Auch die kleineren Flächen im Tal haben Potenzial

Die Einwohnerzahl wächst. Die Stadt muss Gewerbeflächen ausweisen, damit auch die Zahl an Arbeitsplätzen wachsen kann.

Foto: Stefan Fries

In nichtöffentlicher Sitzung hat der Rat in dieser Woche den Kauf der Bergischen Sonne beschlossen. Die siebenstellige Summe wird aber nicht für den Erwerb eines muffigen, trocken gelegten Schwimmbads ausgegeben. Nein, es geht allein um die Fläche, auf der das einstige Spaßbad steht. Das Bad soll abgerissen werden, der Betrieb rechnete sich schon lange nicht mehr.

Der Spaß an Wuppertals Spaßbad hielt sich bei Politik und Verwaltung schon vor der Schließung im Jahr 2012 in Grenzen. Diese Fläche hätte man besser einsetzen können. Ursprünglich waren es einmal 40 000 Quadratmeter. Die Hälfte nutzt die Barmer inzwischen als Parkplatz. So bleibt eine Fläche mit einer Größe von rund 20 000 Quadratmeter in attraktiver Lage und mit optimaler Verkehrsanbindung. Solche Flächen sind in Wuppertal ein knappes Gut.

Die Bergische Sonne ist in vieler Hinsicht, vor allem wegen ihrer abwechslungsreichen und am Ende wenig ruhmreichen Geschichte, ein Sonderfall. Doch sie ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass es sich für die Stadt lohnen kann, sogenannte Potenzialflächen auf Wuppertaler Stadtgebiet intensiver im Auge zu behalten. In dieser Woche hat der Stadtrat auf Antrag der Ratsfraktion der Grünen beschlossen, eine Datenbank für Potenzialflächen auszubauen. Beim Austarieren von Angebot und Nachfrage könnte die Stadt mit dem Wissen, wo Flächen und in welcher Größenordnung verfügbar sind, das Zünglein an der Waage spielen und so noch effizientere Wirtschaftsförderung betreiben. Eine Datenbank für Flächen ab 2000 Quadratmeter gibt es schon, der Rat wünscht es sich kleinteiliger und möchte vor allem Brachflächen in den Stadtzentren erfasst wissen. Motivation für die Grünen ist die damit verbundene Hoffnung, dass der Flächenfraß an den Stadträndern begrenzt wird.

Sowohl Planungsdezernent Frank Meyer als auch Wirtschaftsförderer Rolf Volmerig stimmen im Grundsatz zu, dass es lohnend sein könne, das Potenzial an Flächen intensiver als bisher auszuschöpfen. Sie geben jedoch zu bedenken, dass Kosten und Nutzen angesichts des zu erwartenden Personalaufwands für die Erstellung einer überarbeiteten Datenbank im richtigen Verhältnis stehen müssten. Zudem müsse der Datenschutz gewährleistet sein. Meyer nennt das Beispiel eines Unternehmens, das Flächen verkaufen will, weil die nicht mehr für die Produktion benötigt werden. Gründe dafür können finanzielle Probleme oder eine Absatzflaute sein. Beides diskutiert man nicht gerne öffentlich. Zudem möchte die Verwaltung nicht in Konkurrenz zu privaten Maklern treten. Da viele privat getätigte Immobiliengeschäfte der Verwaltung erst nach dem Abschluss gemeldet würden, sei es nicht möglich, diese Daten auf dem neuesten Stand zu halten.

Doch hat Wuppertal überhaupt die Wahl? 180 Hektar will die Stadt für Gewerbeflächen bereitstellen, damit sie in den kommenden Jahren nicht nur an Einwohnern, sondern auch an Arbeitsplätzen wächst. Um den Flächenverbrauch in Grenzen zu halten, wird Wuppertal kleinere, brachliegende Flächen im Innenstadtbereich intensiver unter die Lupe nehmen müssen. Dass es Potenzialflächen gibt, hat nicht zuletzt die Hotelbranche erkannt, die am Kasinokreisel beziehungsweise am Platz am Kolk fündig wurde. Interessenten für Baulücken und Nutzungslücken könnten auch Firmengründer aus der Digitalbranche sein. Es könnte sich durchaus lohnen, noch kleinteiliger zu denken.