Café du Congo: Ein Bekenntis zur Kultur zum 30. Geburtstag

Achim Brand hat vor fünf Jahren das Café du Congo übernommen, welches in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert.

Herr Brand, Sie betreiben das Café du Congo nun seit fünf Jahren. Wie kam es dazu, dass Sie das Lokal übernommen haben?

Achim Brand: Ende Juni 2006 saß ich in einer Kneipe in Köln und guckte das Achtelfinale Frankreich gegen Spanien. Da bekam ich einen Anruf von einem Freund: „Willst du die Kneipe machen?“ Ich dachte spontan an das Köhlerliesel und sagte: Nein, keinen Bock. Gemeint war aber das Congo. Das könnte man vielleicht günstig schnappen, weil die Betreiber sich zerstritten hätten — und ich ging sofort mit dem Gedanken schwanger. Schnappen hat leider nicht funktioniert!

Brand: Meine Ideologie war, den Geist, den Jean-Louis Marie hier eingehaucht hat, zeitgemäß wieder aufzunehmen. Natürlich mussten die alten Pina Bausch Plakate wieder her, denn es gibt den Schnittpunkt zum Kulturbereich immer noch. Ich habe das Congo gewiss ein wenig geöffnet für Leute, die ’wirtschaftsdynamisch’ unterwegs sind. Das Besondere am Congo heute ist mit Sicherheit: Meine Gäste sind zwischen Anfang 20 und über 60, in der Regel kulturell interessiert, akademisch gebildet und sitzen ganz selbstverständlich Seite an Seite — ohne dass es jemanden irritiert.

Wie sieht Kultur im Café du Congo unter der Regie von Achim Brand aus?

Brand: Die permanente Videoausstellung von Kai Fobbe beinhaltet auch immer wieder polarisierende Motive, aber darüber wird dann gesprochen. Und das ist ja auch eine Funktion von Kunst. Mit gelegentlichen Veranstaltungen wie Lesungen oder kleineren Jazzkonzerten möchte ich nach den gegebenen Möglichkeiten das Congo auch zur kulturellen Bühne machen und Künstler wie Irmke v. Schlichting, Christof Söhngen oder das Royal Street Orchestra in Ihrer Entwicklung begleiten.

Sie arbeiten seit den späten Achtzigern in der Wuppertaler Gastronomie und vor allem im Luisenviertel. Erinnern Sie sich an die herabstürzende Decke im Café du Congo?

Brand: Ich war selbst nicht dabei, aber es muss sehr knapp gewesen sein, dass Gäste von der herabstürzenden Decke getroffen worden wären. Das ist Ende der Achtziger oder Anfang der Neunziger im Anbau passiert, dem heutigen Nichraucherbereich. Ein klassisches Altbauproblem. Man weiß nicht, wie alt das Haus ist. Die Unterlagen sind im Krieg verbrannt. Aber sicherlich aus dem 19. Jahrhundert — höchstwahrscheinlich als Gastronomie gebaut. Das ist etwas Besonderes in diesem ehemaligen Arbeiterviertel. Insgesamt ist die Bausubstanz im Gebäude stabil, im November werden wir aber ca. 12 Tage schließen, um im Küchenbereich Wände und Fußboden zu erneuern. Hier wurde in der Vergangenheit immer nur „geflickt“ und die Hygieneanforderungen im Altbau zu erfüllen, ist eh eine besondere Herausforderung.

Feiern Sie mit dem Café du Congo in zehn Jahren 40. Geburtstag?

Brand: Ich mache das mit sehr viel Begeisterung und Hingabe. Ich habe gerade mit meinem Vermieter den Vertrag für die nächsten fünf Jahre adaptiert — mit einer Option auf weitere fünf Jahre. So sehe ich das auch, wenn mir Hygienevorschriften und Nichtraucherschutz nicht einen Strich durch die Rechnung machen. Aber das Congo soll 40 werden. Das möchte ich auf jeden Fall begleiten.

Was bedeutet die schärfere Auslegung des Nichtraucherschutzes für das Café du Congo?

Brand: Wir sind in Erwartung einer deutlichen Verschärfung beziehungsweise eines neuen Gesetzentwurfs für NRW. Das ist eine enorme Einschränkung in der Ausübung meines Gewerbes. Aber diese Diskussion stellt sich nicht mehr. Wenn ich es rein wirtschaftlich betrachte, kann es nur noch mein Wunsch sein, dass die Gastronomie bald überall rauchfrei ist. Solange es Ausnahmeregelungen gibt, bricht für mich ein existenzieller Bereich weg.