Ballett? Ein ganz harter Sport
<b>Casting In der Börse zeigten junge Tänzer für das Projekt „Sommertanz“ ihr Talent.
Es erinnert eher an Katzenballett als an Sommertanz, was die 16 Jugendlichen in der ersten Etage der Börse machen. Im Kreis und auf allen Vieren recken und strecken sie ihre Wirbelsäule, wackeln mit dem Hinterteilen und bewegen dazu Arme und Beine. Doch was auf den ersten Blick tatsächlich ein wenig komisch aussieht, dient einem ganz wichtigen Zweck: Die angehenden Tänzerinnen und Tänzer zwischen 15 und 20 Jahren sollen ihren Körper kennen lernen und dabei locker werden. Denn am Ende zählt das, was auf den Bühnen in Nordrhein-Westfalen zu sehen sein wird. Dort gilt es, zu bestehen.
Lisa (19) über professionelles Tanzen.
Bereits zum sechsten Mal findet in diesem Jahr die Nachwuchsförderung "Sommertanz Junge Talente" statt. Ziel des Projektes ist es, den "Jugendlichen eine Chance zu geben zu sehen, was der Beruf des Tänzers mit sich bringt", erklärt Börsen-Mitarbeiterin Dagmar Beilmann. Dafür finden - wie an diesem Tag auch - zunächst mehrere Castings statt, bei denen schließlich 13 Jugendliche ausgewählt werden. Sie nehmen dann in den Sommerferien an einem sechswöchigen Workshop teil und treten anschließend mit einer eigens entwickelten Choreografie auf zahlreichen Bühnen in NRW auf.
Viel Druck für die Jugendlichen also, könnte man meinen. Doch davon ist zumindest bei Lisa (19) nichts zu spüren. "Ich habe nicht das Gefühl, dass hier Konkurrenzkampf herrscht", sagt die angehende Abiturientin. Trotz 13 Jahren Tanzerfahrung beim Ballett hat das Casting sie richtig gefordert. Der Muskelkater am nächsten Tag ist der Beweis. "Ich bin vor allem dabei, um Spaß zu haben und neue Tanzstile zu lernen", erklärt sie. Dass professionelle Tänzerin für sie als Beruf nicht in Frage kommt, hat sie schon längst entschieden. "Das ist ein echter Knochenjob."
Diesen Traum dagegen hat der 16 Jahre alte Hedie noch nicht aufgegeben. Auch er hat schon langjährige Tanzerfahrung. "Trotzdem ist das hier etwas ganz anderes. Es ist viel körperlicher, geht viel mehr um Konzentration und darum, Anweisungen möglichst schnell umzusetzen."
Für sein Ziel muss er dabei auch bislang unbekanntes Terrain betreten. Denn die Jugendlichen lernen viele verschiedene Stilrichtungen kennen - von Hip-Hop über Modern Dance bis hin zu Contact. Auch Ballett gehört dazu. "Ich habe immer gedacht, Ballett wäre etwas für Leute, die sonst nichts zu tun haben - aber das ist echt ein richtig harter Sport", lautet Hedies Fazit nach einem Tag Training. Den ersten Teil des Castings haben Lisa und Hedie überstanden - im Mai wird das Team dann endgültig zusammengestellt.