„Bergische Dreieck kann ein goldenes Dreieck sein“ Bergischer Zukunftspreis 2023: Das sind die Preisträger (mit Video)
Wuppertal · Der Bergische Zukunftspreis ehrt Unternehmen, die sich um die Region verdient gemacht haben. Wie die Preisverleihung lief, bei der NRW-Innenminister Herbert Reul das Potenzial des Städtedreiecks Wuppertal, Solingen, Remscheid betonte.
Die Klosterkirche in Lennep ist ein prächtiges Beispiel dafür, was alles durch gemeinschaftliches Engagement in der Region erreicht werden kann. Denn dem historischen Gebäude drohte der Abriss, als sich 1983 engagierte Bürger für ihre Erhaltung einsetzten. Heute ist sie beliebtes Kulturzentrum mit Strahlkraft über die Region hinaus und mehr als passender Austragungsort für die Verleihung des Bergischen Zukunftspreises. Denn: „Die Idee ist es, Unternehmer zu ehren, die sich um die Region verdient gemacht haben. Und wir wollen ein Wirtschaftsforum schaffen, um die Unternehmer der Region zu verbinden“, sagte WZ-Chefredakteur Lothar Leuschen als einer der Initiatoren.
Also hatten die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK), die Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal und die großen Tageszeitungen Solinger Tageblatt, Remscheider General-Anzeiger und die Westdeutsche Zeitung mit Unterstützung der Volksbank im Bergischen Land zur Verleihung des zweiten „Bergischen Zukunftspreises“ in historischem Ambiente geladen. Das Who ist Who der Bergischen Wirtschaft und Politik – darunter der Remscheider Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (Remscheid) sowie NRW-Innenminister Herbert Reul – ist dieser Einladung gefolgt.
Drei Kunstwerke
als Preise
Dieser lobte in seiner Rede den Preis: „Ich halte wahnsinnig viel davon, Menschen für gute Leistungen auszuzeichnen und sich dafür einfach mal zu bedanken.“ Er würdigte auch den Gedanken des Bergischen Zukunftspreises: „Die drei Städte, die für sich genommen schon groß sind, sind viel größer, wenn sie sich zusammentun.“ Rechne man sie zusammen, wäre das nach Köln die zweitgrößte Stadt im Westen. „Das ist kein Zufall, dass in diesem Städtedreieck viel Innovation und Potenzial steckt.“ Und er motivierte: „Das Bergische Dreieck kann ein goldenes Dreieck sein.“
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Preisverleihung. Jessica, Alexandra und Frank Dietrich von Parkett Dietrich konnten einen der Preise – einen mit viel Gold gemalten Bergischen Löwen des Künstlers Christian von Grumbkow – aus den Händen von Arnd Krüger, dem Chef der Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal, entgegennehmen.
Parkett Dietrich wurde 1918 von Otto Dietrich in Wuppertal gegründet, wo auch heute noch die Zentrale des Unternehmens ist. Mittlerweile leiten die beiden Brüder Frank und Christoph die Geschicke des Unternehmens. Arnd Krüger lobte in seiner Laudatio anerkennend die Leistung und Stabilität des Unternehmens über all die Jahre: „Es hat Weltkrieg, Rezession und den Teppichboden überlebt. Dann kam die Teppichmilbe und veranlasste viele, auf den optische ansprechenden Parkettboden umzusteigen.“ Künstler von Grumbkow erklärte zu seinem Werk: „Gold steht für das Geistige und Vermögen. Und das wünsche ich den innovativen Firmen in unserer Region.“
Volksbank-Vorstand Andreas Otto überreichte an das Team Gastronomie rund um Paul Clemens und Tino Burk deren Zukunftspreis: Ein Doppelporträt von Else Lasker-Schüler und Pina Bausch auf einem Untergrund aus Schläuchen der Firma Vombaur von der Künstlerin Anke Büttner. Für das Unternehmerteam hätte der Austragungsort in der Lenneper Klosterkirche nicht passender sein können. Denn an dieser Stelle vor 30 Jahren hat die Geschichte des Unternehmens begonnen. Mittlerweile hat das Unternehmen 130 Mitarbeiter und betreibt neben der Klosterkirche auch das Remscheider Schützenhaus, die Brasserie Mon Ami in Lennep und ab 2025 wieder die Gastronomie auf Schloss Burg.
Andreas Otto betonte, die Ehrung der Caterer liege ihm am Herzen - „und auch am Bauch“. Die Unternehmer blieben zwar am liebsten hinter ihrer Arbeit verborgen, aber ohne ihre Arbeit wären Feiern unvollständig. Ihre Gastronomie habe „Maßstäbe gesetzt“. Sie hätten sich einen Stern erkochen wollen „und haben ein Universum geschaffen“.
Ebenfalls für Stabilität über viele Jahre hat Thomas Busch vom Solinger Traditionsunternehmen Walbusch gesorgt. In den 1970er-Jahren hat er das Unternehmen von seinem Vater übernommen und es von einem kleinen Familienbetrieb zu einem der führenden konzernunabhängigen Versandhäuser des Landes gemacht. So manche Versandhaus-Riesen sind in den vergangenen Jahren pleitegegangen, Walbusch hat sie alle überlebt. Der heute 85-jährige Thomas Busch hat das Zepter mittlerweile an seinen Sohn und ein Geschäftsführerteam abgegeben. Für seine Leistung konnte er den Zukunftspreis für sein „Lebenswerk“ aus den Händen von IHK-Präsident Henner Pasch entgegennehmen – eine stilisierte Bergische Landschaft aus Gips von Jaana Caspary.
Pasch würdigte Busch als jemanden, der „eine der erfolgreichsten Unternehmerkarrieren in Solingen und im Bergischen Land hingelegt hat“ und er habe sich auch gesellschaftlich engagiert. Er habe „stets mit Mut und Weitsicht und Risikobereitschaft Änderungen vorgenommen, um dem Strukturwandel Rechnung zu tragen“.
Ziel des Bergischen Zukunftspreises ist, die Region stärker als bisher zu verbinden. Deshalb ist den Initiatoren neben der Preisvergabe auch daran gelegen, dass Menschen aus der Region sich treffen, miteinander ins Gespräch kommen, womöglich dieselben Fragen als wichtig identifizieren und sich bestenfalls gemeinsam auf den Weg machen, die Fragen zu beantworten – im Sinne der jeweiligen Unternehmen oder Institutionen und damit im Sinne des Bergischen Landes. Was sich die Initiatoren für den Preis schon vorab gewünscht haben, ist auch eingetroffen, so hat es sich zumindest am Abend der Preisverleihung dargestellt: Es wurden zahlreiche Gespräche geführt und es wurde genetzwerkt.