Bergische Uni: Forschen für die Region
Eine neue Stiftung will Wirtschaftswissenschaftler und bergische Unternehmen zusammenbringen.
Wuppertal. An der Bergischen Universität ist nichts mehr, wie es war. Autonomes Handeln, unternehmerisches Denken, eigenständiges Wirtschaften bestimmen Lehre und Forschung immer mehr. Spätestens bei der Mittelverteilung spürt auch der letzte wissenschaftliche Mitarbeiter, dass die goldenen Zeiten staatlicher Wissenschaftsförderung endgültig vorbei sind. Die Bergische Universität hat den Trend erst vor wenigen Wochen durch eine Zielvereinbarung mit dem Land schriftlich festgehalten - und damit, so das breite Empfinden in der Professorenschaft, die Fachbereiche weitgehend ihrem Schicksal überlassen.
In der Diskussion um die künftige Ausrichtung der Hochschule und die regionale Verantwortung preschen jetzt die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler vor - mit einer eigenen Stiftung. "Am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen", nennt das Lambert T. Koch, Dekan des Fachbereiches B. Das mag ihm leichter fallen als Kollegen in anderen Fachrichtungen. Die Ökonomie in Wuppertal ist gut ausgelastet. Bei der künftigen Pro-Kopf-Verteilung von Studiengebühren kommt das stark nachgefragte Fach gut weg.
Lambert T. Koch
Doch Erfolg ist inzwischen auch an den Universitäten von Leistung abhängig. Ein klares Profil muss her. Das verlangen nicht nur die Studierenden, sondern auch das Land. Wohin öffentliche Gelder fließen, wird künftig unter anderem an der Zahl der Promotionen und der Höhe der eingeworbenen Drittmittel gemessen.
Letztere kommen schon längst zu einem großen Teil aus der Wirtschaft, in Wuppertal auch aus der bergischen. "Deshalb mussten wir über die Kritik an der angeblich fehlenden Nähe zu den Unternehmen der Region lächeln", sagt Koch. Für ihn gehört die Vernetzung zum Alltagsgeschäft: "Die Bereitschaft in der Wirtschaft zur Zusammenarbeit ist groß. Da muss man nur zart anklopfen, und schon tun sich Türen auf."
Die bereits bestehenden Kontakte sollen nun noch erweitert und verstärkt werden, denn, so beobachtet Professor Norbert Koubek, Vorsitzender der Studierenden- und Ehemaligenorganisation "WTALumni": "Es gibt einen hohen Bedarf, dass regionale Themen erforscht werden."
Davon gibt es jede Menge, zum Beispiel die Erforschung des ganz bergischen Unternehmertums - immerhin eine beispiellose Geschichte, die sich über 300 Jahre erstreckt. Spannend fand diesen Ansatz auch die Remscheiderin Dorothee Hanneschläger und steuerte das Stiftungskapital in Höhe von 60 000 Euro bei. Damit kann in enger Anbindung an "WTALumni" die USI-Stiftung an den Start gehen. USI steht für "Unternehmertum, Strukturwandel, Internationalisierung" und markiert das breite Spektrum der Stiftung.
Norbert Koubek
50 Studenten des Fachbereichs gehen pro Semester ins Ausland, 50 ausländische Studenten kommen nach Wuppertal. Und das Thema Globalisierung ist ohnehin eines der beherrschenden. Wichtigster Gedanke für die Region bleibt aber, so Koch, "dass die bergischen Unternehmen die künftigen Arbeitgeber unserer Studenten sind".
Es geht also um Wissenstransfer und um Kontakte. Letztere können beim Business-Breakfast zum Thema Unternehmen in der globalisierten Wirtschaft am 14. März geknüpft werden. Brigitte Halbfas (WTALumni): "Da können wir der Wirtschaft zeigen, dass der Weg in die Universität gar nicht so weit ist."