Bilder erzählen Stadtgeschichte Wuppertal war für das Paar Christo und Jeanne-Claude eine Reise wert
Sie waren ein beeindruckendes Paar: Christo und Jeanne-Claude. Im September 1993 statteten die weltberühmten Verpackungskünstler dem Von der Heydt-Museum einen Besuch ab und wurden von der damaligen Direktorin Sabine Fehlemann durch die Sammlung und Ausstellung geführt.
WZ-Fotograf Kurt Keil war dabei und hielt im Bild einen Moment fest, der viel über das weltberühmte Künstlerpaar verrät, das knapp zwei Jahre später mit der Verhüllung des Reichstags ein Projekt umsetzte, das Geschichte geschrieben hat.
Spektakuläre Projekte wie die Verhüllung der Brücke Pont Neuf in Paris, der „Running Vence“ in Kalifornien oder der „Valley Curtain“ in Colorado wurden lange in der breiten Öffentlichkeit allein mit dem Siegel „Christo“ versehen. Dass sich Christo und Jeanne-Claude immer Hand-in-Hand ergänzten - so wie auch an diesem Tag im Von der Heydt-Museum - wurde oft verkannt. Besucher des Von der Heydt-Museums kennen die Treppe, die es auf dem Weg zu den Kunstschätzen zu erklimmen gilt. Und vielleicht zeigt dieser Moment nicht ganz zufällig den erwartungsvollen Blick von Christo in Richtung der Kunstwerke, während sich seine Partnerin Jeanne-Claude zunächst einmal der Gastgeberin Sabine Fehlemann zuwendet.
Kurt Keil ist der Rundgang durch das Museum in Erinnerung geblieben, denn die Besucher nahmen sich dafür eine knappe Stunde Zeit. „Museumsdirektorin Sabine Fehlemann sprudelte bei dem Rundgang nur so vor Ideen, was man in Wuppertal spektakulär verpacken könnte: Das Von der Heydt-Museum, den Sparkassenturm, das Elberfelder oder das Barmer Rathaus. Die Unterhaltung lief auf Englisch, Französisch und etwas Deutsch. Der Meister hörte geduldig zu“, so Kurt Keil.
Mit der Verhüllung des Reichstages 1995 konnten die beiden wenig später Pläne umsetzen, die sie über einen Zeitraum von 23 Jahren hartnäckig verfolgt hatten. Eine Steigerung in Wuppertal wäre schwer denkbar gewesen - wenn überhaupt wohl nur mit der Verhüllung der Schwebebahn. Zu einem Projekt des Künstlerpaares in Wuppertal kam es nicht, aber die Verbindung riss nicht völlig ab. Bei den Gates im New Yorker Central Park kam die WGF Colcoton-Garn Hasenack & Co. KG aus Beyenburg bei der Herstellung von Stoffbahnen zum Einsatz. 2016 bei dem Projekt Floating Piers auf dem Iseosee wurde bei der Produktion der Stege Polyamidgarn der Wuppertaler PHP Fibers verwandt. Gefärbt wurde dieses Garn von dem Wuppertaler Unternehmen Gebrüder Wylach.
Die Familie Rosenkranz
öffnete Christo viele Türen
Jeanne-Claude starb 2009, seit dem 31. Mai trauert die Kunstwelt um Christo. Anlässlich seines Todes veröffentlichte NDR-Kultur ein Interview von Martin Tschechne mit Christo aus dem Jahr 2010. Darin erinnert sich der in Bulgarien geborene Künstler an seine Anfänge. „Ich entkam 1956, aber in Paris hatte ich schwierige Zeiten. Ich lebte von meinen Porträts, aber meine eigentlichen Arbeiten wollte niemand kaufen, verhüllte Objekte, Dosen etwa. Ich hatte dann eine Adresse außerhalb von Paris, sein Vater war ein Studienfreund meines Vaters in Wien gewesen. Ich schrieb diesem Herrn Rosenkranz, und eines Tages standen er und seine Frau Edith vor meiner Tür und luden mich zu sich nach Wuppertal ein. Rosenkranz war Sammler, und in seinem Haus begegnete ich Nam June Paik, Karl-Heinz Stockhausen, Mary Baumeister. Er kaufte meine Arbeiten, und so kam es auch, dass meine erste Ausstellung in Deutschland war.“
Allen Projekten von Christo und Jeanne-Claude ist gemein, dass sie aus eigenen Mitteln finanziert wurden und vergänglich sind. Was von ihnen bleibt, sind die Erinnerungen, Zeichnungen und Fotografien.
Aktuell ist im Von der Heydt-Museum die Ausstellung „MEHR: WERT Die Sammlungen der Stadtsparkasse Wuppertal und des Von der Heydt-Museums im Dialog“ zu sehen. Eines der ausgestellten Werke stammt von Christo. Besser gesagt: von Christo und Jeanne-Claude.