Einhorn-Apotheke schließt nach 150 Jahren
Inhaber gibt das Geschäft aus Altersgründen auf.
Oberbarmen. Hendrik Knieriem (68) hat sein gesamtes Berufsleben — rund 40 Jahre — in der traditionsreichen Apotheke in Oberbarmen verbracht. Am Samstag schließt das Geschäft. Für viele Kunden war dieses ein wichtiger Anlaufpunkt im Stadtteil.
„Die Apotheke wurde im Jahr 1865 gegründet. Mein Vater, Helmut Siepermann, hat hier 1946, direkt nach dem Krieg angefangen. Er wurde später auch Pächter“, erinnert sich Heike Knieriem, die Ehefrau des Apothekers. „Die Berliner Straße wurde 1962 verbreitert und das ursprüngliche Gebäude abgerissen, sodass die Einhorn-Apotheke einen neuen Standort erhielt.“
Hendrik Knieriem fing nach seinem Staatsexamen im Jahre 1976 an, bei seinem Schwiegervater zu arbeiten. „Ich habe die Apotheke 1986 als Pächter übernommen und 1992 gekauft“, berichtet er. Knieriem schließt sein Geschäft aus Altersgründen. Es kommen aber auch weitere Umstände hinzu. „Es gibt zu wenig Ärzte in Oberbarmen und drei Apotheken im Umkreis sind einfach nicht wirtschaftlich. Unsere drei Kinder haben sich beruflich anders orientiert und können die Apotheke nicht übernehmen.“ Die Kunden bedauern die Entscheidung. „Viele Leute sagten: ‘Sie schließen, das können Sie doch nicht machen.’“, berichtet Angestellte Regina Nickoleit. Der Grund für die hohe Kundenbindung sei die persönliche Atmosphäre. Zu dieser trägt bei, dass mache Mitarbeiter bereits seit Jahrzehnten in der Apotheke arbeiteten.
„Die Apotheke war eine soziale Station im Stadtteil“, berichtet Heike Knieriem. „Neben der verlässlichen Versorgung mit Arzneimitteln, fanden die Kunden hier Beratung zu allen Fragen der gesunden Lebensweise. Darüber hinaus haben viele Kunden meinem Mann und den Mitarbeitern persönliche Sorgen anvertraut und diese auch besprochen.“ Nicht selten halfen die Mitarbeiter, Anträge auszufüllen oder eine Wohnung für Menschen mit Behinderung zu finden. Obwohl sich Hendrik Knieriem auf mehr freie Zeit freut, fällt ihm die Schließung seiner Apotheke sehr schwer. Um seinen Kunden den Übergang zu erleichtern, wird er stundenweise in der Wupper-Apotheke auf der anderen Straßenseite aushelfen. „Meine Kunden können dann weiterhin zu mir kommen.“