Adventsserie “Menschen aus Wuppertal“ Badleiterin in der Wuppertaler Schwimmoper: Immer in Bewegung
Wuppertal · Annika Stienemeyer ist junge Mutter und spielt neben ihrem Beruf am Wasserrand auch noch leidenschaftlich gern Fußball.
Vor neuen Herausforderungen schreckt Annika Stienemeyer ganz offensichtlich nicht zurück. Als vor gut zwei Jahren ein Nachfolger für den langjährigen Badleiter der Schwimmoper, Michael Borbecker, gesucht wurde, bewarb sich die damals erst 33-Jährige und wurde dann auch prompt die erste weibliche Chefin in der 65-jährigen Geschichte des Wuppertaler Vorzeigebades. Diese Verantwortung trägt sie inzwischen auch als junge Mutter. Im vergangenen November brachte sie Sohn Eric zur Welt, und lange in Mutterschutz bleiben, kam für sie nicht infrage, auch wenn sie von Stellvertreter Patrick Theile hervorragend vertreten worden sei. Schon im April stieg sie mit zunächst 20 Wochenstunden wieder ein, hat inzwischen auf 25 aufgestockt. „Das ist auch ein gutes Signal an die Mitarbeiter, dass man Spaß daran hat, hier zu arbeiten“, sagt die tatkräftige junge Frau, die neben dem Job, den sie früher in 39 Wochenstunden erledigt hat, auch ihren Alltag zusammen mit Ehemann Marc Stienemeyer nun noch stärker strukturiert, damit Klein-Eric nicht zu kurz kommt.
Der ist nun morgens bei der Tagesmutter, bevor die Mama wieder übernimmt. Immer in Bewegung, das scheint irgendwie das Motto von Annika Stienemeyer zu sein. Nebenbei spielt sie auch noch Fußball, bearbeitet beim Bezirksligisten SC Sonnborn als inzwischen erfahrene Kickerin die Außenbahn. Baby Eric war schon früh immer dabei. Unter den Fußballkolleginnen findet sich stets jemand, der während der Spiele oder auch mal während des Trainings gern auf ihn aufpasst. Außerdem kommen seit Erics Geburt auch die Großeltern bei Spielen wieder mit zum Sportplatz. „Hoffentlich wird er Sportler“, wünscht sich Annika Stienemeyer für ihren Sohn. Man fragt sich, was sollte er in dieser Familie auch sonst werden? Auch Papa Marc ist Fußballer und jetzt Trainer beim SCS. Er und Annika, die im Wuppertaler Fußball noch unter ihrem Mädchennamen Sander bekannt ist, haben sich auch dort kennengelernt, damals beim SSV Sudberg, wo sie sogar Landesliga spielte. Für die überzeugte Cronenbergerin lag der Wechsel von ihrem Ursprungsverein Sonnborn räumlich nahe. Genauso klar war ihre Rückkehr nach Sonnborn, als es auf Sudberg mit dem Frauenteam nicht mehr weiterging.
Vom Schwimmverein
zur Schwimmmeisterin
„Ich mag diese Stadt“, bekennt sie sich als überzeugte Wuppertalerin, die schon immer auf den Südhöhen wohnt. Als Kind ist sie geschwommen. Damals beim VSTV, zwischendurch sogar leistungsmäßig beim SV Bayer. „Da war sogar mal Henning Lambertz mein Trainer“, berichtet sie über die Anleitung durch den damaligen Bayer-Chefcouch, der später Bundestrainer wurde. „Als ich gemerkt habe, dass es nicht reicht, um dort mitzuhalten, habe ich aber die Lust verloren und bin zurück zum VSTV“, berichtet Stienemeyer. Auch hier kein langes Zögern vor Veränderungen. Mit Fußball hatte sie schließlich auch schon ein neues Steckenpferd gefunden – und blieb dem Wasser ja beruflich verbunden. „Ich habe damals gehört, dass die Stadt Auszubildende als Schwimmmeistergehilfe sucht, und habe das dann gleich nach der Realschule mit 16 gemacht.“ Noch das Abitur anzugehen, sei zwar auch eine Überlegung gewesen, doch da hatte sie den Ausbildungsvertrag schon in der Tasche und hat die Entscheidung auch nie bereut. Eingesetzt wurde sie in den Gartenhallenbädern in Cronenberg und Langerfeld, äußerte dann aber den Wunsch, in die Schwimmoper zu kommen, als diese 2010 nach Totalsanierung neu eröffnet wurde. Die räumte sie damals noch selbst mit ein, scheut sich auch heute als Chefin nicht, mal selbst mit anzupacken. Etwa bei den nötigen Umrüstungen für die vielen Wettkämpfe, die in dem Bad stattfinden, das bundesweit als das schönste für Meisterschaften auf der 25-Meter-Bahn gilt.
2010 bei der Neueröffnung hat sie neben der Freude der Gäste, die natürlich froh waren, in ihrem Bad, in dem sie zum Teil schon als Kind geschwommen waren, wieder ihre Bahnen ziehen zu können, auch Wehmut gespürt. „Dem ein oder anderen fehlte der Sprungturm“, nennt Stienemeyer als Beispiel. Sie ist stolz, in diesem Ambiente arbeiten zu dürfen, auch wenn sie in ihrer neuen Funktion nur noch selten selbst am Beckenrand steht.
2014 hatte sie die Weiterbildung zur Meisterin für Bäderbetriebe gemacht, eine Qualifikation, die unter anderem Voraussetzung für ihre jetzige Aufgabe ist. Besonderes gefällt ihr die Gemeinschaft mit den Kollegen. 30 Mitarbeiter stehen in der Schwimmoper unter ihrer Regie. Denen spricht sie großen Respekt aus. „Man kann die Kollegen nur loben, die hier täglich an der Front sind und nervlich einiges aushalten müssen. Früher hat der Bademeister gesagt, ,lass et’ und dann wurde darauf gehört. Heute fehlt dieser Respekt zum Teil völlig“, so Stienemeyer, zu spürbaren Veränderungen gegenüber ihrer Anfangszeit. Teilweise werde das Personal angegangen, wenn es Verweise ausspreche. Zwischenzeitlich habe man sogar eine Security zur Unterstützung erhalten. „Das ist aber in der Gesellschaft leider inzwischen überall, dass der Respekt nicht mehr so da ist, wie man sich das wünscht“, findet Annika Stienemeyer. Sie selbst habe sich übrigens als Frau in ihrem Beruf immer respektiert gefühlt.
Jetzt freut sie sich auf das erste Weihnachten mit Eric, das der bewusst wahrnimmt. Und gibt es Vorsätze für das neue Jahr? „Nein, in erster Linie wünsche ich mir, dass die Familie gesund bleibt und es uns weiter gut geht.“