Erinnerung Bergische Sonne: Vom schönsten Freizeitbad zu „Moder und Muff“
Lichtscheid. · Die WZ blickt mit ehemaligen Beteiligten auf den Niedergang des einstigen Publikumsmagneten.
„Wir schaffen Platz für Neues“ heißt es auf dem Transparent am Bauzaun, der das 19 000 Quadratmeter große Areal der einstigen Bergischen Sonne auf dem ehemaligen Straßenbahnbetriebshof Kapellen abriegelt. Kostenpflichtiger Inhalt Zwei Unternehmen aus Haltern sind mit dem Abbruch des einstigen Spaßbades betraut, das von 1992 bis 2012 wohl nur in den Anfangsjahren für unbeschwerte Badefreuden gesorgt hatte.
Drei Bereiche, nämlich Sauna, Schwimmen und eine der Fitness gewidmete Abteilung waren die Säulen, die den Investoren nicht nur eine ordentliche Rendite, sondern vor allem Menschen aller Altersgruppen im Bergischen Land in den zehn pavillonartigen Bauten Vergnügen auf hohem Niveau bereiten sollten. In einer prächtigen Badelandschaft inklusive Röhrenrutsche und Felsengrotte, unterschiedlichen Saunen einschließlich Erholung spendender Ruhebereiche mit Blick auf die bergische Landschaft und unter fachkundiger Leitung an Fitnessgeräten oder bei Aerobic-Kursen.
Whirlpools, Kneipp-Becken, Kinderbereich und ausreichend gemütliche Liegen: Beste Voraussetzungen für Stunden der Entspannung, zumal es auch einen Gastronomiebereich gab, in dem nach schweißtreibenden Aufgüssen für den nötigen Flüssigkeitsausgleich gesorgt werden konnte.
„Eines der schönsten Freizeitbäder in Deutschland“, schrieb Michael Julius Schwarz an die WZ, und Diana Staub meinte: „War jedes Mal wie ein kleiner Urlaub.“
„Echt schade“, fand Michael Leichsenring, als bekannt wurde, dass das Spaßbad endgültig abgerissen wird. „Traurig, dass es diese früher so schöne Sauna nicht mehr gibt“, bedauerte auch Bärbel Dahlhaus.
Die Bergische Sonne, deren Eingangsbereich eine von dem prominenten Bildhauer Klaus Rinke geschaffene riesige goldgelbe Kugel (derzeit allerdings eher schmutzig-gelb) mit fünf Metern Durchmesser zierte, zog zwar die Besucher von nah und fern an, doch offensichtlich waren es nicht genug.
„Das Bad war nie erfolgreich. Soweit ich weiß, wurden nie schwarze Zahlen geschrieben“, meinte Hans M. Stephan, der in den 1990er Jahren Geschäftsführer der Investoren- und Betreibergesellschaft war, rückblickend zur WZ.
Die nachträglichen Konzeptwechsel fruchteten nicht
Und nach und nach bildeten sich beträchtliche Investitionsstaus. „Es wurde nicht mehr investiert und auch nicht mehr renoviert oder modernisiert“, so Mariola Leppich, die Mitte der 2000er Jahre im Fitnesszentrum einen Aerobic-Kurs leitete.
Die positiven Kritiken wichen allmählich teilweise vernichtenden Bewertungen. „Dreck und Schimmel zu Höchstpreisen“, urteilte ein enttäuschter Besucher im Internet. „Moder und Muff“.
„Nicht funktionierende Schränke im Umkleidebereich“, mangelnde Hygiene, Wasser, das durch die Decke tropfte. „Unrat und Müll“ hatten andere Badegäste festgestellt. Und wenn die verärgerten Besucher am Empfang ihrer Enttäuschung Luft machten, dann trafen sie dort auf Antworten wie „Stimmt doch gar nicht“, oder sogar „Stellen Sie sich nicht so an“. Kein Wunder, dass im Internet dann massiv vom Besuch des einstigen Hortes angenehmster Entspannung abgeraten wurde.
Die Besucherzahlen gingen rapide zurück. Daran änderte auch die Umbenennung in „Waterworld“ (in Anlehnung an den Hollywood-Filmhit mit Kevin Costner) nichts, und am 24. November 2009 folgte der bisherige Tiefpunkt: Die WSW klemmten dem Freizeitbad den Strom ab. Zwei Tage später lief wieder alles, aber am 23. Dezember 2009 wurde Insolvenz beantragt.
Ein kurzes Aufflackern gab es dann 2010, als ein neuer Investor für fünf Millionen Euro notwendige Reparaturen vornehmen ließ, doch der Ruf war ruiniert, und nur noch rund 1000 Besucher passierten am Schluss den Eingang und damit nicht einmal die Hälfte der Anfangszeit. Fragwürdige Konzeptwechsel fruchteten nicht. Und am vierten Juli 2012 wurde das finale Ende beschlossen. Kostenpflichtiger Inhalt Die Bergische Sonne war endgültig untergegangen.
Pläne, aus dem Areal auf Lichtscheid ein Wellnesshotel mit insgesamt 150 Zimmern zu machen, ließen sich nicht verwirklichen. 2018 kaufte die Stadt Wuppertal die Bauruine, sie will dort Startups und hochwertige Arbeitsplätze auf einem Smart Tec Campus ansiedeln.