„Frieden kann schnell zerbrechen“ Bewegende Worte zum Volkstrauertag auf dem Ehrenfriedhof in der Lönsstraße in Wuppertal

Wuppertal · Einstellige Temperaturen und grauer Himmel bestimmten die Szenerie der zentralen Gedenkfeier der Stadt Wuppertal zum Volkstrauertag auf dem Ehrenfriedhof in der Lönsstraße.

Der Volkstrauertag wurde am Sonntag auch in Wuppertal wieder würdig begangen.

Foto: JA/Andreas Fischer

„Wir haben uns heute versammelt, um am Volkstrauertag der Millionen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken. Der Tag erinnert uns an die unfassbaren Gräuel der beiden Weltkriege und an die Opfer des Nationalsozialismus“, sagte Bürgermeister Heiner Fragemann.

Das Wiedererstarken
des Nationalismus macht Sorge

„Die Welt scheint in vielen Regionen erneut aus den Fugen geraten zu sein“, so Fragemann, der dabei zunächst den Blick auf den Krieg in der Ukraine richtete. „Wir sehen, wie schnell Frieden zerbrechen kann, und dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind, sondern immer wieder neu verteidigt werden müssen, damit Antisemitismus, Rassismus und Populismus nicht weiter an Boden gewinnen.“ Seine Worte galten auch dem barbarischen Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023. Im Gaza-Streifen verschlimmere sich in der Folge die humanitäre Situation. „Die gesamte Bevölkerung, insbesondere in Nord-Gaza ist unmittelbar vom Tod durch Krankheit, Hunger und Gewalt bedroht“, schilderte der Bürgermeister und äußerte die Befürchtung, dass diese Situation weiter eskalieren könne. Wie überhaupt die Aktualität mit aufkommendem Nationalismus in vielen Ländern Europas uns wachrütteln müsse. In der Gedenkstunde, unter anderem vom Wuppertaler Bundesbahn-Orchester unter der Leitung von Alexander Soika und den Schülerinnen des Gymnasiums am Kothen gestaltet, übergab Fragemann das Mikrofon an Barbara Herfurth-Schlömer vom evangelischen Kirchenkreis Wuppertal, die an jene erinnerte, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehören, einer anderen Rasse zugerechnet oder wegen Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurden. Ddie Lehrbeauftragte für Kirchengeschichte beleuchtete auch die aktuelle Lage „Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.“ Aber sie fand auch tröstende Worte: „Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“ Unter denen, die um diese hohen Werte kämpfen, nannte Barbara Herfurth-Schlömer den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der seine Aufgabe nicht nur darin sieht, die Gräber der Opfer zu pflegen, sondern sich mit aller Kraft für Versöhnung einsetzt. „Die Soldatenfriedhöfe sind Orte internationaler und generationsübergreifender Begegnungen und des Lernens“, hörte das Publikum, das wohl auch angesichts des bedrohten Friedens recht zahlreich erschienen war. Zwei Schülerinnen des Gymnasiums am Kothen, Mariia und Julia, die aus der Ukraine vor dem verbrecherischen Überfall geflohen sind, waren mit ihren Schulkameradinnen Anouk und Lara und Mitgliedern der Schulleitung und des Kollegiums erschienen und schilderten den Alltag in der bombardierten Ukraine: ein erschreckend realistisches Bild angesichts tödlicher Bedrohung ihrer Landsleute in der Heimat. Unter den Klängen von „Ich hatt` einen Kameraden“ wurden die Kränze zahlreicher Organisationen niedergelegt, und mit der gemeinsam gesungenen Nationalhymne endete diese würdige Stunde des Gedenkens.