Serie: Blick in verborgene Welten Auf dem Wasserturm geht es hoch hinaus
Die WZ blickt in luftigen Höhen hinter die Kulissen des Speicherturms auf Hatzfeld. Dort wartet das Wasser auf seine Weiterleitung.
Barmen. Mächtig ragt der Turm aus massivem Beton in den azurblauen Winterhimmel auf. Von unten wirkt er wie ein riesiger Pilz, der auf der Hatzfelder Höhe aus dem Boden sprießt. Die Oberkante seines Schirms erreicht stattliche 40,6 Meter. In seinem Schatten ist der Stiel aus glattem Beton fest in der Erde verankert. Eine schwere Stahltür sichert den Zugang. „Der Turm ist objektgeschützt. Wenn hier jemand eindringt, bekommen wir sofort ein Alarmsignal“, sagt WSW-Wassermeister Mostapha Laazizi.
Er schließt die schwere Tür auf, die ins dämmerige Innere des Turms führt. Schritte und Stimmen hallen hohl von den Wänden wider. Der Blick gleitet hinauf und verliert sich an einem hellen Punkt zwischen Metallgittern und Beton. Statt die tausend Treppen der steilen Himmelsleiter zu steigen, zieht sich die Fahrstuhlkabine senkrecht bis in die dritte Etage. Die Fahrt führt auf eine kleine Plattform, die an zwei glänzenden Metalltüren mit eindrucksvollen Riegeln endet.
„Dahinter ist das Trinkwasser. Die Drucktüren lassen keinen Tropfen raus und keine Luft rein“, sagt Mostapha Laazizi und deutet auf die beiden verschlossenen Kammern. Die flüssige Fracht ist in einem inneren Ring von 520 und einem äußeren mit 1716 Kubikmetern Fassungsvermögen gespeichert, deren Ausmaße sich von innen nur erahnen lassen. „Wir befinden uns hier oberhalb des Wasserspiegels. Die Behälter liegen immer über dem Versorgungsgebiet, um einen stabilen Druck von vier Bar in den Leitungen zu garantieren“, erläutert der Fachmann.
Aus der Tiefe des Turms dringt ein leises Pfeifen herauf. „Da das Bergische Umwelt- und Wasserlabor hier regelmäßig Proben zieht, muss an einer Stelle ständig Wasser laufen. Tatsächlich rinnt aus einem kleinen Röhrchen eine Etage weiter unten ein dünner Strahl in das eckige Becken. Die Digitalanzeige darüber informiert über die Temperatur: sechs Grad Celsius. Die Vorstellung lässt einem einen kurzen Schauer über den Rücken rieseln. Deutlich wärmer wirken die dicken Rohre in kräftigem Rot, die sich rund um das Rondell krümmen. „Das ist der Zulauf. Von dort fließt das Wasser auch zum Kunden“, sagt Mostapha Laazizi und tritt wieder ins Treppenhaus hinaus.
Eine lange Messlatte strebt senkrecht nach oben. Der Wassermeister dreht an einem Hahn, es gurgelt in der Leitung und mit einem Schwall steigt die Flüssigkeit in dem transparenten Kunststoffröhrchen hoch. „Es müsste bei 2,50 Metern stehen bleiben“, prognostiziert Mostapha Laazizi und beobachtet, wie der Pegel bei 2,48 Metern abrupt anhält. Der Experte nickt zufrieden.
Über die luftigen Metallstiegen klettert er bis zum höchsten Punkt. Durch eine weitere Metalltür führt der Weg ins Freie. Der Wind pfeift in den Ohren und zerrt an den Haaren. Die Augen können sich unterdessen das Weite suchen. Der Blick fliegt über das Zwiebelturmdach des historischen Wasserturms nebenan über Häuser, Felder und Wald bis zum Langenberger Sender weiter über rauchende Schlote, hangelt sich an Stromtrassen entlang und bleibt an den Hochhäusern hängen, die in der Ferne aufragen.
Unbeeindruckt vom Panorama steigt Mostapha Laazizi auf der Feuerleiter der Spitze entgegen. Das schmale Metallrohr, das bis auf 63,5 Meter hochsteigt, blitzt in der Sonne. Nach einem kurzen Kontrollblick kommt der Experte wieder herunter. Dann geht es stufenweise abwärts. Die Tiefe scheint bodenlos. Vorbei an Rohren und Hähnen windet sich die Treppe den schmalen Schlund hinunter. Der spuckt seine Besucher unten wieder aus und entlässt sie durch die schwere Stahltür ins Freie.