Junior Uni Wuppertal Künstliche Intelligenz: Nützlicher Helfer oder doch eher Datendieb?
Diplom-Mathematiker Marco Rozgic hat in der Junior Uni das maschinelle Lernen und seine Auswirkungen vorgestellt.
Marco Rozgic, gelernter Mathematiker und nun als Data Scientist tätig, referierte am Dienstagabend in der Junior Uni zum Thema Künstliche Intelligenz. Zuvor hat ihn sein Handy an den Termin erinnert, ihm die Adresse genannt, anhand der aktuellen Verkehrslage die Fahrtzeit prognostiziert und ihm warme Kleidung empfohlen, nachdem es die Temperatur abgerufen hat. Am Beispiel der allgegenwärtigen Smartphones lässt sich leicht veranschaulichen, welch große Rolle Künstliche Intelligenz, oder kurz KI, schon heute im alltäglichen Leben spielt.
Rozgic, der für das Remscheider Unternehmen Wurm GmbH & Co. KG arbeitet, entwickelt im Arbeitsalltag elektronische Systeme für Supermarkt-Kühlregale. Er war der erste Referent in der Reihe „Wissenforum“, die am Loh eine neue Form der Vermittlung darstellt, wie Karin Röhrich von der Junior Uni erklärt: „Die Vorträge sind nicht als Einbahnstraße gedacht, es soll eine Diskussion daraus entstehen.“ Die junge Zuhörerschaft, die ab dem Alter von elf Jahren eingeladen worden war, beteiligte sich schon während der gut einstündigen Präsentation rege, stellte Fragen und deckte Zusammenhänge auf.
Mathemathische Formeln hinter dem Lernprozess der Geräte
In das „Zukunftsthema“ Künstliche Intelligenz wurde durchaus tief eingestiegen: Vom Smart Home, das sich mit schlauen Lichtschaltern und lernfähigen Heizungen seinen Eigentümern anpasst, ging es bis zu den komplizierten mathematischen Formeln, die hinter dem Lernprozess unserer Geräte stehen. Dabei gab der Remscheider Ingenieur auch einen Einblick in die Geschichte des schon in den 1960er-Jahren aufgekommenen Begriffes „KI“. Er stellte klar, dass Künstliche Intelligenz weder künstlich erschaffen, noch intelligent sei; daher sei die Bezeichnung „maschinelles Lernen“ zutreffender. Um also zu zeigen, dass KI „keine Zauberei“ ist, erklärte Rozgic dem Publikum, wie Maschinen anhand von Computertechnik und Mathematik sowie des Sammelns vieler Daten selbstlernend werden. Die vielen verschiedenen Anwendungsbereiche erleichterten uns das Leben, so der Referent, der aber vor zu großem Vertrauen in die Technologie warnte: „Die gesammelten Daten können immer nur einen Teil der Welt darstellen.“
Dass in der Diskussion um maschinelles Lernen auch gesellschaftliche Faktoren in Betracht gezogen werden müssen, verkannte der Diplom-Mathematiker nicht. An einem politischen Beispiel erläuterte er die Verantwortung, die damit einhergeht: So könnten beispielsweise Unternehmen, die solche Systeme entwickeln, private Daten an den Staat verkaufen. Dass KI nicht ausschließlich einen Segen bedeutet, erkannte auch das Publikum: „Wenn Smart-Home-Häuser ohne Schlüssel funktionieren, müssten Diebe doch nur das Computersystem hacken, um einzubrechen“, so ein Einwurf der Jugendlichen. Andererseits könne maschinelles Lernen nicht nur den Alltag angenehmer machen, indem es etwa die Bahnverspätung rechtzeitig ankündigt, sondern auch zu zukunftsweisenden Fragen beitragen. Ein Smart Home, das Strom- und Gasverbrauch regelt, könne effizienter gegen Ressourcenverschwendung vorgehen.
Genau diese Kombination aktueller Debatten ist das Ziel der Junior Uni, wie Prokuristin Annika Spathmann erklärt: „Es ist uns wichtig, alle Zukunftsthemen aufzugreifen.“ Auch als Berufsorientierung für Jugendliche und zum Austausch mit den Experten sei das Format nützlich. Rozgic selbst sieht seine Expertise in der Verantwortung: „Die Wissenschaft muss aus ihrem Elfenbeinturm herauskommen und erklären, was sie macht“. Dieses Ziel soll in der neuen Reihe „Wissensforum“ wieder am 23. April verfolgt werden, wenn es in der Junior-Uni um E-Autos geht.