Umwelt Begrünte Dächer an Bushaltestellen sollen gegen Erhitzung helfen

Stadt will Begrünung in der Talachse vorantreiben. Projekt aus Utrecht könnte als Vorbild dienen.

Begrünte Dächer sind nicht nur gut für Insekten, sondern auch gut gegen die Überhitzung in der Innenstadt.

Foto: dpa/dpa, may

Als gebürtiger Aachener weiß Frank Meyer, dass der Blick gen Westen inspirierend sein kann. „Von den Freunden in den Niederlanden kann man immer etwas lernen“, sagt der städtische Dezernent für Stadtentwicklung, Bauen, Verkehr, Umwelt.

Eines der jüngsten Beispiele ist unter anderem die Idee der Stadt Utrecht, die Dächer der Bushaltestellen zu begrünen, um etwas gegen das Artensterben und die Folgen des Klimawandels zu unternehmen. Er hält es durchaus für sinnvoll, die entsprechende Pläne auch für Wuppertal zu prüfen. Zu klären sei freilich, inwieweit die Statik der Bushaltestellen für solche Vorhaben geeignet sei, betont Frank Meyer.

Grundsätzlich sei das Thema „Grünflächen in der Stadt“ aber gerade im Zeichen des Klimawandels von besonderer Relevanz. Der unmittelbare Nutzen für die Tierwelt sei dabei eher überschaubar, wichtiger sei aus seiner Sicht, mit solchen Aktionen die Bürger auf das Thema aufmerksam zu machen. Denn Grünflächen seien ein wirksames Mittel, um etwas gegen die „Überhitzung in den Innenstädten“ zu tun. Eine Entwicklung, die gerade in der Wuppertaler Talachse immer wieder zu beobachten sei, betont Dezernent Frank Meyer. Wer da etwa von der Innenstadt auf die Südhöhen fahre, werde den Temperaturunterschied deutlich feststellen.

Nach der Sommerpause soll ein Konzept entwickelt werden

Die Verwaltung befürworte deshalb jedes Vorhaben, mit dem mehr Grün in die Städte gebracht werde, erklärt Meyer. Vor allem die Begrünung von Dächern und Fassaden sei dafür ein probates Mittel. Und um es nicht nur beim Appell zu belassen, möchte die Stadt nach der Sommerpause ein Konzept entwickeln und vorlegen, mit dem das Thema „Begrünte Dächer“ in die Bauleitplanung aufgenommen werden kann.

Damit wolle man Vorgaben bei Neubauten erlassen, die vor allem Grünflächen auf Dächern vorschreiben könnten. „Schon 100 bis 150 Quadratmeter auf Neubauflächen können ökologisch etwas nutzen“, betont der Dezernent. Die Grünflächen könnten zudem auch neben Photovoltaikanlagen errichtet werden. Grundsätzlich sei es wichtig, die bislang oft ungenutzten Dachflächen in der Stadt stärker für ökologische Projekte oder Vorhaben der Energieerzeugung zu nutzen.

Bei den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) sieht man das Vorbild aus den Niederlanden eher skeptisch. WSW-Sprecher Holger Stephan verweist zunächst einmal darauf, dass nur etwa die Hälfte der rund 600 Bushaltehäuschen in der Stadt von den Stadtwerken betrieben wird. Die andere Hälfte wird von dem Werbevermarkter Ströer bewirtschaftet.

Von Form und Statik
her nicht geeignet

Nach Angaben von Holger Stephan sind die Wartehäuschen im übrigen sowohl von der Form wie der Statik her nicht für eine Begrünung ausgerichtet. Die Dachform sei „konvex oder schief“ und daher nicht für die Anlage einer Grünfläche geeignet. Überdies müsste eine solche Grünfläche auch regelmäßig gepflegt werden - was gerade in den immer heißer werdenden Sommern nicht ohne weiteres zu realisieren sei. Fazit: Eine Begrünung der Bushaltehäuschen sei „derzeit nicht machbar“, erklärt der WSW-Sprecher.

Auf Interesse stoßen die Pläne aus Utrecht bei dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisgruppe Wuppertal. Eine „große Hilfe für bedrohte Tierarten“ erwartet BUND-Vorstand Jörg Liesendahl aber nicht. Dagegen könnten häufige Insektenarten wie Bienen und Hummeln von den Grünflächen durchaus profitieren, weil vor allem Sedumpflanzen verwendet werden sollen, die von diesen Insekten gerne angeflogen werden. Zudem sind diese Pflanzen robust, winterhart und resistent.

Jörg Liesendahl geht davon aus, dass eine Begrünung der Haltestellen den „optischen Anblick“ in der Stadt positiv verändern könnte. Allerdings sieht der BUND-Vorstand die Architektur der Bushaltehäuschen aus einem anderen Grund kritisch: Die an den Haltestellen errichteten Glasflächen seien für Vögel eine Gefahr, weil sie dagegen fliegen, sich verletzen und verenden könnten. Die bisweilen verwendeten Greifvögel-Silhouetten auf dem Glas nützten dagegen nichts, um die Vögel abzuschrecken. Gegebenenfalls sei es auch sinnvoller, diese Flächen mit Solarzellen auszustatten und für die Erzeugung von Ökostrom zu verwenden.