Bankräuber eingeflogen:180 Bullen in Panik
Deutschlands bekanntester Bankräuber und Häftling, Jan Zocha, sorgte am Dienstag für einen Großeinsatz. Betroffen war der Bauernhof Bröcker in Vohwinkel.
Wuppertal. Karl Bröcker ist Landwirt von Beruf. Der Berufszweig hat derzeit viel zu tun. Bröcker und sein Team wollten am Dienstagvormittag eigentlich mit der Gersten-Ernte beginnen. Daraus wurde zumindest am Vormittag nichts. Der Morgen stand ganz im Zeichen von Deutschlands bekanntestem Bankräuber und Häftling: Jan Zocha.
Zuletzt war der 40-Jährige Ende Februar in die Schlagzeilen geraten: In der JVA Bielefeld hatte er versucht, einen Justizbeamten als Geisel zu nehmen, verletzte zwei Wärter mit kochendem Wasser und zündete selbst gebaute Sprengsätze. Der Problemhäftling wurde schließlich in die JVA Simonshöfchen verlegt.
Von Zochas Vita wussten Landwirt Bröcker und seine Mitarbeiter bis Dienstag nichts. Irgendwann kam ein Anruf. Im Laufe des Vormittags würde ein Hubschrauber kommen und auf dem Bröcker-Gelände landen müssen. Es gehe um einen Gefangenentransport, der von einem Sondereinsatzkommando (SEK) gesichert werde. Wer in der Nachbarschaft des Wuppertaler Gefängnisses wohnt, muss schon einmal mit so etwas rechnen. Wenig später kam dann allerdings die Absage der Polizei-Aktion.
Umso erschrockener waren Bröckers Mitarbeiter, als plötzlich vermummte und mit Maschinenpistolen bewaffnete Männer das Gelände teils zu Fuß teils mit Geländewagen umstellten. Und dann kam doch noch ein Hubschrauber. Zocha - nach WZ-Informationen war er an eine Art Tragegestell gefesselt - wurde in den Hubschrauber verfrachtet und ausgeflogen.
Bröcker selbst alarmierte die Polizei, wollte wissen was da los war. Vielleicht doch ein Ausbrecher? Bröcker: "Es ist nicht schön, wenn da plötzlich ein Vermummter mit Sonnenbrille und Finger am MP-Abzug vor ihnen steht, und Sie nichts erfahren."
Sorgen machte sich der Landwirt nicht nur um seine Mitarbeiter, sondern auch um seine Tiere. Der SEK-Hubschrauber landete nämlich mehr oder weniger direkt neben dem Stall, in dem 180 Bullen postwendend in Panik gerieten. Bröcker zur WZ: "Ein unmöglicher Landeplatz. Das hätte man besser absprechen müssen." Die gute Nachricht: Nach einer ersten Sichtung, scheinen die Tiere den SEK-Einsatz einigermaßen überstanden zu haben.
Warum aber musste der Hubschrauber überhaupt außerhalb des JVA-Geländes landen? JVA-Leiter Peter Wolters zur WZ: "Aus baulichen Gründen ging das diesmal nicht anders." Man denke derzeit über einen neuen Landeplatz innerhalb der JVA nach.
Aus Polizei-Sicht war die Zocha-Verlegung übrigens durchaus alltäglich. Wie die WZ erfuhr, wurde der Bankräuber ins Gefängniskrankenhaus Fröndenberg geflogen. Dort sollen Routineuntersuchungen anstehen. Wie lange die dauern, ist derzeit offen. Grundsätzlich "wohnt" Zocha in der JVA Simonshöfchen. Immerhin gilt das Gefängnis als eines der sichersten in Deutschland.
Und Bauer Bröcker? Der hatte gegen Mittag den Schock schon fast überwunden. Sein Kommentar: "Ich muss jetzt zur Gersten-Ernte."