Thema des Tages Bargeldlos durch die Stadt
Unsere Reporterin hat den Selbstversuch gemacht. Ein Tag in Elberfeld, ohne Bargeld, nur mit Karte — funktioniert das?
Wuppertal. Es ist mal wieder Zeit für einen ausgedehnten Shopping-Tag. Normalerweise zahle ich fast alles bar, doch heute mache ich einen Selbstversuch mit dem Motto: „Bargeldlos durch die Stadt.“ Mit der Melodie des bekannten Liedes einer Schlagersängerin hinterlegt habe ich schnell einen Ohrwurm und werde meinen Auftrag wohl nicht so schnell vergessen. Trotzdem räume ich mein Portemonnaie bis auf die Geldkarte leer, damit ich nicht in Versuchung komme. Es ist ungewohnt leicht — den ersten Vorteil habe ich also entdeckt.
Los geht es am Oberbarmer Bahnhof. Ich stehe vor dem Ticketautomaten: Ein Schlitz für Münzen, ein Schlitz für Scheine — und ein Schlitz für die Karte plus Pin-Tastatur. Mit dem Zug fahre ich in die Elberfelder Innenstadt. In den Geschäften, die ich teste, ist Kartenzahlung kein Problem. Die meisten gehören zu großen Ketten.
Kniffeliger wird es in der Apotheke, mein Hals kratzt ein wenig, ich hätte gerne Hustenbonbons. Ich strecke der Apothekerin eine Tüte und meine Karte entgegen. Doch sie muss mich enttäuschen: „Das darf ich leider nicht, ab fünf Euro machen wir das mit Karte. Sorry.“ Doch Hustenbonbons für fünf Euro brauche ich nicht, ich hänge die Tüte wieder zurück. Vielleicht hilft ein Wasser aus dem Drogeriemarkt nebenan. Ich frage den Kassierer, ob ich die Flasche im Wert von unter einem Euro mit Karte zahlen kann. Er nickt. Pin eingeben, fertig — das war einfach.
Es wird Zeit für eine kleine Mittagspause, ich habe Lust auf ein belegtes Brötchen. In der Bäckerei am Wall schaut mich die Verkäuferin komisch an. „Mit Karte? Ne, bei uns nicht. Nur bar.“ Auch in der Bäckerei ein paar Meter weiter auf der Poststraße kann ich nicht mit Karte zahlen. „Leider nicht, wir sind noch nicht so weit.“ Vielleicht kann ich in meiner Pause wenigstens die WZ lesen, mal schauen, was die Kollegen geschrieben haben. Am Kiosk auf dem Kerstenplatz habe ich kein Glück. Als ich meine Karte zücke, erklärt mir der Verkäufer lediglich den Weg zum nächsten Automaten.
Ich überlege ernsthaft, seinem Rat zu folgen und Bargeld abzuheben — nur einen ganz kleinen Schein. Aber Aufgeben ist heute keine Option, erinnert mich Helene, die in meinem Kopf „bargeldlos durch die Stadt“ trällert.
Dann setze ich mich nur kurz hin, meine Arme werden immer länger, die Taschen sind ganz schön schwer. Aber am Bahnhof gibt es doch Schließfächer. Dort angekommen muss ich feststellen, dass ohne Münzgeld nichts zu machen ist. Und sogar passend soll ich hier zahlen. Dann muss ich die Taschen wohl weiter mitschleppen. In den City Arkaden biege ich beim Infoschalter links in Richtung Toiletten ab: Das bargeldlose Wasser aus dem Drogeriemarkt macht sich langsam bemerkbar. Doch die Benutzung kostet 50 Cent, und zwar als Münze. Also kann ich das Drehkreuz nicht passieren.
Egal, ich brauche sowieso nur noch ein paar Lebensmittel für das Wochenende. Dafür gehe ich auf den Neumarkt. Am Eierstand werde ich wieder einmal enttäuscht, Kartenzahlung nicht möglich. Es würden aber auch so gut wie nie Leute danach fragen, sagt der Verkäufer: „Die wissen, dass der Betrieb auf dem Markt ein anderer ist, als im normalen Geschäft.“ Das gleiche sagt auch der Verkäufer am Käsestand: „Das ist halt ein Markt hier.“ Ich werde am Wochenende wohl etwas ohne Eier und Käse kochen. Ich mache ich mich auf den Heimweg. In der Schwebebahnstation wähle ich am Automaten das richtige Ticket. Auf dem Bildschirm sind Symbole dargestellt, wie ich zahlen kann. Neben Münzgeld und kleinen Scheinen auch mit einer Geldkarte. Also komme ich auch wieder nach Hause.
Während der viertelstündigen Fahrt nach Oberbarmen denke ich über meinen Versuch nach. Mein Fazit: In größeren Geschäften ist es kein Problem, mit Karte zu zahlen. In kleineren auch nicht, hin und wieder gibt es Mindestbeträge von fünf oder zehn Euro. Probleme bekommt man in Bäckereien, am Kiosk und teilweise an Automaten, dort kann man nicht auf Bargeld verzichten. Auch Kartenzahler sollten also immer einen Notgroschen in der Tasche haben.