KULTUR Berthold Schneider wird der neue Opernintendant
Als Nachfolger von Toshijuki Kamioka will er als erstes wieder ein Sänger-Ensemble aufbauen. Sein künstlerischer Etat wird festgeschrieben.
Eine schonungslose Analyse der Situation am Wuppertaler Opernhaus hat möglicherweise den Ausschlag dafür gegeben, Berthold Schneider gestern zum neuen Wuppertaler Opernintendanten zu machen. Mit seinem Problembewusstsein verblüffte er vergangene Woche zunächst die 17-köpfige Findungskommission unter Leitung von Ursula Schulz. Das äußerte er direkt nach seiner Wahl aber auch im Gespräch mit der WZ. „Es ist ja kein Geheimnis, dass die Oper in Wuppertal zu kämpfen hat“, sagte der Nachfolger von Toshijuki Kamioka.
Oberbürgermeister Peter Jung sagte nach der Entscheidung gestern Nachmittag: „Herr Schneider wird der Oper mit einem Ensemble eine neue Prägung geben.“ Darin sieht der neue Intendant, der „die sehr offene Diskussion“ in den Vorstellungsrunden lobte, auch seine vordringliche Aufgabe: Er freue sich auf den Aufbau eines jungen Teams vor und hinter der Bühne.
Er will hochkarätige Sänger ans Haus binden. Angesichts des knappen Etats „kann man natürlich nicht einfach bei den großen Agenturen anrufen und ihre Top-Kräfte buchen“. Stattdessen werde das Haus nach jungen Künstlern suchen — auch da gebe es herausragende Stimmen. Es habe zudem etwas „Beglückendes, wenn es gelingt, junge Sänger auf den Weg zu bringen.“
„Berthold Schneider will die Oper für die Stadt neu erlebbar machen“, sagte Kulturdezernent Matthias Nocke. In der zweiten Vorstellungsrunde hat Schneider wie die beiden anderen Finalkandidaten mögliche Spielpläne vorgestellt, diese aber auch bis ins Detail durchkalkuliert. Zugleich will er herausfinden, wie die Stadt tickt, will die Leute mit seinen Ideen abholen.
Solche Sätze gehören zwar heute zur gängigen Bewerber-Prosa, doch der Mann aus Darmstadt steht tatsächlich für vielfältige Erfahrung und für frische Ideen — hat etwa 2005 die Berliner Erstaufführung der Oper „Einstein on the Beach“ von Philip Glas und Robert Wilson inszeniert.
Dazu bringt er eine für Wuppertal neue Geschäftsidee mit, die er in Darmstadt dank seiner internationalen Kontakte bereits erfolgreich praktiziert: Die Wuppertaler Bühnen mit ihren Werkstätten fertigen Kostüme und Bühnenbilder für Theater in Luxemburg, Brüssel, Paris oder sogar London — alles große Häuser, die aber keine eigenen Werkstätten haben.
Wichtig für Schneiders „Ja“ zu Wuppertal war, dass der künstlerische Etat während seiner dreijährigen Vertragslaufzeit konstant bleibt: „Das ist ein Bekenntnis für das Haus — und sonst hätte ich das auch nicht gemacht.“