Ämter überlastet: Wuppertaler brauchen starke Nerven
Sowohl in Barmen als auch auf Lichtscheid gibt es erhebliche Mängel im Ablauf.
Wuppertal. Wer in diesen Tagen einen Blick in den Wartesaal des Straßenverkehrsamtes an der Müngstener Straße 10 auf Lichtscheid wirft, den erwartet stets das gleiche Bild: Zahlreiche Menschen sitzen dicht gedrängt auf den Stühlen oder lehnen an der Wand. In unregelmäßigen Abständen wandern ihre Blicke sehnsüchtig auf die Monitore, die den aktuellen Stand der Wartenummern anzeigen. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, springt eine Zahl um. Die Stimmungslage der Anwesenden: hoffnungsfroh, gelangweilt und genervt.
„Das Warten zieht sich unheimlich. Ich bin 35 Minuten hier, und in dieser Zeit ist die Wartenummer nur von 158 auf 160 gesprungen“, sagt Cornelia Schmidt (Name geändert) und blickt auf ihre Marke mit der „169“.
Beim neuen Straßenverkehrsamt gibt es zwar keine Platzprobleme mehr, die Wartezeiten für die Kunden haben dagegen in letzter Zeit phasenweise neue Dimensionen erreicht. Laut Michael Wolff, Leiter des Ordnungsamtes, hat das mehrere Ursachen: „Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Zulassungsvorgänge um neun Prozent erhöht.“ Im Zusammenspiel mit den aktuell erheblichen Personalproblemen aufgrund von Urlaubszeiten und zum Teil langfristigen Krankheitsfällen sei dies eine problematische Kombination.
Auf einen Reservepool könne man aufgrund des Personalabbaus der Stadt nicht zurückgreifen, momentan unbesetzte Stellen seien auch wegen fehlender Bewerber nur schwierig zu besetzen.
Nicht nur deshalb musste die Ausgabe der Wartemarken in den letzten Wochen zweimal vorzeitig gestoppt werden. „Das ist ärgerlich für die Kunden, aber wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, die um 7 Uhr beginnen und sonst erst unzumutbar spät nach Hause kommen würden“, erklärt Wolff.
Im absoluten Notfall sei sogar eine Verkürzung der Öffnungszeiten eine Option. Neben einer Praktikantin, die die überlasteten Mitarbeiter unterstützt, wird ab 1. September eine neue Mitarbeiterin ihren Dienst antreten.
Ein paar Kilometer weiter im Einwohnermeldeamt am Steinweg ist die Situation ähnlich unbefriedigend. Dort ist der Wartebereich zeitweilig sogar so sehr überfüllt, dass die Leute vor dem Eingang warten müssen. Auch Christian Wert (28), der sich ummelden will, hat nur draußen einen Platz auf der Mauer gefunden: „Ich sitze hier jetzt 40 Minuten und rechne mit weiteren 40 Minuten. Mindestens.“
Zumindest das Platzproblem im Einwohnermeldeamt soll ab dem 1. September der Vergangenheit angehören. Dann soll der neue Abholbereich in der 1. Etage, der sich derzeit noch im Umbau befindet, in Betrieb genommen werden. „Dadurch, dass dann nur noch die Antragsteller ins Erdgeschoss müssen, soll es bei uns wenigstens leerer aussehen“, erklärt Michael Mehler, Leiter der Meldebehörde.
An den langen Wartezeiten wird sich allerdings — aus ähnlichen Gründen wie beim Straßenverkehrsamt — in absehbarer Zeit nichts ändern. „Auf den etwa ums Dreifache gestiegenen Arbeitsaufwand durch den neuen Personalausweis samt Beratung hat das ebenso wenig Einfluss wie auf unsere Personalprobleme“, sagt Mehler. Ebenso wie im Straßenverkehrsamt sei die Ausgabe der Wartemarken an besonders stark frequentierten Tagen deshalb bereits frühzeitig eingestellt worden. „Die Situation ist extrem und unbefriedigend — sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter“, sagt Mehler.
Ab dem 1. September kommt auf das Einwohnermeldeamt am Steinweg sogar noch mehr Arbeit zu: Dann werden einige bisherige Aufgaben aus den Stadtteilen in das Amt verlagert und auch die Bürger, die zuvor die Bürgerbüros Cronenberg, Langerfeld / Beyenburg, Ronsdorf und Vohwinkel genutzt haben, müssen dort ihre Personalausweise und Reisepässe beantragen.