„Das hat nur positive Effekte“

Lutz-Werner Hesse, Direktor der Hochschule für Musik und Tanz, ist in der Spielzeit 2017/18 als Gastkomponist in Bremerhaven aktiv.

Lutz-Werner Hesse ist seit 2009 Direktor der Hochschule für Musik in Wuppertal. Archiv

Foto: Anna Schwartz

Nicht, dass Lutz-Werner Hesse der Motivationsförderung bedarf, wenn es ums Thema Musik geht. Schließlich ist er Direktor der Hochschule für Musik und Tanz Köln am Standort Wuppertal. Genau die aber wird ihm derzeit zuteil — und zwar zum dritten Mal. Der Motivator hat einen Namen: „composer in residence“, flapsig ausgedrückt: Der 62-jährige Musikwissenschaftler Hesse ist Gastkomponist beim Philharmonischen Orchester Bremerhaven.

Etwas mehr als 110 000 Menschen leben in Bremerhaven. Und doch hat die Stadt ein Drei-Sparten-Theater, das zudem gerade mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet wurde. Eine Anerkennung seiner „vorbildlichen Weise“, mit der es sich „abseits großer Theatermetropolen auf die Stadt und ihre Bevölkerung zubewegt und sich mit der Geschichte, der aktuellen Situation und den drängenden Problemen seines Ortes auseinandersetzt“. Auch Hesse singt das hohe Lied auf die Provinz, deren kleine Häuser auf hohem Niveau arbeiteten. Wozu er selbst beiträgt.

Vor zwei Jahren kam der Generalmusikdirektor Bremerhavens, Marc Niemann, auf ihn zu — wohl weil er von Stefan Heucke, seinem Bochumer Kollegen, Freund, Konkurrenten und Vorgänger in Bremerhaven, empfohlen worden war, wie der Wuppertaler vermutet: „Ich habe aber nicht gefragt, ich habe mich einfach nur gefreut.“ Denn, Gastkomponistenstellen sind sehr begehrt, der Markt besetzt. Nach Siegfried Matthus ist Hesse der dritte Gastkomponist in Bremerhaven. Und auch für ihn ist es nach Kiel (2002) und Oldenburg (2005/2006) das dritte Mal.

Die Wuppertaler werden seine Abwesenheit kaum bemerken, da er insgesamt nur etwa zweieinhalb Wochen in der Spielzeit 2017/18 in Bremerhaven weilt. Dort bestreitet er zwei Aufführungsserien und einen Termin. Im Oktober wurde im Rahmen des zweiten Sinfoniekonzerts „Reformation“ sein Konzert für Horn und Orchester opus 32 gespielt, im Juni folgt im Rahmen des achten Sinfoniekonzerts „Wege der Romantik“ sein “Infinite landscape - Two Orchestral Pictures opus 44“. Außerdem wird im April in der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche ein geistliches Werk aus seiner Feder zu hören sein.

In die Auswahl der Werke wurde Hesse von Niemann einbezogen, dabei war er froh, dass dieser keine Uraufführung verlangte, die dem Vielbeschäftigten aktuell schwerfallen würde. Außerdem bevorzugt er natürlich, dass seine Stücke eine Aufführungsgeschichte bekommen.

Ansonsten nahm sich Hesse in Bremerhaven zurück: „Ich habe zugehört, das sind doch Profis. Außerdem habe ich mit dem Notentext schon Aussagen getroffen — mit Verbindlichkeiten und Freiräumen.“ Letztere interessieren ihn besonders. Er freut sich, wenn sie kreativ genutzt werden: „Ich greife nicht in die Interpretation ein, bin kein Kontrolleur. Ich bin für Fragen da.“ Und so erlebte er im Oktober ein „fantastisches (Zusammen-)Spiel“ von Orchester und Hornistin. Ganz ohne Worte ging es aber auch nicht: Der Gastkomponist führte in den Konzertabend ein — so wie es in Wuppertal beliebte Tradition ist.

Im Juni kommen die Bremerhavener in den Genuss einer weiteren Kunstfertigkeit Hesses. Er bestreitet ein Education Project, in dem er seine Art der Arbeit erklärt — Genaueres wird derzeit noch besprochen.

Der Wuppertaler genießt natürlich auch: Weil er als Mensch freundlich aufgenommen wird und weil er als Komponist Anerkennung erfährt — „das hat nur positive Effekte“.