Bilanz 2016: Die GWG steht am Scheideweg
Die Bilanz des Geschäftsjahres 2016 zeigt, dass die städtische Tochter die Wende ohne eine Finanzspritze nicht schafft.
Wuppertal. Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Wuppertal (GWG) hat seit 2012 einige Anstrengungen unternommen, um sich neu aufzustellen. Doch trotz der Restrukturierungsmaßnahmen sitzt die GWG auf einem Schuldenberg von 320 Millionen Euro, muss pro Jahr rund 15 Millionen Euro für Zinsen und Tilgung aufbringen und weist zudem eine unzureichende Eigenkapitalquote aus. Die konnte zwar im Geschäftsjahr 2016 von 6,3 Prozent auf 7,7 Prozent erhöht werden, ist aber im Vergleich zur finanziellen Ausstattung anderer Wohnungsbaugesellschaften noch immer sehr gering.
„2017 muss es den Befreiungsschlag geben“, sagt GWG-Geschäftsführer Oliver Zier. Es geht um die Zukunft der GWG, die 5900 Wohnungen in Wuppertal besitzt. Zier setzt seine Hoffnungen auf einen Ratsbeschluss, der im Herbst oder spätestens Ende des Jahres getroffen werden soll und der die Eigenkapitalsituation der GWG entscheidend verbessern könnte.
Doch gegen solche Rettungsmaßnahmen gibt es auch Widerstand im politischen Raum. Zumal es nicht die erste Finanzspritze der Stadt wäre, und die GWG bei ihren Kritikern als Fass ohne Boden gilt. Die Bereitschaft, weitere 70 bis 90 Millionen Euro zuzuschießen, während Stadtkämmerer Johannes Slawig über die Erhöhung der Grundsteuer nachdenkt, ist nicht in allen Fraktionen stark ausgeprägt. Die „Umschuldung“ von der Stadt zur städtischen Tochter würde sich rechnen, weil die Stadt, der die GWG zu 95 Prozent gehört (fünf Prozent der Anteile hält die Stadtsparkasse), niedrigere Zinsen zahlen müsste.
Allerdings müsste die Stadt Wuppertal Investitionskredite aufnehmen, was die Gesamtverschuldung Wuppertals erhöhen würde. Zudem würde die Zinslast um rund zwei Millionen Euro pro Jahr erhöht, was schon für den Doppelhaushalt 2018/2019 ein Loch reißt — an diesem Punkt kommt die mögliche Erhöhung der Grundsteuer ins Spiel.
Mit einem Minus von 2,6 Millionen Euro hatte die GWG das Geschäftsjahr 2016 abgeschlossen. 2012 betrug der Verlust noch knapp 13 Millionen Euro. Um mehr Eigenkapital aufzubauen, hatte die Stadt der GWG 2015 das Altenzentrum Wuppertaler Hof übertragen. 2016 sollten die Immobilien des Eigenbetriebs Alten- und Altenpflegeheime der Stadt Wuppertal (APH) an die GWG folgen, aber dieses Geschäft ist geplatzt. Die GWG musste reagieren: So wurden 2016 zum Beispiel nur 100 statt geplanter 180 Wohnungen modernisiert. Der Modernisierungsumfang — vorwiegend handelt es sich um leerstehende Wohnungen — soll ab 2018 auf 200 Wohnungen und mehr hochgefahren werden.
4,3 Prozent der GWG-Wohnungen stehen leer. Für ganz Wuppertal liegt der Wert bei 6,6 Prozent. Das größte Problem der GWG sind nicht leerstehende Wohnungen, sondern die leerstehenden Service-Wohnungen für Ältere in der Anlage Springer Bach. Während die Service-Wohungen an der Hardt Gewinn einfahren, haben sich die Verluste der Anlage Springer Bach seit ihrer Eröffnung auf einen höheren zweistelligen Millionenbetrag addiert — eine Altlast aus dem GWG-Skandal der 1990er Jahre. „Die Anlage ist im Besitz des Berliner Immobilienfonds KapHag, mit dem die GWG vor 20 Jahren einen Generalmietvertrag geschlossen hat“, erklärt Oliver Zier. Die gute Nachricht: Ende 2017 läuft dieser für die GWG ruinöse Mietvertrag aus.
Dem Grundsatzbeschluss zur Rettung der GWG im Stadtrat sieht Oliver Zier optimistisch entgegen. Schließlich bemesse sich der Wert der GWG für die Stadtgesellschaft nicht allein an den Immobilien. Die GWG sei zum Beispiel nach der Räumung des Hochhauses an der Heinrich-Böll-Straße einer der ersten Ansprechpartner für die Stadt bei der Suche nach Wohnungen für die Menschen gewesen.