Arzneimittel und Gift im Abwasser: Wuppertaler Klärwerk aufgerüstet

Hilft auf Dauer eine weitere Reinigungsstufe? Das soll ein Testlauf des Landes NRW in Buchenhofen zeigen. Er zielt speziell auf Schad- und Spurenstoffe.

Wuppertal. Müssen die Klärwerke landesweit aufgerüstet werden, um Rückstände aus dem Abwasser zu holen, die dort bislang nicht herausgefiltert werden? Um diese Frage zu beantworten, lässt die Landesregierung technische Verfahren testen — unter anderem im Klärwerk Buchenhofen.

In der Filteranlage des Wupperverbandes kommt Pulveraktivkohle zum Einsatz, um Spurenstoffe etwa von Medikamenten, Pflanzenschutzmitteln und Industriechemikalien aus dem Abwasser zu holen. Bei einigen Spurenstoffen habe man bereits gute Ergebnisse erzielt, berichtet der Verband. Mit konkreten Ergebnissen rechne man Mitte dieses Jahres. Bis dahin wird auch in Buchenhofen viel Geld in die Hand genommen, um bei der Abwasserreinigung Klarheit zu haben — und das im wahrsten Sinne des Wortes: Mit 305.000 Euro schlägt allein das Forschungsprojekt in Wuppertal zu Buche, finanziert vom Landesumweltministerium. Der Umbau des Systems — im Zentrum steht die Flockungsfiltration — hat 259.000 Euro gekostet und wird zu 70 Prozent über das Land NRW bezahlt.

Was eine Aufrüstung aller Klärwerke kosten würde — alleine beim Wupperverband sind es elf Anlagen — lasse sich derzeit nicht beziffern, heißt es auf WZ-Nachfrage. Auf der Hand liegt aber, dass eine vierte Reinigungsstufe zum Schutz des Wasserkreislaufs landesweit mit Millionenkosten verbunden wäre. Tatsache ist auch, dass mittlerweile selbst kleinste Konzentrationen von Spuren- und Schadstoffen bei der Wasser-Untersuchung nachgewiesen werden können — bis zu einem Milliardstel Gramm pro Liter: Das reicht von Kontrast- über Düngemittel bis zu Spuren von Rauschgift. Ihnen sei mit der heutigen Reinigung nicht beizukommen, so der Verband.

Hinzu kommen Nano-Partikel, die immer häufiger in Produkten im Einsatz sind — etwa zur Imprägnierung oder zur antibakteriellen Behandlung von Farben, Kleidung und Pflegemitteln. Deren Wirkung wird noch erforscht und nicht durch die neue Reinigungsstufe erfasst, unterstreicht Verbandsvorstand Bernd Wille. Nano-Teilchen sind gut 1000 mal dünner als der Durchmesser eines Menschenhaars. Über Risiken — durch mögliche Verbindungen mit Giftstoffen und ein Eindringen in den Blutkreislauf — ist aus Sicht des Umweltbundesamtes derzeit nur wenig bekannt.