Langzeitarbeitslose in der Pflege - Pro und Contra

Pro: Je mehr Menschen in den Pflegeheimen mithelfen, umso besser. Zwingende Voraussetzung ist eine fundierte Ausbildung der Langzeitarbeitslosen.

(Von Nikola Dünow)

Arbeit genug gibt es in den Pflegeheimen. Jede zusätzliche Hilfe ist willkommen. Deshalb ist der Vorstoß, zusätzliche Pflegeassistenten einzusetzen, der mit der Pflegereform ermöglicht wurde, eindeutig richtig. Schon jetzt leisten viele Ehrenamtliche oder sogenannte Ein-Euro-Jobber wichtige unterstützende Arbeit in den Einrichtungen, indem sie alten Menschen vorlesen oder mit ihnen basteln - immer als Ergänzung zum geschulten Pflegepersonal. Allerdings werden diese zusätzlichen Kräfte eher für die rüstigen Senioren und die leichteren Fälle eingesetzt, zu denen die Demenzkranken eben gerade nicht gehören - das zeigt die Erfahrung der Häuser in Wuppertal. Auch geht es weit an der Realität vorbei, zu glauben, dass sich die Pflege der altersverwirrten Menschen aufs Vorlesen beschränkt.

Pflegeassistenten können den Alltag der Pflegebedürftigen und den des Pflegepersonals nur dann sinnvoll entlasten, wenn sie gut geschult sind, auf ihre Aufgabe vorbereitet werden und natürlich wenn sie die notwendigen sozialen Kompetenzen mitbringen. Mit einem 160-Stunden-Kurs und Praktika ist es nicht getan. Deshalb müssen Bundesagentur für Arbeit und Gesundheitsministerium ihren Vorschlag überarbeiten und sicherstellen, dass er nicht zu Lasten der Pflegebedürftigen geht.

(Von Robert Maus)

Würden Sie sich von Ihrem Automechaniker die Haare schneiden lassen? Kämen Sie auf den Gedanken, Ihren Bäcker die Hemden bügeln zu lassen? Wohl kaum. Aber die Eltern oder die Großeltern könnten bald von Menschen gepflegt werden, die den Umgang mit alten und demenzkranken Menschen während eines Crash-Kurses erlernten - es sei denn, es werden nur Langzeitarbeitslose neu geschult, die als Altenpfleger ohne Job sind.

Darauf hofft auch Thomas Lenz, Chef der Wuppertaler Arge. Seiner Einschätzung nach sollen nur Menschen im Bereich der ergänzenden Pflege eingesetzt werden, die in diesem Beruf einmal ausgebildet wurden. Das ist richtig und das ist auch einer der großen Schwachpunkte der Idee von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Was geschieht, wenn es nicht ausreichend qualifizierte Bewerber gibt? Muss dann doch der arbeitslose Bäcker pflegen?

Man mag es sich gar nicht vorstellen, zu welchem Missbrauch eine solche Initiative einlädt. Alten- und Pflegeheime stehen unter gigantischem Kostendruck. Schon heute wird die ausreichende Zahl ausgebildeter Altenpfleger vorwiegend dadurch realisiert, dass eine 50-Prozent-Quote vorgeschrieben ist. Fertig ausgebildete und neu geschulte Altenpfleger zum Billig-Tarif - warum dann noch selbst ausbilden?