Das große Fest der Bücher und Ideen
Die Literatur Biennale versammelt ab dem 24. Mai bekannte und regionale Autoren organisch in einem Programm.
Wuppertal. Die Literatur Biennale wird ein riesiges Fest vom 24. Mai bis zum 4. Juni — für alle, die gern lesen sowieso, aber auch für alle, die wichtige Autoren der zeitgenössischen Literatur mal aus der Nähe erleben möchten, und für alle, die sich gern auf neue Gedankenpfade locken lassen.
Das Literaturfestival erweist sich als eines jener erstaunlichen Wuppertaler Gesamtkunstwerke, die nur durch gute und vertrauensvolle Kontakte untereinander Wirklichkeit werden können. Als Ausgangspunkt hat das Kulturbüro die Biennale wieder mit den örtlichen literarischen Gesellschaften gemeinsam geplant.
Das Planungsteam hat beachtlich streng ausgewählt, denn das Niveau der Veranstaltungen ist durchgängig hoch: Es kommen Frank Witzel und Jenny Erpenbeck, Katharina Hacker und Sasa Stanisic, Andreas Maier und Serhij Zhadan, Durs Grünbein und Norbert Scheuer, Reinhard Jirgl und Navid Kermani. Viele von ihnen sind in den vergangenen Jahren für die großen Literaturpreise nominiert oder damit ausgezeichnet worden.
„Es ist gar nicht schwierig, bekannte Schriftsteller nach Wuppertal zu bekommen“, sagt Monika Heigermoser, Leiterin des Kulturbüros. „Das Problem ist vielmehr, wann sie Zeit haben.“
Deshalb kann es wie am 25. Mai vorkommen, dass vier hochkarätige Lesungen zeitgleich um 19.30 Uhr beginnen — und nicht gerade in den kleinsten Örtlichkeiten. Jenny Erpenbeck (Shortlist Deutscher Buchpreis 2015) liest im Barmer Bahnhof. Katharina Hacker (Deutscher Buchpreis 2007) stellt ihr Buch „Skip“ in der Börse vor. Sasa Stanisic (Preis der Leipziger Buchmesse) ist Gast im Katholischen Stadthaus. Und die literarischen Lokalmatadoren Hermann Schulz, Michael Zeller, Marina Jenkner und Ingrid Stracke laden in die 19. Etage des Sparkassenturms zur „Lesung mit Aussicht“ ein.
„Das funktioniert aber trotz des Paralleltermins“, sagt Heigermoser, „wir merken das, weil der Vorverkauf schon sehr gut läuft.“An dem Festival merke man, dass Literatur die Menschen hier anspreche.
Doch es geht keineswegs nur um auswärtige Größen. Wuppertaler Autoren, die ohnehin über Stadt und Region hinaus wirken, sind gleichberechtigt vertreten. Ob Jochen Rausch mit noch unveröffentlichten Geschichten von Taxifahrern oder fünf Gedok-Autorinnen mit aktuellen Szenen — sie sind organisch ins Programm eingebunden.
Auf 19 Veranstaltungsorte zwischen Elberfeld und Oberbarmen, zwischen Viertelbar und Immanuelskirche verteilt sich die Biennale, auch diese Vielfalt ist eine Wuppertaler Spezialität. „Alle wollten gern und unbedingt mitmachen“, so Heigermoser. Die Uni hat sich erneut intensiv an der Planung beteiligt, weil sie ihren Studierenden so den direkten Kontakt zur zeitgenössischen Literatur ermöglichen kann.
„Utopie Heimat“ ist die dritte Ausgabe der Biennale überschrieben. Da fügt sich der Schwerpunkt über Flüchtlinge nahtlos ein — was bei der Planung vor gut eineinhalb Jahren aber noch gar kein so großes Thema war. Hier öffnen sich neben den Werken der bekannten Literaten noch viele weitere Ideen-Fenster: Der syrisch-kurdische Autor Helim Yusiv, der mit seiner Familie in Wuppertal lebt, spricht über seine alte Heimat. Nina Hoger, Angela Winkler, Bernd Kuschmann und Hans Richter lesen aus „Der großen Wanderung“ von Enzensberger und den „Flüchtlingsgesprächen“ von Brecht. Schauspiel-Intendantin Susanne Abbrederis stellt ihre Schreibwerkstatt mit Flüchtlingen vor.
Es geht aber auch um den Blick zurück aufs Buch: So diskutiert der Autor und Verleger Hermann Schulz am 2. Juni mit dem Literaturwissenschaftler Andreas Meier von der Bergischen Uni über den seit 200 Jahren beliebten, aber oft belächelten und bekrittelten Heimatroman.