Brauchtum Abstand und Internet: Ein besonderes Osterfest für Wuppertal
Wuppertal · Die Gemeinden suchen den Kontakt zu ihren Mitgliedern nicht nur über das Netz. Es gibt Hausbesuche und Ostertüten.
Ostern ist für die Christen in Wuppertal normalerweise ein Fest. Das höchste im Kirchenjahr. Doch diesmal ist alles anders – durch Corona. Wirklich gefeiert werden, also in Gemeinschaft, darf nicht. „Nächstenliebe wird praktiziert, in dem man auf physischer Distanz bleibt“, sagt Pastoralreferent Werner Kleine. Auch Holger Pyka, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Uellendahl-Ostersbaum, spricht von einem „anderen Ostern und einem anderen Gemeinschaftsgefühl“. Die Katholische (rund 77 000 Mitglieder) und Evangelische Kirche (rund 93 000) in Wuppertal stehen vor Herausforderungen, gerade jetzt vor den Feiertagen. Kleine nennt es „eine Zeit der Kreativität“.
Vieles läuft virtuell ab. In einigen Gemeinden, ob katholisch oder evangelisch, findet zum Teil das Gemeindeleben schon seit Beginn der Auflagen im Internet statt. „Mini-Andachten, Gottesdienste und musikalische Beträge sind jeweils auf den Gemeinde-Homepages veröffentlicht“, sagt Nikola Dünow vom Ev. Kirchenkreis. Pfarrer Pyka wird zum Beispiel am Donnerstag, 18.30 Uhr, mit einem – vorher aufgezeichneten – Gottesdienst über Youtube bei seinen Mitgliedern präsent sein. Live gibt es dann zudem die Möglichkeit zum Chat.
„Es ist traurig und schmerzt, wenn sich die Gemeinden nicht zur Feier des Osterfestes versammeln dürfen“, sagt Stadtdechant Bruno Kurth. Deshalb gehe auch die Katholische Kirche vermehrt online. Doch den „typischen“ Kirchgänger, der ja eher älteren Semesters sei, erreiche man nicht unbedingt, räumt Werner Kleine ein.
Für die Gemeindemitglieder seien deshalb am Palmsonntag zum Beispiel kleine Ostertüten gepackt worden. Inhalt unter anderem ein Palmzweig und eine Osterkerze, außerdem kleine Infobroschüren. „Das kam sehr gut an“, sagt Stadtdechant Bruno Kurth.
Die Gemeinden erlebten jetzt zwar einen Schub in Sachen Digitalisierung und Kreativität. Aber auch bekannte Kommunikationsformen werden wieder gepflegt. Telefonketten oder Telefonseelsorge, wie Kurth anführt. Die City-Kirche bietet zudem ein Heftchen zum Download an, in dem auf 23 Seiten erklärt wird, wie Ostern für zu Hause „kompatibel“ gemacht werden kann, sagt Kleine.
Briefkastenpredigten oder Anleitungen für den Gottesdienst zu Hause haben auch die Evangelischen Gemeinden vorbereitet, wie Dünow erklärt. „Oder sie bieten ,Gottesdienste to go’ an, die zum Mitnehmen auf Wäscheleinen vor den Kirchen aushängen – wie in den Gemeinden Beyenburg-Laaken oder Heckinghausen.“
Hausbesuche mit
gebotenem Abstand
Ähnliches habe man erfolgreich auch am Uellendahl praktiziert, erzählt Pyka, der zwar überzeugt ist, dass heutzutage viele Gemeindeglieder Zugang zum Internet haben – „auch die älteren“ –, aber eben nicht alle. Viele Gemeinden, sowohl evangelisch als auch katholisch, haben deshalb die Sprechzeiten per Telefon ausgeweitet. Pfarrer und Mitglieder machen auch vermehrt Hausbesuche – im gebotenen Abstand.
In Zeiten, in denen gefordert sei zu Hause zu bleiben, dürfe das die Kirche nicht konterkarieren, sagt Pyka. Man müsse aktuell das Verbot für Gottesdienste mit Publikum akzeptieren. Das sieht auch Werner Kleine so. Zumindest einige Kirchen seien ja offen, so der Pastoralreferent. Er appelliere aber an die Gläubigen, sich an die Auflagen zu halten.
Das gilt zum Beispiel für die Kirche St. Maria Magdalena. „Am Palmsonntag war auch gut was los“, sagt Bruder Dirk vom Kloster. Aber: Alle Besucher hätten vorschriftsgemäß die Abstände beachtet und eben auch gewartet, wenn es mal enger wurde. Und von den Osterbräuchen wird er auch in Corona-Zeiten nicht ablassen. Am Karfreitag hängt Bruder Dirk die Eierkrone auf, vor der Kirche gibt es einen kleinen Ostergarten. Und weil sich der Weihnachtsbaum so gut gehalten habe, wurde er kurzerhand noch mit Osterschmuck behängt.