ Das sei umso nötiger angesichts der Entwicklung in Österreich. Sie wünsche sich mehr jüngere Leute dabei – die Teilnehmer sind überwiegend jenseits der 50. Gerd Holl (70) hält solche Aktionen ebenfalls für „dringend erforderlich“. Er sei schon 2024 bei jedem Spaziergang dabei gewesen: „Solange wir können, gehen wir mit.“
Der Spaziergang endete vor der Laurentiuskirche, wo die Gruppe das Lied „Freude schöner Götterfunken“ anstimmte, Werner Kleine Windböen interpretierte: „Mit Gegenwind muss man rechnen, aber wir sind standfest.“ Er rief dazu auf, weitere Teilnehmer zu werben.
2024 waren bei 15 Spaziergängen jeweils 100 bis 250 Menschen dabei, insgesamt rund 2500 Teilnehmer. Jetzt sind bis zur Bundestagswahl am 23. Februar jeden Montag, 17 Uhr, Spaziergänge geplant, abwechselnd in Elberfeld und Barmen. Am 13. Januar, 17 Uhr, ist der Treffpunkt der Rathausplatz in Barmen.