Verkehr in Wuppertal Luft an der Gathe ist wegen Corona sauberer
Wuppertal · Die Stickoxidwerte an der Straße sind seit Beginn der Corona-Krise gesunken. Die Grünen sehen das als Beweis dafür, dass nur weniger Autoverkehr hilft.
Auf der Gathe ist es vergleichsweise ruhig, seit die Corona-Krise Wuppertal erreicht hat. Und auch sauberer. Das lässt sich an den Zahlen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) ablesen, das die dortige Messstelle für Stickoxide betreibt.
Deren Messergebnisse sind Grundlage für die Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen die Stadt. Die Vergleichsverhandlungen, die nach dem 11. Februar am 27. März fortgesetzt werden sollten, wurden wegen der Corona-Krise auf den 15. April verschoben – und sollen dann als Telefonkonferenz stattfinden. Zuletzt hieß es, Wuppertal müsse die bisherigen Vorschläge nachbessern. Dieselfahrverbote stehen immer noch im Raum.
Die Zahlen der Messstelle – bisher nicht validiert – sprechen eine deutliche Sprache. Der von vielen beschriebene und vor Ort sichtbar geringere Verkehr auf der Gathe führt zu Stickstoffdioxid-Werten, die zwischen dem 19. März, 21 Uhr, und dem 24. März, 20 Uhr, den EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft gar nicht überschritten haben – und bis heute nur in Ausnahmefällen so hoch lagen wie vor der Corona-Krise, den Schulschließungen und dem Kontaktverbot.
Joachim Heiß, Leiter der Alten Feuerwache an der Gathe, sagt, es sei derzeit deutlich ruhiger. „Das ist an sich ein guter Zustand“, sagt er und hofft darauf, dass das vielleicht auch danach so bleiben könnte.
Frank ter Veld von den Grünen, der die Daten ausgewertet und im Netz publik gemacht hat, sagt, sie zeigten, dass die Verkehrspolitik in Wuppertal jahrelang in die falsche Richtung geblickt habe. „Im Verkehrs- und Umweltausschuss habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass der massenhafte Pkw-Verkehr die hohen Messwerte verursacht“. Aber er sei abgebügelt worden. „Man konnte die Uhr danach stellen, dass dann die Busse und Müllwagen vorgeschoben wurden“, sagt er. Und es wurden Maßnahmen beschlossen.
70 Busse werden auf Euro-6-Norm umgerüstet
Die Stadtwerke (WSW) sind dabei, immer mehr Fahrzeuge ihrer Dieselflotte auf den Euro-6-Standard zu bringen – bis Juni sollen 70 von 300 Bussen umgerüstet sein. 76 hätten die Abgasnorm ohnehin erfüllt. Für jeden Filtereinbau rechnen die WSW mit Kosten von 25 000 Euro und einer Dauer von zwei bis drei Tagen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1,7 Millionen Euro, wovon ein großer Teil vom Bund übernommen wird. Darüber hinaus werden mit Wasserstoff betriebene Busse angeschafft. Auch die AWG hat einen mit Wasserstoff betriebenen Müllwagen getestet.
Die Stadt geht nach Berechnungen der Uni davon aus, dass 30 Prozent der Stickoxide an der Gathe von den Bussen emittiert werden. Laut einem der Autoren der Studie, Jörg Kleffmann, dürfte der Anteil an anderen Straßen eher bei 10 Prozent liegen. Laut Stadt gehen 50 Prozent der Stickoxide in der Innenstadt auf das Konto der Autos. Die Stadt rechnet allein auf der Gathe mit 32 000 Autos am Tag – in normalen Zeiten. Aktuell sind es weniger. Die Busse fuhren bis Donnerstag aber normal – etwa in der Stoßzeit zwischen 7 und 8 Uhr waren es 33. Laut Ter Veld zeige das, dass man sich auf die falschen Emissionsträger konzentriert habe.
Die Stadt hat, um Dieselfahrverbote durch die Klage der Deutschen Umwelthilfe zu verhindern, einen „Green City Plan“ beschlossen, der Emissionen reduzieren soll. Etwa durch eine digitalisierte Ampelsteuerung und eine Park-App. Bisher hat die Stadt die Ampelschaltungen für den Autoverkehr angepasst, um kurzfristig für Verbesserungen zu sorgen, und angekündigt, notfalls auch das Tempolimit auf Steigungsstraßen auf 40 herabzusetzen.
Bisher zeigten die Maßnahmen laut Stadt Wirkung. Verkehrs- und Umweltdezernent Frank Meyer erklärt: „In Wuppertal wurde der NO2-Grenzwert an den 24 städtischen Messstellen im Februar 2020 nach einer ersten Auswertung der Daten überall eingehalten.“ – Schon vor der Corona-Krise. Meyer ist optimistisch, dass Dieselfahrverbote abgewendet werden können.
Auch wenn auf der Gathe, an der das Land und nicht die Stadt misst, bis dato nicht weniger Verkehr und NO2 festgestellt wurden als sonst: Die NO2-Werte an der Gathe seien erst einmal im März so hoch gewesen wie sonst auch – bis Corona kam: „Die Schulen wurden am 16. März geschlossen, bis dahin waren die jahreszeitlich üblichen Verkehrsmengen, -spitzen und -zusammensetzungen zu verzeichnen.“
Die Gathe scheint insofern ein Sonderfall zu sein. Ter Veld fordert für die Grünen, dass das Tempo auf allen Anstiegsstraßen auf 30 Stundenkilometer reduziert werden sollte. Das führe zu deutlich weniger Emissionen. Und zu besser fließendem Verkehr. Dass das nicht unmöglich ist, auch politisch, zeigt der Plan, teilweise Tempo 30 an der Briller Straße einzuführen – wegen des Kindergartens an der Straße.
Anmerkung der Redaktion: Der Absatz mit Prof. Jörg Kleffmann wurde nachträglich korrigiert. Die Aussage, dass die Studie der Uni davon ausgehe, dass Busse insgesamt für 30 Prozent der Stickoxide verantwortlich seien, bat er zu korrigieren. An der Gathe sei der Anteil besonders hoch, weil die Messstation des Landes sehr nah an der Bushaltestelle stehe, erklärte er.