Wuppertal Bethe-Stiftung unterstützt Erinnerung an die NS-Zeit

Neue Reihe zu 75 Jahren Befreiung Wuppertals vom Nationalsozialismus.

Roswitha Bethe, Dieter Nelles, Florian Bethe und Stephan Stracke (v.l.) unterstützen Projekte über die Befreiung vom NS-Regime.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Bethe-Stiftung unterstützt den Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal mit einer besonderen Aktion. Seit Mittwoch werden Spenden, die mit dem Vermerk „Spendenverdopplung“ auf das Konto des Vereins eingehen, im Zeitraum von drei Monaten von der Stiftung verdoppelt. Mit dem Geld sollen aktuelle Veranstaltungen rund um den 75. Jahrestag der Befreiung Wuppertals vom Nationalsozialismus gefördert werden.

Die Erinnerung an den Nationalsozialismus und Veranstaltungen dazu seien einer der „Schwerpunkte“ in der Arbeit der Bethe-Stiftung, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Roswitha Bethe am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Kennengelernt hatten sich Stiftung und der Verein im April 2011 bei einer Veranstaltung zur Befreiung Wuppertals vom Nationalsozialismus.

Die Aufgabe verliert
nichts an Relevanz und Aktualität

Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Betroffene der NS-Zeit stürben, sei es wichtig, mit Veranstaltungen daran zu erinnern und auch die letzten verbliebenen Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, sagte Historiker und Vereinsmitglied Stephan Stracke. „Das Erinnern wird immer schwieriger!“ Dabei verliere diese Aufgabe aber nichts an Aktualität und Relevanz – wie das Aufkommen rechtspopulistischer Bewegungen in ganz Europa nachdrücklich zeige.

So plant der Verein mehrere Veranstaltungen – unter anderem zum rechtsradikalen Kapp-Putsch, der vor 100 Jahren in der Weimarer Republik durch einen Generalstreik der Arbeiterbewegung vereitelt werden konnte. Der Verein veranstaltet dazu am 14. März eine Bus- und Wandertour, die an die Kämpfe zwischen Streikenden und Truppen der rechtsradikalen Putschisten erinnert und die historischen Orte im Bergischen Land besucht.

Auch mehrere Gedenkveranstaltungen sind geplant: So erinnert der Verein am 6. März mit einem Termin im Jugendzentrum an der Heinrich-Böll-Straße an das Schicksal von Wuppertaler Sinti und Roma, die vor 77 Jahren vom Klingholzberg nach Auschwitz deportiert wurden. Am 8. März organisiert der Verein in den Niederlanden ein Gedenken unter anderem an den jüdischen Widerstandskämpfer Richard Barmé aus Wuppertal, der im März 1945 bei einer Massenerschießung im niederländischen Waalsdopervlakte ermordet wurde.

Unter dem Motto „Wir leben ewig“ steht dann die Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Befreiung Wuppertals vom Nationalsozialismus, die am 17. April im Deweerthschen Garten vorgesehen ist. Dazu werden unter anderem Angehörige von Holocaust-Opfern und Widerstandskämpfern sowie weitere Besucher etwa aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und den USA erwartet. Für die musikalische Unterhaltung sorgt unter anderem ein Auftritt der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano, die mit der Band „Microphone Mafia“ zu Gast ist.

Der Schwerpunkt liegt für den Verein auf dem Frühjahr, weil in dieser Zeit vor 75 Jahren die Nazi-Tyrannei geendet hatte. Dennoch plant der Verein auch darüber hinaus. So soll Ende des Jahres ein Buch über die Arbeit der Gestapo-Außenstelle Wuppertal erscheinen, wie der Vereinsvorsitzende Dieter Nelles erklärte. Die Veröffentlichung sei durch eine finanzielle Unterstützung im Rahmen des Bürgerbudget-Programms der Stadt ermöglicht worden, betonte er. Zudem soll Ende des Jahres der dritte Band der Buchreihe „Bildungsmaterial zur Wuppertaler Polizei- und Widerstandsgeschichte“ erscheinen. Auf Grundlage der Recherche zur lokalen Gestapo soll überdies eine mobile Ausstellung entstehen, die ab dem kommenden Jahr präsentiert werden soll.