Internet-Bestellung Betrug: Wie Olga Usaceva kämpft, um 2399 Euro zurückzubekommen

Wuppertal · Wuppertaler werden immer häufiger im Internet um Geld betrogen. Und die Maschen werden immer hinterhältiger. Olga Usaceva erzählt ihre Geschichte, um andere zu warnen.

Olga Usaceva hat nun Hoffnung, dass sie ihr Geld zurückbekommt.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Wuppertaler werden immer häufiger im Internet um Geld betrogen. Im vergangenen Jahr hat die Polizei 349 Fälle von „(Computer-)Betrug mittels rechtswidrig erlangter unbarer Zahlungsmittel“ erfasst, im Jahr 2018 waren es noch 211 Fälle. „Da die physische Geschäftswelt zurückgeht und sich vieles weiter ins Internet verlagert, sind Straftaten, die via Internet verübt werden, angestiegen“, andere Arten des Betrugs allerdings auch, so die Polizei.

An die Wuppertaler Verbraucherzentrale wenden sich immer wieder Menschen, die Opfer geworden sind, berichtet die Leiterin Michelle Schüler-Holdstein. „Die Verbraucherzentrale NRW informiert regelmäßig darüber, welche Maschen im Umlauf sind.“ Es gebe immer neue – und immer hinterhältigere.

Die Polizei klärt die Hälfte
aller Betrugsfälle auf

Olga Usaceva aus Barmen berichtet, was ihr passiert ist, um andere zu warnen. Ende Juli bekam sie eine E-Mail des Zahlungsdienstleisters PayPal, die eine Bestellung in Höhe von 2399 Euro bei Media Markt bestätigte – obwohl sie diese Bestellung nicht getätigt oder freigegeben hatte. Eigentlich muss sie jede Zahlung freigeben, eben um sich vor Betrug zu schützen. „Diese E-Mail gab es aber nicht.“ Der Elektronik-Artikel sollte an eine Adresse in Berlin geliefert werden, die sie nicht kennt.

Die Betrogene kontaktierte so schnell wie möglich PayPal und Media Markt, versuchte, die Lieferung zu stoppen. Sie schrieb E-Mails und verbrachte mehrere Stunden in Telefon-Warteschleifen. „Keiner kümmert sich und untersucht meinen Fall“, dachte sie am Anfang. Sie sei von Mitarbeiter zu Mitarbeiter und von Abteilung zu Abteilung verwiesen worden. „Bei PayPal wurde mir nicht richtig zugehört“, sie habe standardisierte Antworten bekommen, auf ihren Fall sei nicht eingegangen worden.

Nicht nur die Unternehmen kontaktierte Olga Usaceva, sie ging auch schnell zur Polizei und erstattete Anzeige. „Wir haben natürlich Ermittlungen aufgenommen“, sagt Sprecher Rafael Bringmann. „Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es sehr gut aus, dass sie ihr Geld zurückbekommt.“ Die Art und Weise, wie Olga Usaceva betrogen wurde, sei relativ selten. Vermutlich sei jemand an ihre Login-Daten für E-Mail und PayPal gekommen. „Da können wir zur Prävention nur appellieren, vorsichtig mit sensiblen persönlichen Daten im Internet umzugehen.“ Häufiger habe die Wuppertaler Polizei mit Betrug über Ebay zu tun: Dass Waren beispielsweise zwar bestellt und bezahlt, aber von den Betrügern nie verschickt werden. In wie vielen Fällen die Polizei die Betrüger schnappt, sei schwierig zu sagen, weil in der Statistik verschiedene Arten des Betrugs zusammengefasst werden, erklärt Rafael Bringmann. Betrugsfälle in Wuppertal insgesamt erfasste die Polizei im vergangenen Jahr 4668, die Hälfte davon konnte aufgeklärt werden.

Media Markt hat die Auslieferung der Waren im Wert von 2399 Euro, die Olga Usaceva nicht selbst bestellt hatte, zunächst angestoßen – weil sich nicht auf Anhieb nachvollziehen ließ, ob sie mit der Lieferadresse in Verbindung steht, es hätte zum Beispiel ein Geschenk sein können, sagt eine Sprecherin. „Sobald wir einen Betrug feststellen, setzen wir alles daran, den weiteren Verlauf zu stoppen. Sobald ein Paket allerdings an unseren Logistikpartner übergeben wurde, ergibt sich nur noch eine kurze Zeitspanne, die letztendliche Zustellung zu verhindern. Im Fall von Frau Usaceva konnte eine Zustellung an den Betrüger verhindert werden. Frau Usaceva wird eine Rückerstattung erhalten“, verspricht die Media-Markt-Sprecherin. PayPal äußert sich auf Anfrage nicht zu dem konkreten Fall, eine Sprecherin teilt aber mit, dass das Unternehmen seine Kunden im Fall von unberechtigten Zahlungen schütze. „Wird PayPal ein unberechtigter PayPal-Kontozugriff gemeldet und es gibt keinen Nachweis für einen Betrug oder anderes vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verhalten seitens des Kunden, so erstattet PayPal der betroffenen Person den vollständigen Betrag zurück.“

Die Situation ist für
die Betrogene belastend

Als die Betrogene den unberechtigten Zugriff auf ihr Konto bemerkte, hat sie sofort ihre Passwörter geändert. Damit habe sie sich genau richtig verhalten, sagt Michelle Schüler-Holdstein von der Verbraucherzentrale. „Sichere Passwörter sind wichtig, gerade, wenn es um Geld geht.“ Sie rät zu einem Passwort-Manager. Gefährlich sei, bei verschiedenen Anbietern dasselbe Passwort zu verwenden. „Wenn es dann zu Hacking oder Phishing kommt, haben die Kriminellen den Generalschlüssel.“ Dienstleister wie PayPal machen das Bezahlen im Internet einfacher, seien im Vergleich zur Zahlung per Rechnung oder Überweisung jedoch eine zusätzliche Angriffsstelle. Für eine höhere Sicherheit sei die Zwei-Faktor-Authentifizierung wichtig, mit der jede Zahlung zum Beispiel per App, SMS oder E-Mail bestätigt werden muss.

Olga Usaceva hat sich mittlerweile auch von einer Rechtsanwältin beraten lassen. Zwei Wochen nach dem Betrug hat sie die 2399 Euro noch nicht wieder auf ihrem Konto. „Warum dauert das alles so lange, obwohl eigentlich alles geklärt ist?“ Regelmäßig hakt sie bei den Unternehmen nach. Mittlerweile ist sie zwar optimistischer als am Anfang, doch die Situation sei sehr belastend für sie. Das Geld kann sie gut gebrauchen, um ihre Tochter zu unterstützen, die gerade Abitur gemacht hat und studieren will. „Wir hatten nie sehr viel Geld, aber auch noch nie Schulden. So eine Situation macht wirklich Angst um die Existenz.“