Wuppertaler weltweit Begrüßung mit Tanz und Reisküchlein
Anke Borchardt lehrt für drei Monate an einer Universität in Indonesien Deutsch als Fremdsprache.
Cronenberg. Wie überqueren Fußgänger eine Straße? „Im Berufsverkehr am besten gar nicht“, erzählt Anke Borchardt mit einem Schmunzeln. Die Cronenbergerin verbringt gerade im Auftrag der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) drei Monate in Indonesien. In Siantar auf Sumatra unterrichtet sie an der Universität Deutsch.
An der Ruhr-Universität Bochum, wo sie eigentlich einen Lehrauftrag für Deutsch als Fremdsprache hat, pausiert sie so lange. Mit einem zweimonatigen Sprachkurs Indonesisch hat sie sich auf diese Reise vorbereitet. „Obwohl das Semester noch nicht begonnen hat, haben meine Studenten schon ein Willkommens-Treffen organisiert, mit kleinen Begrüßungsreden auf Deutsch, mit einer Tanzeinlage und Lapet - in Bananenblättern gebackenen, süß gefüllten Reisküchlein“, berichtet sie.
Anke Borchardt wohnt direkt auf dem Uni-Campus und ist auf die Hilfe ihrer Studentinnen angewiesen. Sie erklären der Ausländerin, wie der Reiskocher funktioniert und begleiten sie auf den traditionellen Markt. „Der ist wirklich riesig und die Studentinnen haben mir gezeigt, wo ich was kaufen kann und sogar, wo es guten Cappuccino gibt“, sagt die Deutschlehrerin. Ihre Studentinnen verwöhnen sie auch Selbstgebackenem und -gekochtem.
Eine Herausforderung ist für die Wuppertalerin der Busverkehr in der Stadt mit 250 000 Einwohnern. Die Kleinbusse sind meistens überfüllt. Wer mitfahren will, hält den Bus per Handzeichen an und springt einfach hinein. „Hier brauche ich weiterhin Nachhilfe“, gibt die Cronenbergerin zu. Gerne würde sie auch andere Landesteile auf diese Art kennenlernen. Doch die mäßig einladenden öffentlichen Toiletten schrecken sie ab.
Derzeit wirbt Anke Borchardt in den weiterführenden Schulen der Stadt für ein Deutsch-Studium. Denn von 4000 Lehramtsstudenten der Universität Medan studieren nur 17 das Fach Deutsch, obwohl es in Tourismusgebieten durchaus gute Jobchancen bietet. Die Studenten seien sehr enthusiastisch, berichtet die Lehrerin erfreut: „Trotz Semesterferien kamen fast alle Studenten jeden Tag drei Stunden lang zum Unterricht bei mir als Muttersprachlerin.“
Am Sonntag kaufte Anke Borchardt für den Unterricht einen CD-Spieler. „Als ich die gut eine Million Rupiah dafür von meinem Konto abhob, musste ich kurz schlucken. Aber umgerechnet sind es ja nur 80 Euro, die von der VEM finanziert werden.“ Jetzt kann sie im Unterricht deutsche Dialoge oder Gespräche vorspielen. Außerdem stehen ihr an der Universität sowohl ein Beamer als auch ein White Board zur Verfügung.
Die Tage sind heiß auf Sumatra. Schon nach der ersten Tasse Tee, erzählt Anke Borchardt, bricht ihr der Schweiß aus allen Poren. Etwas skeptisch äußert sie sich auch über ihren Weg zum Hotspot, an dem sie Internet-Empfang hat: „Vorbei an den Schlangen, die es angeblich nicht gibt — ich habe mal gegoogelt: Es sind nur Kobras und Kraits und Vipern.“ Auch ihr Mittagessen holt Anke Borchardt oft bei dem Kiosk auf dem Uni-Gelände: Nasi goreng oder Mie goreng (gebratener Reis oder gebratene Nudeln). Und sogar auf zwei traditionelle Batak-Hochzeiten hat ein Kollegen-Ehepaar die Wuppertalerin schon mitgenommen.