Baustelle: Ein Neubau in drei Tagen
Sechs Monteure und ein Kranführer fügen routiniert ein Musterhaus aus Balken, Glas und Wandelementen zusammen.
<strong>Wuppertal. Es ist eine Siedlung, in der keiner wohnt. Und trotzdem stehen alle Zeichen auf Baustelle: ein Montageteam rückt an, ein Autokran blockiert die Straße, Lastwagen rollen herbei. Ein neues Haus wird gebaut. Eine Fehlplanung? Keineswegs. Denn die Siedlung ist der Fertighauspark in Oberbarmen. 59 Musterhäuser von 47 Firmen können dort komplett eingerichtet besichtigt werden. Es sind lebensgroße Anschauungsobjekte für Familien, die einen Hausbau planen. Genau genommen sind es derzeit 58 Musterhäuser, denn das der Firma Davinci ist gerade abgebaut worden. An der selben Stelle soll nun ein aktuellerer Haustyp entstehen. Wo vor wenigen Tagen noch das bisherige Musterhaus stand, ist jetzt lediglich die Bodenplatte übriggeblieben. Auf diese wird nun das neue Haus aufgesetzt. Betonarbeiter haben die Bodenplatte bereits an den neuen Grundriss angepasst. Jetzt kommt der Einsatz von Olaf Balluff mit seinem Team. Balluff ist gelernter Zimmermann und Bauleiter. Seit rund 15 Jahren montiert der 45-Jährige Fertighäuser für die Firma Davinci. Mehr als 700 Häuser hat er in dieser Zeit bereits errichtet, so schätzt er. Zu Wochenbeginn um 7 Uhr morgens startet er mit seinem Team aus fünf Schreinern und Dachdeckern. Zunächst bringen die Männer eine silberfarbene Isolierfolie auf der Bodenplatte an. Strahlend blau ist der Himmel. Es wird ein heißer Tag, und die Folie wird die Hitze noch steigern, denn sie reflektiert die Sonnenstrahlen.
Ein Lkw bringt das komplette Erdgeschoss mit Zwischendecke
Auf die Folie schrauben die Monteure Holzplanken an, die dem Verlauf der Hauswände entsprechen. "Auf die Schwellen setzen wir die Wände auf", erklärt Balluff. Dann greift er zur Wasserwaage. Mit dem digitalen Gerät geht er jeden einzelnen Balken ab. Wo es nicht gerade ist, schiebt Kollege Roman Schumann dünne Holzplättchen zum Ausgleich unter. "Die Vorarbeit ist entscheidend", sagt der Bauleiter, "wenn das hier nicht gerade ist, dann lässt sich das später nicht mehr ausgleichen."
Gegen 9 Uhr kommt der Lkw mit den Bauteilen. Er hat das komplette Erdgeschoss mitsamt Zwischendecke geladen. Auf der schmalen Straße zwischen den Musterhäusern bedarf es einiger Rangierarbeit, bis sich das große Gefährt rückwärts mit der Ladefläche zum Kran hin positionieren kann. Gegen 9.30 Uhr lässt Kranführer Markus Heinrich sein Arbeitsgerät an. Auch er ist Spezialist in Sachen Fertighaus, seit 36 Jahren jongliert der 62-Jährige die Bauteile von Eigenheimen durch die Lüfte.
Kaum steht die erste Wand, kommt schon das nächste Stück angeschwebt. An den Kanten werden die Elemente ineinander gefügt. Das ankommende Bauteil wird an die Fuge des bereits stehenden Stücks angesetzt und gleitet langsam darin herunter. Das erinnert an das Spiel mit Fischer Technik oder Lego - nur ist hier alles ganz groß und die Teile tonnenschwer.
Gegen Mittag kommt Besuch auf die Baustelle: Günter Honings, der Hausmeister des Parks. Mit ihm gibt es doch einen Bewohner der Anlage. Seit fünf Jahren ist der gebürtige Duisburger als Musterhaus-Wächter im Dienst und wohnt mit seiner Ehefrau in dem Haus auf Platz F 6. "Es ist eine tolle Wohnlage, wenn man es ruhig mag", sagt er verschmitzt lächelnd, während er die Arbeiten beobachtet. Rund sieben Mal im Jahr gibt es einen Neubau auf dem Gelände, so die Erfahrung des Hausmeisters.
Weiter geht es am nächten Morgen um 7 Uhr. Eine der ersten Arbeiten ist die Befestigung der Treppe ins Obergeschoss. Das ist in zehn Minuten erledigt. Kurze Zeit später schweben wieder die großen Wandteile ein. Das zweite Geschoss hat viele Innenwände und eine Balkenverstrebung unter dem Dach. Das nimmt das Team den ganzen Tag in Anspruch. Zum Glück ist es wolkig und daher deutlich kühler. Auch dieser Arbeitstag ist lang, Feierabend ist erst nach 21 Uhr.
Am Freitagabend ist alles erledigt. Zum Richtfest kommen viele Gäste, Mitarbeiter der Firma, des Fertighausparks und Kunden. Sie staunen, wie schnell das Haus gewachsen ist. Jetzt geht es an den Innenausbau, der etwa drei Monate dauert. Mit Beginn der neuen Woche starten die Elektriker. Balluff und sein Team sind dann schon auf der nächsten Baustelle und hantieren von Neuem mit riesigen Hausteilen.