Caritas-Projekt: Arbeitslose werden Energieberater
Aktionsplan gegen die Kostenexplosion in privaten Haushalten.
Wuppertal. Ein Energiesparservice als soziales Anliegen, obendrein als Anliegen der Caritas? Für Caritas-Direktor Christoph Humburg gibt es da kein Fragezeichen. Denn die "zweite Miete" ist für viele einkommensschwache Familien ein belastender Faktor, mit dem privater Haushalt und Sozialgefüge erschüttert werden.
Gemeinsam mit Arge, Stadtwerken (WSW), Gemeinnütziger Wohnungsbaugesellschaft (GWG) und Stadtsparkasse hat die Caritas einen Aktionsplan gegen die Kostenexplosion erstellt. Zwar gebe es in seinem Hause seit Jahren eine kostenlose Energieberatung, sagt WSW-Vertriebsleiter Andreas Mucke, doch nutze eben nicht jeder Kunde dieses Angebot. Sinnvoll sei es da, frühzeitig in die Haushalte zu gehen und nicht zu warten, bis sich mit der Energierechnung ein Schuldenbergt türme.
Sehr wohl gewährt die Arge Darlehen, um zu verhindern, dass in den betroffenen Haushalten der Strom abgeschaltet wird. Aber grundlegende Verhaltensänderungen können als Präventivmaßnahme erhebliche Einsparungen bringen. Um genau dies den Menschen zu vermitteln und ihnen effiziente Spartipps zu geben, werden derzeit bei der Caritas zwölf Langzeitarbeitslose zu Energieberatern ausgebildet. Auf ihrem Lehrplan steht nicht nur das technische Know-How, sondern auch eine Kommunikationsschulung.
Peter Fuldner, der wegen einer Krankheit aus seinem Beruf ausscheiden musste, betrachtet die Ausbildung als Lichtblick. Er lerne bei den Beratungsgesprächen viele Leute kennen und könne sich vorstellen, diese Tätigkeit recht bald auch als Selbstständiger auszuüben. In einem Musterhaushalt hat er bereits geprobt, was zu tun ist: gewissenhafte Aufnahme der vorhandenen Geräte und Nutzungsgewohnheiten, Auswertung der Daten in einem Computerprogramm, schließlich ein zweiter Besuch, um individuell zugeschnittene Spartipps zu geben und einfache, von WSW und GWG finanzierte Hilfsgeräte zu installieren. Dass damit auch ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet wird, ist ein wichtiger Faktor für den Unterrichtsleiter Arnold Brendel: "Würde deutschlandweit auf die Standby-Schaltung von Elektrogeräten verzichtet, könnte man zwei Atomkraftwerke einsparen."