Campus Wuppertal Bundestagswahl 2017: Heimspiel für Lindh an der Uni

Auf Einladung des Asta stellten sich sechs Kandidaten für den Bundestag den Fragen von Studenten. Die AfD musste draußen bleiben.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Sollte irgendwer behaupten, dass junge Menschen sich nicht für Politik interessieren, dann sei ihm ein Besuch der Uni empfohlen. Dorthin hatte der Allgemeine Studierendenaussschuss (Asta) für Donnerstagabend die Wuppertaler Bundestagskandidaten von SPD, CDU, Grünen, FDP, Linken und Die Partei eingeladen. Die AfD musste draußen bleiben. Sicherheitsbedenken führte der Asta dafür ins Feld. Darüber sollte im Laufe des Abends noch zu reden sein.

Doch zunächst hatten Helge Lindh (SPD), Rainer Spiecker (CDU), Sylvia Meyer (Grüne), Manfred Todtenhausen (FDP), Bernhard Sander (Linke) und Julia Wiedow (Die Partei) andere Themen zu besprechen. Studiengebühren etwa brennen den Studenten auf den Nägeln, auch wenn solche Zahlungen in NRW künftig ausschließlich von Nicht-EU-Ausländern erhoben werden sollen. Todtenhausen begründete dies mit Studierenden aus schwerreichen Elternhäusern in Dubai oder China, die sich ohne weiteres an den Hochschulkosten beteiligen könnten. Während Spiecker ihm beipflichtete, erntete vor allem Lindh Beifall dafür, dass er wie die Linken und die Grünen Bildung vom Kindergarten bis zur Uni kostenlos haben will. Da half auch Spiekers Hinweis darauf nichts, dass die Meisterausbildung in Deutschland doch auch kostenpflichtig sei.

Beim Thema Bafög hingegen herrschte weitgehende Einigkeit auf dem Podium. Hier war der Christdemokrat Spiecker selbst vom Linken Sander nicht weit entfernt. Während Sander allerdings eine Ausbildungsbeihilfe für Studenten in Höhe von 1050 Euro forderte, war Spiecker vorsichtig. „Ich kann mir vorstellen, dass der Bafögsatz von heute maximal 735 Euro erhöht wird. Aber ob das am Ende dann 954 Euro sind oder 1050, wie Herr Sander fordert, das kann ich seriös nicht sagen.“ Als Bundestagsmitglied wolle er sich aber auf jeden Fall um höheres Bafög bemühen,

Dass der Sozialdemokrat Helge Lindh in den Räumen des Asta ein Heimspiel hatte, lag vor allem am Publikum. Zwar war auch für den liberalen Todtenhausen Unterstützung organisiert, aber die vier, fünf Julis konnten gegen die sozialdemokratisch-linke Mehrheit in den voll besetzten Stuhlreihen nicht viel ausrichten. Der Beifall landete regelmäßig vor allem bei Lindh, aber auch beim Linken Sander.

Das hatte nicht zuletzt mit den Themen zu tun. Zum Waffenexport etwa gab eindeutig Lindh die kritische Grundhaltung auf dem Podium vor, ähnlich war es bei den Themen Eliteuniversitäten und soziale Gerechtigkeit. Grundsätzlich aber lagen die Diskutanten in ihren, beziehungsweise in den Ansichten ihrer Parteien nicht sehr weit auseinander. Gerecht soll es zugehen, vernünftige Löhne und Gehälter müssen gezahlt werden, auch im Ruhestand sollen Menschen anständig leben können. Unterschiedlich sind lediglich die Wege zum Ziel. Während die FDP auf Eigenverantwortung setzt, warb Spiecker mit dem Satz „Sozial ist, was Arbeit schafft“ für CDU-Politik. Grüne, Linke und SPD teilen im Grunde die Meinung, dass auch Beamte und Selbstständige in die Rentenkasse einzahlen sollen, damit das System auf eine breitere Basis gestellt sei.

Wirklich kontrovers wurde es erst, als es um die AfD ging. Die war vom Asta nicht eingeladen worden. Todtenhausen sprach sich vehement dafür aus, diese Partei im Dialog zu entlarven, Spiecker nickte, Sander schimpfte, Lindh gab beiden recht. „Letztlich ist es Sache des Veranstalters, ob er die AfD einlädt. Ich habe für mich entschieden, auch dann an Diskussionen teilzunehmen.“

Gesprochen hat zwischendurch auch Julia Wiedow von Die Partei regelmäßig. Sie spielte ihre Rolle als Satirikerin zwar hervorragend. Schwierig war dabei allerdings, dass nicht alle im Publikum und auf dem Podium Satire sofort als solche erkannten. Zur politischen Horizonterweiterung trug die Partei beim Asta jedenfalls nicht bei.