Angela Denoke entführt in die 30er
Die Star-Sopranistin zeigte beim Konzert mit den Sinfonikern ihr Können und begeisterte mit Hits aus den Filmzentren Babelsberg und Hollywood.
Nun war Angela Denoke auch einmal in Wuppertal. Die Sopranistin, die 1999 zur Sängerin des Jahres ernannt und zehn Jahre später als österreichische Kammersängerin gekürt wurde, ist auf den renommiertesten Opern- und Konzertbühnen der Welt zu Hause. Fraglos gehört sie zu den Top Ten der Sängerinnen in Deutschland. Jedoch hatte sie keine der Hochkultur nahestehenden Rollen oder Lieder mit im Gepäck, als sie im ausverkauften Großen Saal der Stadthalle auf der Bühne erschien. Ihre Passion ist nämlich die Ära der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts, als aus den Filmzentren Babelsberg und Hollywood unvergessene Musik kam. Solche Lieder aus dieser Zeit präsentierte sie und sorgte so mit für ein kurzweiliges, beschwingtes städtisches Neujahrskonzert mit dem passenden Titel „von Babelsberg bis Beverly Hills“.
Kultiviert-agil legte zunächst das Sinfonieorchester Wuppertal los, mit George Gershwins Ouvertüre zu seinem Musical „Girl Crazy“. Unter der locker-tänzelnden und exakten Leitung von Generalmusikdirektorin Julia Jones kam das Stück elektrisierend, dynamisch von der Bühne. Genauso mitreißend und schwungvoll spielten auch zwischendurch die Sinfoniker Emmerich Kálmáns Ouvertüre zu seiner Operette „Die Czardasfürstin“, als Orchesterfassungen Werner Richard Heymanns „Ein Freund, ein guter Freund“ und „There’s No Business Like Show Business“ aus Irving Berlins Musical „Annie Get Your Gun“. Dann ging es — ebenfalls rein orchestral — mit „Salome“ von Robert Stolz und „Camel“ aus der Feder von Tal Balshai märchenhaft in den Orient. Die Evergreens kamen richtig gut an, zumal einige Orchestermitglieder mit erst-klassigen solistischen Einlagen glänzten.
Höhepunkte waren aber die Auftritte von Denoke, die unter der aufmerksamen Stabführung von Jones vom Orchester mitatmend begleitet wurde. Wer kennt sie nicht, die Schlager wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“, Kurt Weills „September Song“ und „Jede Frau hat irgendeine Sehnsucht“? Die hervorragenden Arrangements stammen von Tal Balshai, Denokes kongenialer Partner hinsichtlich solcher Programme. Er war an diesem Abend auch der bestens disponierte Mann am Klavier.
Kokett schlenderte sie bei diesen und den anderen Schnulzen zwischen den Streichern hin und her, flirtete mit dem einen oder anderen, streichelte sie zärtlich. Beim Konzertmeister setzte sie sich sogar auf den Schoß. Natürlich wurden deshalb manche Lachmuskeln bei den Zuhörern nicht verschont. Doch ihr Gesang beeindruckte noch mehr. Ihr jugendlich-dramatischer Sopran war ungemein wandlungsfähig, locker-leicht in jeder Stimmlage und Lautstärke. So brachte sie jede in den Liedern steckenden Stimmungen klar zum Ausdruck: eine gute Portion Melancholie, leichtfüßige Champagnerseligkeit oder erotische Anziehungskraft. Wer sich davon frei machen konnte, dass die Oldies populär wurden durch verrauchte, leicht anrüchige Stimmen, kam voll auf seine Kosten. Denn dass deren Interpretation auch mit einem reinen Gesang vollends gelingen kann, stellte sie eindrucksvoll unter Beweis.
Ohne drei Zugaben ging der erstklassige musikalische Neujahrsempfang natürlich nicht zu Ende, bei dem Oberbürgermeister Andreas Mucke allen für 2018 Glück, Gesundheit und Gottes Segen wünschte. Darunter war selbstredend ein Klatschmarsch. Das Publikum machte kräftig mit. Auch die Starsängerin ließ sich nicht zweimal bitten. Gekonnt säuselte sie mit Orchesterbegleitung „Ich werde jede Nacht von ihnen träumen“ aus dem Film Gasparone nach der gleichnamigen Operette von Carl Millöcker. Und mit Balshai am Flügel kam Marlene Dietrich zu Wort: „Leben ohne Liebe kannst du nicht“ stellte Denoke zu guter Letzt fest.