Campus Wuppertal Arrenberg: Bergische Uni hat Gründungszentrum geschaffen

Arrenberg. · An der Bärenstraße wurde vor kurzem ein Innovationslabor eröffnet. Dort sollen Studenten Gründungsideen umsetzen und sich mit der Wirtschaft vernetzen.

Tobias Rabenau ist Projektmitarbeiter im sogenannten Freiraum.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Die Uni hat einen weiteren Standort im Tal bezogen. Mit dem „Freiraum“ genannten Innovationslabor hat der Lehrstuhl für Unternehmensgründung und Wirtschaftsentwicklung der Uni einen Co-Working-Space, einen Raum für Unternehmensgründungen und Vernetzung an der Wupper, an der Schwebebahn gegründet – quasi im Herzen der Stadt. Das trifft auch insofern zu, als dass der 450 Quadratmeter große Kreativraum in der Alten Weberei auch wirtschaftshistorisch gewissermaßen in Wuppertals Mitte steht - der Textilindustrie.

Die Räume, die vorher von einer Digitalagentur genutzt worden sind, stehen jetzt Studenten und Uni-Mitarbeitern zur Verfügung. Hier sollen sich Uni-Angehörige mit ihren Gründungsideen beschäftigen, aber auch mit Ideen, die Unternehmen, Vereinen oder sozialen Projekten zugutekommen. Gelernt werden soll hier allerdings nicht. Projektmitarbeiter Tobias Rabenau nennt das „einen geschützten Raum“ für Gründungen und andere Ideen.

Den habe es zuvor eben nicht gegeben, erklärt Rabenau. Unterstützt von dem Dorothee Hannesschläger Stiftungsfonds habe man die Räume gefunden und angemietet. Über fünf Jahre fließen 450 000 Euro aus der Stiftung in das Projekt. Zusätzlich gibt es Unterstützung vom Jackstädtzentrum für Unternehmertums- und Innovationsforschung. Seit Mitte 2018 mussten Wände herausgenommen und Räume eingerichtet werden.

Seit Oktober ist der „Freiraum“ geöffnet. Offiziell wurde das erst mit dem Besuch von Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart im Juli.

Wer in die alte Weberei kommt, muss erst durch die Räume des EDV-Dienstleisters Bucs.It, um dann hinter einer Stahltür in den Uni-Kosmos zu gelangen. Dort findet der Besucher einen hellen Raum mit Kubussen und Sitzbänken. Dahinter beginnt der große Veranstaltungsraum – ohne trennende Wand dazwischen. Freiraum eben. Der Raum ist weitgehend leer, durch die offenen Stahlträger unter den schrägen Decken mit Deckenlichtern versprüht er alten Industriecharme. Dort ist Platz für bis zu 120 Gäste. Ohne sie ist der Raum aber eher spartanisch eingerichtet.

An der Wand hängt eine Pinnwand mit Steckbriefen der bisher dort arbeitenden Studenten und Berater. Gegenüber hängt das Logo, aus Pressholz gesägt, mit einer LED-Kette beleuchtet. Vieles dort ist selbst gemacht. Das Team legt Hand an, versprüht Gründergeist. Ein großer weiterer Raum mit Arbeitsplätzen ist auf der anderen Seite des Innenhofs zu finden. „Ganz vorne ist Platz, um sich zu finden und zu vernetzen“, sagt Rabenau, „dahinter ist Platz für Veranstaltungen. Und im letzten Raum können die Nutzer arbeiten“, erklärt er die Aufteilung.

Schon seit Oktober finden dort Veranstaltungen statt wie Pitch-Partys, bei denen Gründer ihre Ideen einem größeren Publikum vorstellen, oder Workshops zu Technik-Themen geben, von Power-Point über Suchmaschinen-Optimierung bis zu praktischen Übungen wie der Entwicklung eines eigenen internetfähigen Geräts. Viele dieser Veranstaltungen finden in Zusammenarbeit mit dem Techlab des Technologiezentrums W-Tec statt. „Unsere Veranstaltungen waren immer voll“, sagt Rabenau. „Obwohl wir keinen Parkplatz haben“, scherzt er dazu.

Das macht den Studenten und Unternehmern offensichtlich wenig aus. Sie zu verbinden ist Teil der Kernidee hinter dem „Freiraum“. Es soll ein „Matching“ erzeugt werden, Studenten und Unternehmer sollen sich in diesen Räumen annähern und kennenlernen. Die Idee und Erkenntnisse aus der Uni sollen so in die Unternehmen dringen. Das passt, ist doch der Wissenstransfer aus der Uni in die (vor allem Bergische) Wirtschaft unter Rektor Lambert T. Koch zu einer tragenden Säule des Selbstverständnisses der Uni geworden.

Rabenau sagt, dass die Region profitieren soll – nicht nur wirtschaftlich, auch sozial. Denn von hier aus sollen die Kompetenzen der Studenten eben nicht nur für Unternehmen, sondern darüber hinaus genutzt werden können. Jutta Uebelmann, die mit Gürdal Kilic eine studentische Unternehmensberatung als gemeinnützigen Verein gegründet hat, möchte zum Beispiel helfen, das betriebswirtschaftliche Know-how der Studenten etwa zu Vereinen zu tragen. Sie organisieren im Verein zum Beispiel Schulungen, damit Studenten das Werkzeug für Beratungen an die Hand bekommen und weitergeben können.

Noch gebe es erst rund 15 Nutzer, die dort ihre Gründungsideen voranbrächten, sagt Rabenau. Man müsse die Bekanntheit noch steigern. Dass der Standort abseits der Uni ein Nachteil sei, verneint Rabenau aber. Die Nähe zu den Elba-Hallen, zum Aufbruch am Arrenberg und zur Neuen Effizienz, die mit in den „Freiraum“ gezogen sind, sei gut für die neue Uni-Einrichtung. „Hier gibt es ein sehr starkes Netzwerk. Hier passen wir gut hin.“