Die Wuppertaler Initiative Grün.Stadt.Grau hat einen Bürgerantrag bei der Stadt Wuppertal eingereicht. Ziel ist die verbindliche Umsetzung des sogenannten „Netto-Null“-Ziels bei der Inanspruchnahme neuer Flächen. Mit anderen Worten: Die Initiative fordert keine weitere Versiegelung von bislang unbebautem Freiraum. Der Antrag wird von einem breiten Bündnis aus Umweltverbänden und Bürgerinitiativen unterstützt. „Die Stadt soll verbindlich definieren, wann mit der Flächenversiegelung Schluss ist. Aus unserer Sicht ist der Punkt längst erreicht“, sagt Matthias Greiling von der Initiative.
Der Bürgerantrag fordert, das Ziel der Netto-Null-Versiegelung zur verbindlichen Leitlinie der kommunalen Planung zu machen. Neue Bebauung auf bisher unversiegelten Flächen soll grundsätzlich unterbleiben. Wo dies nicht vermeidbar ist, soll vollständig ausgeglichen werden – nicht nur rechnerisch, sondern real und ökologisch wirksam. Vielmehr fordert die Initiative von der Stadt einen sinnvollen Umgang mit bereits bestehenden Flächen. „Die Stadt müsste Geld in die Hand nehmen, Flächen kaufen, entwickeln und wieder verkaufen, als Investment. Stattdessen werden Flächen wie das Schaeffler-Gelände von privaten Investoren entwickelt“, so Greiling.
Voraussichtlich wird der Antrag im kommenden Gremienlauf in den Stadtrat eingebracht. Die Initiative erwartet eine ernsthafte Befassung mit dem Anliegen – und klare Positionierungen der Fraktionen. Unterstützung findet sie dabei von zahlreichen Gruppen wie Nabu Wuppertal, BUND, Bewusst Leben Wuppertal e. V., Bürgerinitiative Kleine Höhe, BI Osterholz und Menschen- und Naturfreunde Scharpenacken. Der Ratsantrag ist auch nicht das erste Vorhaben der Initiative Grün.Stadt.Grau. Anlass für die Gründung der Initiative war das Vorhaben der Stadtverwaltung, im vergangenen Jahr rund 129 Hektar neue Gewerbepotenzialflächen im Außenbereich auszuweisen und zur Prüfung freizugeben. Parallel wurden acht Hektar Wohnbaufläche im sensiblen Bereich Hipkendahl ins Spiel gebracht. Diese Pläne stießen auf erheblichen Protest: Ende August 2023 demonstrierten rund 500 Menschen für den Erhalt der Grünflächen – ein starkes Signal aus der Stadtgesellschaft.
Laut Wirtschaftsförderung
sei der Bedarf sehr groß
Schon jetzt würde die Stadt sehr sorgfältig, wo Flächenausweisungen zwingend notwendig sind und wo Reaktivierungspotenziale bestehen, heißt es von der Wirtschaftsförderung. Der verantwortungsvolle Umgang mit Flächen sei ein zentrales Thema für die Zukunft der Stadt – gerade im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und wirtschaftlicher Entwicklung. „Die Reaktivierung von Brachflächen hat für uns oberste Priorität. Gemeinsam mit privaten Akteuren und städtischen Partnern ist es in den vergangenen Jahren gelungen, selbst herausfordernde Standorte wie Kasernengebäude, alte Bahnareale oder zuletzt das Schaeffler-Gelände erfolgreich einer neuen Nutzung zuzuführen. Diese Projekte zeigen: Flächenrecycling funktioniert – wenn alle an einem Strang ziehen“, so Vorständin Eva Platz.
Klar sei jedoch auch, dass der Bedarf an neuen Flächen für Unternehmen groß sei. Wuppertal muss laut Regionalplan der Bezirksregierung Düsseldorf rund 120 Hektar neue Gewerbeflächen ausweisen. „Diese Flächen werden benötigt, damit sich Betriebe vor Ort erweitern, neue Unternehmen angesiedelt und Arbeitsplätze gesichert werden können. Schon häufig mussten wir in der Vergangenheit konkrete Ansiedlungsgesuche ablehnen, weil wir keine geeigneten Flächen anbieten konnten.“ Die vorhandenen Flächenreserven seien nicht nur knapp, sie seien häufig kleinteilig, von der Erschließung eingeschränkt oder in der Bebauung limitiert.
„Für viele wachsende Unternehmen ist das nicht ausreichend. Einige dieser Ansiedlungsvorhaben wurden daraufhin in anderen Städten realisiert. Umso wichtiger ist ein intelligenter Mix: Wir setzen auf konsequentes Flächenrecycling, prüfen intensiv vorhandene Bestände – und ergänzen Flächen dort, wo es sinnvoll und notwendig ist. Dabei gelten natürlich höchste Anforderungen an Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und städtebauliche Qualität. Nur so kann Wuppertal im Standortwettbewerb langfristig mithalten“, sagt Eva Platz.