Stefan Walz begeistert mit seinem Night-Radio

Das Mitglied des Wuppertaler Schauspielensembles spielte im Theater am Engelsgarten groß auf.

Foto: Andreas Fischer

Es ist morgens kurz vor sieben, 14. Juli 2018; es soll der heißeste Tag des Jahres werden. Aristoteles Buenaventura hatte die ganze Nacht sein Nightradio durchmoderiert, saß schon — nach einer Zwölfstundenschicht — im Auto um seinen wohlverdienten Feierabend/morgen zu genießen. Und dann das. Prince Hughey, der Moderator der Morningshow, ist auf der Toilette zusammengebrochen und Buenaventura wird zurück ans Mikro gerufen: „Okay — ich zurück —, Finger in die Steckdose, plugged in. Und hier bin ich wieder Freunde, jetzt mit Nightradio 2, von morgens um sieben bis um 14 Uhr.“

Es wird eine ganz lange Schicht werden, die der fiktive Radiomoderator mit viel guter Musik, absoluter Coolness, aber auch reichlich Schweiß bei Hitze um die vierzig Grad, durchrocken wird. Und sie wird noch länger dauern als geplant. Denn später stellt sich heraus, dass auch die Moderatorin der Folgesendung verhindert ist. Pech für Aristoteles, Glück für sein Publikum! Nicht nur das an den — gedachten — Radioempfängern, auch für das ganz reale im Theater am Engelsgarten.

Die Geschichte um „Nightradio 2: Plugged In“ steht. Stefan Walz — sein Nightradio ist wirklich schon Kult — hat für sein Alter Ego Aristoteles Buenaventura wieder ein wunderbar unterhaltsames und nicht selten trotz gewisser Ironie tief in das Herz gehendes Programm zusammengestellt. Mit Songs, die Walz offensichtlich sehr liebt und genauso viel Liebe singt: „Everybody wants somebody to love“, Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“, „Svalutation“ von Adriano Celentano, oder auch „Highway to Hell“, als Hommage an Malcolm Young, beispielsweise.

Mit viel Empathie interpretiert er seine Setlist an seiner Gitarre, die er mit mancherlei Effektchen den jeweiligen Stilen anpasst. Er ist halt Plugged In! So etwa bei „Little Maggie“ verwandelte sich seine Gitarre in ein Banjo.

Mit warmer, angenehm rauer Stimme, die aber ausgesprochen wandlungsfähig ist, betört Walz sein Publikum immer wieder mit einer neuen musikalischen Facette, mit einer neuen stilistischen Nuance. Man spürt, hier ist nicht nur ein Schauspieler in seinem Element, Walz ist auch Musiker und Sänger durch und durch. Spielt und singt in Musicals, Rockbands und Jazzformationen. Interpretiert die Songs mit einem subtil dosierten eigenen Einschlag. Dabei durchschreitet er während seines Programms im Grunde eine kleine musikalische Weltgeschichte zwischen Rock, Swing und Blues. Von Robert Johnson „Crossroad“ bis in die Welt des Reggae.

Zwischendurch heißt es, neben Anekdötchen und Geschichten aus Buenaventuras Leben und herrlich griffigen Anmoderationen mit viel Humor, immer wieder „Relax, enjoy and smile“; das über allem stehende Motto und eigentlich die sublime Botschaft hinter der Kunstfigur. Jene verkörpert der Schauspieler des Ensembles der Wuppertaler Bühnen mit durch jede Pore gehende Hingabe. Und das kommt wirklich gut an. Selbstverständlich gab es tosende Beifallsbekundungen im ausverkauften Theater und als Dank auch eine besondere Zugabe mit einer speziellen Gitarre — die im Dunkeln leuchtet.

Ganz am Ende stand noch eine Bitte — Walz und sein Team sammeln für das Kinderhospiz Burgholz. „Wir haben immerhin mit diesen zwei Dosen und zwei Jahren Spielzeit schon ein bisschen mehr als 4000 Euro zusammen gekriegt“, erklärt er. So konnte jeder am Ausgang nach der Show, auch noch etwas Gutes tun. Besser hätte man das Jahr 2017 nicht beschließen können, oder?

“ Weitere Aufführungen: Sonntag 21.1.2018, 21 Uhr. Freitag 16.2.2018, 19.30 Uhr. Samstag 24.3.2018, 19.30 Uhr. Theater am Engelsgarten