Virus Corona: Wenn Kontakt mit Menschen zum Job gehört
Wuppertal · Verkäufer, Polizisten, Friseure – die WZ sprach mit Leuten, die wenig Abstand halten können.
Anika Richter vom Euroshop reibt sich die Hände mit Desinfektionsmittel ein. Wie viele andere Verkäuferinnen sitzt sie täglich unzähligen Menschen auf Augenhöhe und darunter gegenüber. Sie gehört zu den Menschen, die eine mögliche Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus locker sehen. „Ist doch so wie bei einer Grippe-Welle“, sagt sie. Das habe sie schon ein paar Mal mitgemacht. Sie nutze daher eben öfters den Spender an ihrem Arbeitsplatz, der in diesen Tagen an sehr vielen Verkaufsplätzen zu sehen ist. Einen Husten hat sie sich trotzdem weggeholt. „Das hat aber nichts mit Corona zu tun“, sagt sie. Auch Verkäuferin Sandra Mihailovic sitzt bei Woolworth in einer ähnlichen Position. Sie sagt: „Ich denke über das Thema gar nicht nach.“ Fest stehe, mehrfach aufstehen und die Hände waschen, das gehe ja gar nicht.
Doch nicht überall reagieren die Angestellten an der Kasse mit einem Achselzucken. Önder Sanliünal hat im Lotto-Shop Tabac & Co. in den City-Arcaden täglich Geld und Münzen in der Hand. Er sagt: „Man denkt schon über das Thema nach.“ Mittlerweile wasche er sich mehrfach am Tag die Hände. „Ich halte auch eine gewisse Distanz zu den Leuten“, gesteht Sanliünal.
Doch das ist nicht in allen Branchen so einfach möglich. Etwa beim Friseur, der die Haare nicht auf Distanz schneiden und waschen kann. Im Laden von Dagmar Röntgen seien es allerdings eher die Kunden, denen offenbar das Thema Coronavirus durch den Kopf geht. „Die Kunden wollen einen Desinfektionsmittel-Spender am Eingang. Den habe ich schon bestellt“, sagt sie. Persönlich habe sie ihr Verhalten wenig geändert: „Man muss ja nicht jeden in den Arm nehmen“, sagt sie. Ihr wäre es sogar lieber, wenn die Leute „nicht so panisch“ wären. Sie zeigt auf die leeren Friseurstühle: „Hier ist ja neuerdings alles leer.“
„Die Leute wollen kein
Geld mehr anfassen“
Auch in anderen Läden wird der WZ von verunsicherten Kunden berichtet. Verkäuferin Lea Köpp vom Seifengeschäft „Badefee“ erzählt: „Die Leute wollen kein Geld mehr anfassen. Zudem bieten wir auch Peelings hier im Laden an, das traut sich auch keiner mehr.“ Dafür würde mehr Seife gekauft. Sie selbst gibt sich angesichts der möglichen Ansteckungsgefahr gelassen: „Wenn es kommt, dann kommt es. Ich bin noch jung und habe ein gutes Immunsystem.“
Wie sieht die Gastronomie die Lage? Maria Haus, Betriebsleiterin der Villa Media und Dehoga-Sprecherin, sagt: „Wir in der Gastronomie müssen uns wenig umstellen. Wir haben ja eh schon hohe Hygienestandards, die eingehalten werden müssen.“ In der Villa Media gelte nur, wie inzwischen vielerorts: Besser keine Hand mehr geben. Haus schätzt die Lage im Service noch entspannt ein: „Mein Personal hat da keine Sorge.“ Die Ängste der Gastronomie lägen eher woanders: „Die Gäste bleiben weg.“
Polizei ist mit Handschuhen und Desinfektionsspray ausgestattet
Eine weitere Gruppe, die manchmal ganz eng an andere Menschen herantreten muss, ist die Polizei. „Wir versuchen, möglichst auf Körperkontakt zu verzichten“, sagt Polizeisprecher Jan Battenberg. Das ließe sich natürlich aber nicht immer verhindern. Bei Durchsuchungen und Festnahmen kommen – wie sonst auch – Lederhandschuhe zum Einsatz. „Wir haben auch sowieso schon Desinfektionsspray im Auto, das in diesen Tagen möglicherweise öfters hervorgeholt wird“, sagt Battenberg. Damit werden in der Regel auch die Sitzflächen abgesprüht, wenn jemand im Streifenwagen mitgefahren ist. Die Mitarbeiter seien in Sachen Hygiene besonders sensibilisiert worden.
Auch bei der Stadtverwaltung setzt man auf die Aufklärung der Mitarbeiter, die etwa beim Einwohnermeldeamt, in den Bürgerbüros oder beim Straßenverkehrsamt viel Kundenkontakt haben. „Wir weisen in unserem Intranet auf die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts hin“, sagt Stadtsprecher Thomas Eiting. Demnach sei Händewaschen das beste Mittel und einen „gebührenden Abstand“ zum Gegenüber einzuhalten. „Wir arbeiten jetzt aber nicht mit Maske und Desinfektionsmittel“, sagt Eiting. Im Rathaus gelte mittlerweile: „Statt Handgeben ist es im Moment genauso höflich, wenn man sich einfach nur anlächelt.“