Alt-Punker Extrabreit machen Lärm in der Börse
Die Hagener Band bot Klassiker wie „Rote Rosen“ und neue Songs zum Thema Älterwerden.
Wuppertal. Einer ihre größten Erfolge hieß "Hurra, Hurra die Schule brennt doch am Freitagabend brannte nicht einmal ein Klassenzimmer geschweige denn die Börse. Denn beim Konzert von Extrabreit, immerhin eine der kommerziell erfolgreichsten Bands der Neuen Deutschen Welle, fanden weniger als 200 Gäste den Weg in den Blauen Saal.
Zwar wurden diejenigen die gekommen waren, mit einer zweistündigen Darbietung belohnt , doch auf "Hurra, Hurra, die Schule brennt" mussten sie dennoch verzichten. Ein durchaus verzeihlicher Umstand angesichts der Tatsache, dass der Schulbesuch bei den meisten Gästen ohnehin nur noch eine blasse Erinnerung darstellen dürfte.
Und auch, weil die Band um den 51-jährigen Sänger Kai "Havaii" Schlasse ansonsten alles aufbot, was ihre Karriere je zutage gefördert hat. Vermischt mit dem aktuellen Tagesgeschäft, welches auf den Namen "Neues von Hiob" horcht und allen Unkenrufen zum Trotz einen erneuten Höhepunkt in der nunmehr 30-jährigen Karriere der "Breitinis" darstellt.
Insofern war die Erwartungshaltung an die neuen Songs viel größer als an die Darbietung der Klassiker wie "Flieger", "Polizisten" oder "Rote Rosen". Leider wurde das Hörvergnügen bereits vorab stark eingeschränkt. Denn der Sound in der Börse gehorchte dem Motto "Hauptsache laut". Das, was die Musiker im einzelnen zu bieten hatten, ging leider in einem Brei von Sound unter. Ob dieses klanglichen Missgriffs war die Darbietung der Band, die sich mittlerweile als die "Good Old Boys" - ein Bandname aus dem Film "The Blues Brothers" - bezeichnen, aller Ehren wert.
Gitarrist Stefan "Kleinkrieg" Klein, das einzig verbliebene Gründungsmitglied, setzte die Akzente, übertrieb es nicht mit seinen Soli sondern demonstrierte mit viel Spielfreude, dass das Quintett aus Hagen immer noch seine Wurzeln im Punk hat. Und genau hier liegen die Stärken der Songs des neuen Albums "Neues von Hiob". Denn die Ü-50-Truppe geht das Thema Älterwerden in Songs wie "Küss mich" oder "Lärm" mit viel Selbstironie an.
Natürlich ist ein Extrabreit-Konzert auch immer eine Zeitreise in die Frühphase der Achtziger Jahre aber Kai Havaii & Co. haben durchaus verstanden, dass zeitgemäße Relevanz nicht zwangsläufig mit dem Älterwerden verloren gehen muss. Sie wissen genau, wo sie stehen und sie bedienen ihre Klientel mit dem, was sie können. Nicht mit dem, was man von ihnen erwartet. Genau dieser Umstand bewahrt sie vor der Beliebigkeit und genau deswegen sind ihre Konzerte immer noch ein Lustgewinn.