Bürger entwickeln Visionen

Ringverkehr, ein Familiencafé, mehr Radwege und freies W-Lan: Cronenberger formulierten Wünsche für die Zukunft des Stadtteils.

Foto: Stefan Fries

Cronenberg. Eine Vision für Cronenberg entwickeln — diesem Aufruf folgten am 23. April rund 80 Interessierte und füllten das Zentrum Emmaus. An diesem und am folgenden Abend diskutierten Cronenberger über die Zukunft des Stadtteils. Und formulierten viele Ideen.

Der Aktion ging das einstimmige Votum der Bezirksvertretung voraus, sich den Anträgen ders Cronenberger Heimat- und Bürgervereins und der Initiative „Cronenberg will mehr! — Du auch?“ anzuschließen und eine Aktivierung der bereits vor 15 Jahren formulierten Pläne zur Neugestaltung des Ortskerns zu fordern. Neben Bürgerverein und Initiative hatten auch die Kirchengemeinden und Unternehmen vor Ort zur Diskussion eingeladen. „Nichts wird verloren gehen von dem, was hier und heute gesagt wird“, versprach Veranstalter Stephan Schaller.

Auf Klebezetteln konnten die Teilnehmer ihre Gedanken in Stichworten notieren. Nach der Ideensammlung ging es darum, Ordnung in die Vielfalt zu bringen. Dafür wurde an neun Tischen jeweils ein Thema präsentiert — von „Gutes Miteinander“ über „Natur und Naherholung“ bis zu „Sonstiges“. Jeder nahm seine Zettel und suchte das passende Oberthema. An jedem Tisch half ein Moderator beim Zuordnen.

Zum Diskutieren setzten sich die Teilnehmer zu dem Thema, das ihnen am wichtigsten war. Waren bei umfangreichen Themen wie „Mobilität“ schnell alle Sitzplätze weg, blieb eine Themenrunde wie „Digitalisierung“ anfangs dünn besetzt. Damit es nicht bei dieser Ungleichverteilung blieb, wurden die Diskutanten nach etwa 25 Minuten zum Tischwechsel aufgefordert. Die Moderatoren brachten die neuen Teilnehmer kurz auf den Stand der Dinge. Dann ging es in die zweite Runde.

Danach stellten die Moderatoren dem Forum die Ergebnisse vor. In der Gruppe „Gutes Miteinander“ etwa hatte der Einsatz für mehr Straßenfeste zu einer kontroversen Diskussion geführt. Man müsse Bedenken von Anwohnern ernst nehmen, hieß es unter anderem. Unstrittig war der Wunsch nach einer Anlaufstelle für Projekte über Generationsgrenzen hinweg. Großen Anklang fand auch die Idee eines Familiencafés.

Die Gruppe „Mobilität“ formulierte eine Reihe einhelliger Wünschen wie den Ausbau der Sambatrasse und mehr Radwege. Gefordert wurde auch ein Ringverkehr — im Hinblick auf die geplanten Fahrbahn-Erneuerungen auf der Hauptstraße und der Lindenallee. Diese Forderungen deckten sich zum Teil mit den Forderungen des Thementischs „Dorfmitte“, der eine Verkehrsberuhigung — beispielsweise durch Einrichtung von Einbahnstraßen — forderte. Zur Sprache kam aber auch die selbstkritische Einsicht, dass „wir Teil des Problems sind, wenn wir nicht vor Ort einkaufen“. Kräftigen Applaus erntete der Wunsch, in Cronenberg wieder ein Bürgerbüro einzurichten.

Die Gruppe „Nahversorgung und Ernährung“ hatte den Ärztemangel als Problem ausgemacht. Die Frage sei nur, wie man Cronenberg für Ärzte attraktiv machen könne. Unter dem Stichwort Ernährung wurden mehr Fachgeschäfte angedacht. Die Diskutanten, die sich mit „Kultur und Bildung“ beschäftigt hatten, schlugen vor, mit den Jugendlichen im „Dorp“ ins Gespräch zu kommen. Dass es für sie im Moment nicht genug Angebote gebe, sei indes eine ausgemachte Sache. Als Thema für junge Leute wurde auch die Digitalisierung ausgemacht. Die gleichnamige Gruppe sprach sich für freies W-Lan und eine „Cronenberg-App“ aus.

Während unter der Überschrift „Energiewende und Umweltschutz“ eine E-Bike-Station gefordert wurde, blieb das Interesse an „Natur und Naherholung“ bis zuletzt gering. „Beides wird von den meisten Cronenbergern vorausgesetzt“, fasste Stephan Schaller zusammen.