Preisverleihung Das Zupforchester der Wuppertaler Hochschule für Musik und Tanz erhält den Springmann-Preis 2024
Wuppertal · Die Hochschule in Wuppertal mit ihrem Sitz an der Sedanstraße besitzt die weltweit einzige Professur für Mandoline.
Dass die Mandoline in der Musik lange Zeit ein Schattendasein führte, mag nicht nur dem Umstand geschuldet sein, dass sie sich aufgrund ihres intimen Klangs ausgezeichnet für Serenaden eignet, um unter dem Nachthimmel um die Gunst so manch holden Weibes zu buhlen. Eine der berühmtesten Mandolinen-Szenen findet sich in Mozarts Oper „Don Giovanni“, in der der kriminelle Verführer einer Kammerzofe ein Ständchen bringt: „Feinsliebchen, komm ans Fenster, erhör‘ mein Flehen!“, singt er da und zupft. Kompositionen von Arnold Schönberg berücksichtigten das Instrument ebenso wie Gustav Mahler in seiner siebten Sinfonie.
Doch kommt das im 17. Jahrhundert in Italien entstandene Instrument gegen ausladende Streicher, 88 Tasten sowie Pauken und Trompeten an? Ist es nicht zu fein? Zu bescheiden? „Im Gegenteil“, sagt Annika Hinsche, die das Zupforchester der Hochschule für Musik und Tanz Köln am Standort Wuppertal leitet und aktuell eine Gastprofessur für Mandoline, Kammermusik und Ensemble innehat. Die Mandoline sei aktueller denn je und im Konzertleben präsent.
Sie habe eine Bandbreite, „die auch jetzt entsteht und uraufgeführt wird“. Im vergangenen Jahr war die Mandoline von den Landesmusikräten zum Instrument des Jahres ernannt worden.
Die Hochschule in Wuppertal mit ihrem Sitz an der Sedanstraße besitzt die weltweit einzige Professur für Mandoline; Caterina Lichtenberg übernahm sie im Jahr 2009. Das Zupforchester setzt sich aus etwa 20 Studierenden zusammen. Neben der Mandoline kommen Mandola, Mandoloncello, Gitarre, Bassgitarre und Kontrabass hinzu. Es sei „eine Gelegenheit für die Studierenden, Bühnenerfahrung zu sammeln“, so Lichtenberg.
Neben der Stadthalle Wuppertal trat das Orchester auch schon in der Essener Philharmonie auf. Am Sonntag wird es mit dem Springmann-Preis 2024 ausgezeichnet und dann erneut auf dem Johannisberg zu hören sein. Schließlich sei Wuppertal seit Jahrzehnten die Hochburg für dieses Instrument, betont Lichtenberg. Dass die Mandoline so innig daherkommt, liege auch daran, dass schon aus dem kleinsten Geräusch Musik entstehe, erklärt Hinsche. Gleichwohl könne das Instrument auch frech sein, gar übersprudeln. Wer sich an den Kölner Karnevalisten Hans Süper erinnert, zu dessen Markenzeichen die im Kölner Dialekt „Flitsch“ genannte Mandoline gehört, weiß, warum. Zudem sei sie in Nordamerika im Bluegrass verortet und erweitere so ihre Vielseitigkeit.
Als Dirigentin sieht sich Annika Hinsche als Teil des Orchesters. Der Kontakt untereinander sei während des Spiels wesentlich – zwischen Dirigat und Musikern, aber auch zwischen den Ensemblemitgliedern selbst. „Man muss zuhören und reagieren, man muss Feinsinn entwickeln, um das Wechselspiel zu beherrschen“, beschreibt sie die Orchesterarbeit der Studierenden, die generell Disziplin und Geduld und schließlich technische Perfektion erfordere, aber auch das freie Spiel. „Ich möchte nicht, dass die Musiker an ihren Noten kleben.“ Der Ort der Aufführung sei dabei zweitrangig: „Die Regeln gelten in der Hamburger Elbphilharmonie genauso wie bei einem Gastauftritt im Seniorenheim.“
Der Springmann-Preis wird seit dem Jahr 1998 verliehen und wurde vom Ehepaar Christa und Enno Springmann initiiert, das 2017 ermordet wurde. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 5000 Euro dotiert und dienen der Förderung Wuppertaler Künstlerinnen und Künstler. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre gehörten unter anderem Jazzmusiker Axel Fischbacher, Bildhauer Eckehard Lowisch, der „Kabarettungsdienst“ des Johannes-Rau-Gymnasiums, Lichtkünstler Gregor Eisenmann, Malerin Ines Pröve und das Tic-Theater in Cronenberg. Die Preisträger werden von einem achtköpfigen Vorstand ausgewählt. Die diesjährige Verleihung findet am Sonntag, 6. Oktober, um 12 Uhr in einem Festakt in der Stadthalle statt.