Arbeitslose als Pflegekräfte: „Das ist keine Pille-Palle-Arbeit“

Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke pflegen. Experten kritisieren vor allem die kurze Qualifizierungsphase.

Wuppertal. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will Langzeitarbeitslose für die Betreuung von Demenzkranken in Pflegeheimen einsetzen. Sie sollen nach einer kurzen Fortbildung zusätzlich zu den regulären Pflegefachkräften eingesetzt werden und den Patienten vorlesen oder mit ihnen spazierengehen. Dafür sucht die BA bis zu 10000 Bewerber für Pflegeassistenten-Jobs.

Hintergrund ist das neue Pflegegesetz, das seit Juli gilt: Danach dürfen Pflegeheime künftig pro 25 Demenzkranken eine zusätzliche Pflegekraft einstellen. Kritiker empören sich, dass die Pflege von Dementen mit Basteln und Vorlesen gleichgesetzt werde und fordern vor allem eine intensivere Schulung.

Horst Bürgener, Vorsitzender des Arbeitskreises Pflege der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege in Wuppertal, begrüßt grundsätzlich mehr Personal für die Betreuung der Dementen. Aber er beurteilt den Vorstoß auch kritisch: "Demenzkranke und Menschen mit geistiger Erkrankung sind der anspruchsvollste Kreis von Pflegebedürftigen." Bei den Betroffenen handele es sich nicht etwa "nur" um liebe nette Omis, denen vorgelesen werden müsse, sondern auch um Menschen mit "Weglauftendenz" und teilweise aggressivem Verhalten.

BA und Gesundheitsministerium würden fälschlicherweise den Eindruck vermitteln, Langzeitarbeitslose seien für diese höchst anspruchvolle Arbeit leicht zu qualifizieren. Für die Aufgabe sei eine starke Qualifikation und ebenso enge Anleitung erforderlich. Die in Frage kommenden Langzeitarbeitslosen müssten psychisch stabil sein und hohe Sozialkompetenz und Empathie mitbringen.

"Das ist keine Pille-Palle-Arbeit", sagt auch Thomas Lenz, Chef der Wuppertaler Arge, und fügt an: "Das funktioniert nur, wenn Altenpfleger, die etwa aus gesundheitlich Gründen arbeitslos sind, neu geschult werden. Keinesfalls mit Berufsfremden." Laut Lenz gibt es im Bereich der Arge Wuppertal etwa 40 Personen, die für einen solchen Einsatz geeignet wären. Lenz: "Das sind dann ganz normale Arbeitsplätze und keine 1-Euro-Jobber."