Abenteurerin will Astronautin werden
Die Wissenschaftlerin Patricia Schneider hat sich für ein besonderes Projekt beworben: Sie will Deutschlands erste Frau im All sein.
Wuppertal. Während manche Menschen vor großen Herausforderungen oder Abenteuern eher zurückschrecken, stürzt sich Patricia Schneider kopfüber und fröhlich auf alles Neue. Alleine ins Ausland im Schulalter? Sicher. Studieren in Frankreich? Auf jeden Fall. Praktikum in Sibirien? Sofort.
„Das All und die Raumfahrt haben mich schon immer fasziniert. Als ich sieben Jahre alt war, gab es bei der Sendung mit der Maus die Zeichentrick-Astronautin Erika Klose. Die war meine größte Heldin“, erklärt Patricia Schneider. Heute ist Schneider 29 Jahre alt, hat erst Biochemie, dann Chemie studiert. Jetzt setzt sie noch Physik obendrauf, neben dem Job. Sie arbeitet in der Batterieforschung, vornehmlich geht es dabei um Elektroautos. Sie wohnt in Wuppertal, studiert in Köln, arbeitet in Münster.
Und jetzt steckt sie mitten in der Bewerbungsphase um eine Ausbildung zur Astronautin. Das Unternehmen HE Space in Bremen hat es sich zum Ziel gemacht, zum ersten Mal eine weibliche Deutsche zur Astronautin zu machen. Gleichzeitig soll die Kandidatin als Botschafterin für Naturwissenschaften, Ingenieurwesen und Mathematik fungieren und Mädchen Mut machen, sich für diese Fächer zu engagieren. HE Space arbeitet in der Bewerbungsphase mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zusammen.
Von anfangs 408 Bewerberinnen sind jetzt nur noch 30 übrig geblieben. „Konkurrenzkampf gibt es aber nicht. Das sind alles tolle Frauen, und wer es am Ende schafft, steht ja im Prinzip jetzt schon fest. An den Persönlichkeiten und Lebensläufen lässt sich jetzt nichts mehr ändern“, sagt Schneider. Die Auswahl verlief durch Fragebögen, Interviews und psychologische Tests. Dazu kamen bis jetzt schon zwei Intensiv-Workshops, in denen die körperliche Belastbarkeit der Frauen getestet wurde.
„Ich darf leider nicht darüber sprechen, was wir genau gemacht haben. Aber auf jeden Fall alles, was Astronauten auch durchmachen müssen.“ Die Frauen müssen zwischen 27 und 37 Jahren alt sein und idealerweise Naturwissenschaftlerinnen oder Ingenieurinnen sein. Aber auch Kampfjetpilotinnen sind dabei.
„Am Ende dürfen zwei Frauen die Ausbildung zur Astronautin machen, aber nur eine wird fliegen“, erzählt Patricia Schneider. Die Entscheidung wird im Sommer fallen. Die Ausbildung wird dann entweder in Houston oder in Moskau absolviert und dauert fast drei Jahre — der Flug wäre dann im Jahr 2020. Im März werden die letzten 20 Kandidatinnen ausgewählt, bis dahin gibt es unter anderem einen einwöchigen medizinischen Test. „Da mache ich mir wenig Sorgen, ich bin gesund und mache viel Sport“, so Schneider. Fünfmal pro Woche trainiert sie, geht laufen, schwimmen und ins Fitnessstudio. Und sie hat ihre Ernährung umgestellt, lässt vor allen Dingen Zucker weg. Wenn sie Zeit findet, geht sie einem weiteren sportlichen Hobby nach: dem Bergsteigen.
„Seit ich mich beworben habe, ist es, als hätte jemand einen Turbo-Knopf an meinem Hinterkopf gedrückt. Ich habe ohne Ende Energie und gebe einfach alles, um mir diesen Traum zu ermöglichen.“ Die Begeisterung für die Sache sprudelt nur so aus ihr heraus. Aber was, wenn es nicht klappt? „Ach, das wäre wirklich traurig. Aber ich habe mehrere Pläne B: Wenn es nicht klappt, mache ich zum Beispiel einen Pilotenschein.“
Wenn es aber klappt, dann geht für Patricia Schneider ein großer Traum in Erfüllung. „Wenn man die Herausforderungen, die sich stellen, annimmt, dann wächst man daran. Die Erfahrung habe ich bis jetzt immer gemacht.“
Der Flug geht zur Internationalen Raumstation ISS, dort wird die Kandidatin sich zehn Tage lang aufhalten. Und Patricia Schneider hätte für die Schwerelosigkeit ganz besondere Pläne: „Ich will da oben unbedingt eine kleine Schwebebahn schweben lassen! Ich habe schon alles durchdacht, erst würde ich hier in Wuppertal die Geräusche der Bahn aufnehmen und die dann unter die Bilder von der ISS legen.“