Datenschutz: Patientendaten im Müll
CDs mit hochsensiblen Daten von Patienten lagen beim Müll. Der Arzt spricht von einem „Lapsus“.
Wuppertal. Stellen Sie sich vor, sie sind krank. Sehr krank. Sie vertrauen ihrem Arzt. Er unterliegt der Schweigepflicht. Er darf niemandem Ihre Daten geben, niemandem von Ihren Krankheiten erzählen. Und dann erfahren Sie: Ihre Daten sind nicht mehr geschützt. Sie wurden weggeworfen, in einem Pappkarton vor einen Müllcontainer gestellt - jetzt kann sie jeder lesen.
Gibt es nicht? Gibt es doch - in Wuppertal. Ein Mann fand in der Nacht von Freitag auf Samstag am Deweerthschen Garten einen Karton mit CDs, auf denen Patientendaten gespeichert sind. Etwa 30 Stück. Neugierig nahm er ein paar davon mit und war mehr als erstaunt, als er den sensiblen Inhalt erkannte. Als der Finder die übrigen CDs holen wollte, waren sie verschwunden. Der Mann meldete sich dann bei der WZ und gab seinen brisanten Fund ab.
Auf den CDs sind sind Bilder von Kernspintomographien zusammen mit den Namen und Geburtsdaten der Patienten. Die WZ hat einige der Betroffenen erreicht. Sie reagierten teils geschockt, teils wütend über diesen Vorfall. Auch wenn die Untersuchungen 2003/04 waren und länger zurückliegen - alle Betroffenen sind sich einig: "So etwas darf nicht passieren." Einer war den Tränen nahe. Der Mann ist schwerkrank, der Fund ein weiterer Schlag für ihn.
Die Spur der Datenträger führt in eine Wuppertaler Arztpraxis für Orthopädie. Auf Nachfrage der WZ zeigte sich der Arzt überrascht - und zerknirscht. Selbstverständlich würden keine CDs mit Patientendaten entsorgt, sondern eigentlich nur die Hüllen, lautete die Aussage. "Ein unverzeihlicher Lapsus" wurde eingeräumt. Man könne sich nicht erklären, wie die Datenscheiben in den Papiermüll gerutscht seien. Eine Praktikantin, die einmal wöchentlich den Papiermüll zum Container bringe, habe wohl versehentlich den Karton gegriffen. Der Arzt versprach, die Fehlerquelle ausfindig zu machen und betonte, dass kein Laie etwas mit den Daten anfangen könne. Ist das so?
Das Landesamt für Datenschutz sieht die Sache erheblich kritischer. "Es handelt sich hier nicht nur um allgemeine personenbezogene Daten, wie Namen oder Geburtsdatum, sondern um sensitive Daten", erklärt die Sprecherin des Amtes. Die seien besonders geschützt. Dazu gehören Daten, die Gesundheit oder politische und religiöse Einstellungen von Personen betreffen. "Jeder kundige Arzt, der in diesem Bereich praktiziert, wird die Bilder deuten können", ist sie sicher. Was geschieht, wenn diese Daten in die falschen Hände fallen? Möglichkeiten zum Missbrauch gibt es zur Genüge: Es reicht, wenn jemand seine Krankheit geheimhalten möchte - schon ist er erpressbar.