Städtepartnerschaft Beer Sheva: Freundeskreis knüpft neue Kontakte zum Jubiläumsjahr

Der Städtepartnerschaftsverein wird 35 Jahre alt. Vorsitzender Arno Gerlach sorgt sich über wachsenden Antisemitismus.

Foto: Andreas Fischer

Arno Gerlach ist Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins „Freundeskreis Beer Sheva“. In diesem Jahr, in dem der Staat Israel 70 Jahre alt wird, feiert der Verein sein 35-jähriges Bestehen. Für den 28. Februar lädt er zur Hauptversammlung in die Bergische Synagoge an der Gemarker Straße 15 ein.

Herr Gerlach, wie voll wird die Synagoge am 28. Februar?

Arno Gerlach: Wir rechnen mit mehr als 100 Leuten, die den Konferenzraum füllen werden — von 230 Mitgliedern, die wir insgesamt haben. Wir erwarten auch einen Gastredner, der zur aktuellen Lage im Nahen Osten, speziell zur Situation Israels sprechen wird.

Wer kommt?

Gerlach: Der Journalist und Autor Ulrich Sahm. Er lebt seit vielen Jahren in Jerusalem und kennt die Situation vor Ort sehr gut. Sein Hintergrundwissen und seine genauen Beobachtungen der Geschehnisse in West-und Ostjerusalem sowie im Westjordanland und im Gazastreifen, aber auch im gesamten Nahen Osten lassen sachkundige Informationen und Einblicke erwarten. Schon das Thema seines Referats „Israel zwischen den Fronten — Dauerhafter Existenzkampf oder hoffnungsvolle Perspektiven im Nahost-Konflikt?“ lässt darauf schließen, dass die Spannung in dieser Krisenregion wieder zuzunehmen droht. Es ist also sehr aktuell.

Warum ist das so?

Gerlach: Israel wird ständig mit der Vernichtung gedroht. Vom Iran, von der Hamas, der Hisbollah und diversen Terrororganisationen, deren Ziel es ist, zwischen dem Libanon und Ägypten einen islamistischen Gottesstaat zu errichten. Zudem finden gegenwärtig im Norden des Landes, im Grenzgebiet zu Syrien, militärische Aktivitäten statt. Die israelische Armee ist dort in hoher Alarmbereitschaft. Auch der Status Jerusalems ist erneut in den Fokus der Weltöffentlichkeit geraten.

Wie beurteilen Sie die Entscheidung Trumps, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen und die Stadt als Hauptstadt Israels anzuerkennen?

Gerlach: Ich muss kein Freund einer bestimmten Regierung sein, auch nicht der gegenwärtigen amerikanischen. Aber ich sehe eine Chance darin, dass wieder über Jerusalem und damit auch über einen de facto 70 Jahre langen politischen Stillstand in der Region gesprochen wird. Vielleicht gibt es dadurch neue Ansätze für letztlich bilaterale Verhandlungen im Sinne eines Friedensprozesses.

Glauben Sie, der Antisemitismus nimmt wieder zu?

Gerlach: Ich mache mir große Sorgen über die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland. Er nimmt eindeutig zu. Dabei muss man differenzieren: den latenten Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft, der sich unter anderem in einem politisch rechten Umfeld ausbreitet, dann den, der durch neue Migranten importiert wird, und den, der in Kreisen von islamischen Familien wächst, deren Kinder hier geboren wurden.

Was ist grundsätzlich das Problem, woher kommt das?

Gerlach: Das hat viel mit Bildung und dem sozialen Status zu tun. Starke soziale Ungleichheit führt zu Unzufriedenheit und Spannung. Extremistisches Denken und Verhalten sind häufig die Folge. Solche Entwicklungen breiten sich oft mäandrierend aus, das heißt, in alle Richtungen. Sie treffen auch die, die sie verharmlost und damit produziert haben.

Merken Sie das in Ihrer Arbeit?

Gerlach: Natürlich. Allein, dass die Bergische Synagoge bei allen besonderen Festen und Ereignissen, wie bei unserer Hauptversammlung, polizeilichen Schutz braucht, macht uns auf Dauer Sorge.

Was haben Sie im Freundeskreis in diesem Jahr noch vor?

Gerlach: Wir sind dabei, zwei weitere Schulpartnerschaften zwischen Wuppertaler Schulen und solchen in Beer Sheva zu organisieren. Bisher haben wir ja schon drei bestehende Partnerprojekte mit der Pina-Bausch-Gesamtschule, der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule und dem Gymnasium Bayreuther Straße. Eine weitere Gesamtschule und eine Realschule in Wuppertal haben ebenfalls Interesse angemeldet. Dazu planen wir eine Jubiläumsreise nach Israel und ein Konzert mit einem außergewöhnlichen Instrumental-Trio in Wuppertal.

Was wird aus Ihrer Sicht die ungewöhnlichste Aktion?

Gerlach: Wir möchten gerne eine stärkere Kooperation des Wuppertaler Zoos mit dem Zoo in unserer Partnerstadt. Der Wüsten-Zoo in Beer Sheva ist unter anderem eine hervorragende Einrichtung für schulische Programme. Viele Kinder dort haben keinen Bezug zu Tieren. Wir beabsichtigen in Kooperation mit dem Wuppertaler Zoo, wüstentaugliche Flamingos von hier nach dort zu bringen. Außerdem hoffen wir in diesem Jahr auf den Besuch des neuen israelischen Botschafters und denken intensiv über die Errichtung eines Modells der Schwebebahn auf dem „Wuppertaler Platz“ in Beer Sheva nach.

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