Abschied Archäologe Dieter Vieweger verabschiedet sich nach 32 Jahren von der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal

Wuppertal · Am Donnerstag gab er im Audimax vor zahlreichen Weggefährten, wissenschaftlichen Kollegen, Studierenden und Förderern seine Abschiedsvorlesung.

Er ist Theologe, Archäologe und Nahost-Experte: Am Donnerstag wurde Prof. Dr. Dieter Vieweger von der Kirchlichen Hochschule verabschiedet.

Foto: Kevin Bertelt

Er begegnete biblischen Königen und Kaisern, Juden und Christen, legte mit seinen Teams Kirchen, Straßen und Kanäle frei, aber auch Massengräber, die auf einem historischen Massaker basierten. Sie forschten, dokumentierten und legten Sammlungen an und doch „finden wir als Archäologen nur Stimmen und Zeugen einer vergangenen Zeit“, sagt Dieter Vieweger. 23 Jahre lang war er Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal. Am Donnerstag gab er im Audimax vor zahlreichen Weggefährten, wissenschaftlichen Kollegen, Studierenden und Förderern seine Abschiedsvorlesung.

„Archäologie ist eine sehr politische Angelegenheit“

Dieter Vieweger wurde 1958 in Chemnitz geboren. Nach einem Studium der Evangelischen Theologie in Leipzig wurde er Mitte der 80er-Jahre Pfarrer an der St. Thomaskirche in Leipzig und nahm daneben erste Lehraufträge an. Er war seit 1993 Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal, zeitweise deren Prorektor und Rektor. Von 1993 bis 1998 studierte er Archäologie in Frankfurt und wurde 1999 Direktor des Biblisch-Archäologischen Instituts der Uni Wuppertal. Seit 2005 leitet er zudem das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes in Jerusalem und Amman.

„Die Zahl der Gäste zeigt, welches Netzwerk Sie aufgebaut haben“, betonte Volker Haarmann, Vorsitzender des Kuratoriums der Kirchlichen Hochschule. „Das ist eine besondere Gabe.“ So dankte Vieweger unter anderem den diversen Förderern, von denen er insgesamt 14 Millionen Euro für die Finanzierung seiner Grabungen erhalten habe. „Ein Ruhestand“, wagte Volker Haarmann zu vermuten, „wird es nicht werden, dazu haben wir schon von zu vielen Projekten gehört“. Vieweger wird in den nächsten zwei Jahren weiterhin als Direktor des Instituts in Jerusalem tätig sein. Am Dienstag gehe es bereits wieder zurück, offenbarte er.

Archäologie sei eine sehr politische Angelegenheit: „Seit ich die israelische und jordanische Bürokratie kennengelernt habe, liebe ich die deutsche“, so der 66-Jährige. „Aber wenn dann ein Gelände für uns freigegeben wird, macht es richtig Spaß“ – auch wenn mal 400 Leute zur Ausgrabungsstätte kämen, um zu demonstrieren.

Laura Wittig, ehemalige Studentin an der Kirchlichen Hochschule, begleitete Dieter Vieweger mehrfach nach Jerusalem. Von 2016 bis 2019 war sie dort Volontärin und an Ausgrabungen beteiligt, darunter am Zionsberg. Es sei eine Bereicherung gewesen, erinnert sie sich. Mit der Spitzhacke habe sie sich auf die Suche gemacht, bis sie eine historische Öllampe in der Hand hielt. Das Interesse an Archäologie trägt sie weiter in sich, zumal sie zurzeit ihr Vikariat in Xanten absolviert. Die lebhafte Art von Dieter Vieweger habe auch die Vorlesungen und Seminare geprägt. „Seine Leidenschaft hat sich auf uns alle übertragen.“

Mit dieser Leidenschaft richtete er auch einen Appell an die Gesellschaft: Durch seine Zeit in Israel habe sich sein Anspruch als Pazifist immens verstärkt. „Wer Krieg führt, denkt nicht daran, dass er ihn mit einem Kompromiss lösen kann.“ Doch dies sei letztlich die einzige Wahl. „Suche einen Kompromiss, solange du noch jemanden hast, mit dem du dich aussöhnen kannst.“

Und er sprach eine Einladung aus, das Institut, das sich auf dem Ölberg befindet und durch einen archäologischen Park ergänzt wurde, zu besuchen. „Es muss nur noch etwas friedlicher werden bei uns.“ Auch wenn er den größeren Teil seines beruflichen Lebens in Jerusalem verbracht habe: „Es waren zwei Heilige Berge – der Ölberg und der Heilige Berg der Hochschule – und wer will schon Recht sprechen, wo man hingehört?“