Gemeindeleben Zwischen Gabenbereitung und Grillabend: Bis zu 70 Ministranten sind in St. Laurentius in Wuppertal aktiv

Wuppertal · Als Messdiener der Gemeinschaft helfen.

Die Aufgaben der Messdiener sind vielfältig – hier beim Fronleichnamszug durch das Luisenviertel.

Foto: Andreas Fischer

So alt wie der christliche Glaube ist auch der Dienst der Messdiener, denn laut Apostel Paulus möge der Priester die Messe nicht allein gestalten. Jeder solle etwas beitragen, befand Paulus, und so hat sich die Assistenzschaft im Rahmen von Kirchenfesten, Prozessionen und Feiern in der katholischen Kirche bis heute zu einem festen Bestandteil der Liturgie, der Gottesdienstordnung, gehalten.

Ungeachtet der Kritik, der sich die christlichen Kirchen seit einigen Jahren ausgesetzt sehen, und die von zahlreichen Austritten aus den Glaubensgemeinschaften begleitet werden, gibt es jedes Jahr doch einige Kinder und Jugendliche, die sich für den Dienst als Messdienerin oder Messdiener interessieren. Zwar variiere das je nach Gemeinde, erklärt Daniela Löhr, Gemeindereferentin in St. Laurentius, aber es seien immer so zwischen vier und zehn Interessenten, die die Gemeinden in den Vorbereitungsdienst zu Ministranten aufnähmen.

War der Dienst früher eine Vorbereitung auf das Priesteramt und somit jungen Männern vorbehalten, hat sich die katholische Kirche seit Beginn des 21. Jahrhunderts auch der Gottesdienstassistenz durch Mädchen geöffnet und so hat die Gemeinde St. Laurentius etwa 60 bis 70 Messdienerinnen und Messdiener, die natürlich nicht immer alle gleichzeitig im Einsatz sind.

Zwei oder vier, in St. Laurentius sogar sechs Assistenten, sind es bei normalen Sonntagsmessen – zu Fronleichnam und Pfingsten war das Aufgebot mit 30 Messdienern imposant. Sie helfen, den Ablauf der Messe für die Gemeinde sichtbar zu strukturieren, etwa durch den Wechsel zwischen Knien, Stehen und Sitzen, sie bringen die Gaben, Brot und Wein, zum Altar, läuten die Altarschelle während der Wandlung. Auch den Einzug des Priesters in die Kirche begleiten die Ministranten, tragen bei festlichen Anlässen die Flambeaus, die langstieligen Kerzenhalter, die die Zeremonie feierlich erleuchten.

Schmuck sehen sie aus, wenn sie eingekleidet sind mit Talar und Rochette, dem weißen Übergewand. Das Ornat hängt in der Sakristei in großen Schränken und auf Konfektionsständern, die Kleider sind nach Größe nummeriert: „Jeder von uns hat sich seine Nummer gemerkt, und so findet man rasch ein passendes Messdienergewand, wenn man sich für einen Einsatz im Rahmen einer Messe fertig machen muss“, berichtet Messdienerin Chiara.

Tatsächlich gibt es Gewänder für verschiedene Jahreszeiten: Die in St. Laurentius außergewöhnlich aufwändigen Talare sind nicht nur schwarz oder rot. Die schwarzen Gewänder der Messdiener haben breite rote Applikationen, rote Biesen und rote Knöpfe.

Mit Kennerblick und Sachkunde fühlt Daniela Löhr am Ärmel eines Talars, mit dem ein junger Messdiener aus der Sakristei kommt: „Das ist ein Wintergewand, ein Wollstoff, das wird dir zu warm“, sagt sie und schickt den jungen Mann wieder zurück, damit er sich einen leichten Sommertalar anziehen kann.

Chiara Fritschmann (18) hat sich nach der Erstkommunion entschieden, Messdienerin zu werden, hat sich später auf die Ausbildung von Messdiener-Nachwuchs konzentriert. „Ich fand das immer ganz spannend und auch ein bisschen geheimnisvoll, was da oben am Altar passiert. Das wollte ich genauer wissen und auch mitmachen“, beschreibt sie ihre Motivation, sich mit dem Thema Messdienerschaft näher zu befassen.

Dienst tut man, so oft man kann oder mag. Nach dem Abitur und vor einer anstehenden Reise nach Brasilien im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) wird sie sich nur noch selten melden können. Auch der 19-jährige Marcel Le ist schon einige Zeit dabei und über seine Schwester Michelle, die ebenfalls Messdienerin ist, hat er von den Möglichkeiten der Jugendarbeit erfahren.

Die Aufgabe des Dienens vermittelt ein schönes Gefühl

Jetzt bereitet auch er sich auf den Einsatz als Ausbilder vor. Erst seit einem Jahr ist die elfjährige Thy Nguyen dabei, ebenso die 18-jährige Matilda Omoruyi. Alle schätzen die schöne Gemeinschaft, die die Messdiener verbindet, und Matilda stellt für sich noch einen anderen wichtigen Aspekt dar: „Es ist für mich ein sehr schönes Gefühl zu dienen“, beschreibt sie ihre Empfindungen während der Messe.

Gemeinsame Messdienertage, in denen man sich mit Gleichgesinnten aus dem Erzbistum Köln austauschen kann, in denen man singt und Spiele macht, gehören zu dem, was die jungen Leute begeistert: „Wir machen da zum Beispiel auch einen Wettkampf, nämlich wer am längsten die Akolyten und Flambeaus gerade halten kann“, erläutert Marcel, denn dazu gehöre auch Kraft und Konzentration. Ein anderer Wettbewerb drehe sich um das Reichen der Gaben: „Da haben wir die Zeit gestoppt“, erinnert er sich und erklärt: „Man darf nicht eilig zum Altar rennen, aber drömmeln geht natürlich auch nicht.“

Ein Ausflug in einen Freizeitpark, Grillabende und Workshops – die gemeinsamen Freizeitaktivitäten sind es, die die jungen Leute schätzen. Eine Prüfung müssen angehende Messdiener nicht absolvieren, wohl aber gibt es einen Vorbereitungskurs, in dem man an seine Aufgaben herangeführt wird. Wer mag, kann sich auch noch mit anderen Themen als Weiterbildung beschäftigen, und so liebäugelt der angehende Messdieneranleiter Marcel Le etwa mit einem Weihrauchkurs.