Der Bär, der eine Schlange war
Tatort-Mime Dietmar Bär wird heute 50 Jahre alt. Seine jungen Jahre bei den Wuppertaler Bühnen sind legendär.
Wuppertal. Nein, wenn er Balu gespielt hätte, dann wäre das angesichts seines Namens doch ein wenig zu unoriginell gewesen — damals, als der noch junge Dietmar Bär sich am Wuppertaler Schauspielhaus in die Herzen des Publikums spielte. Bei den Wuppertaler Bühnen hat er natürlich auch die großen, die ernsten Rollen gespielt, etwa Julius Cäsar oder den Prinzen von Homburg.
Doch den vielleicht bleibenden Eindruck hat Dietmar Bär hinterlassen, als er sich beim ungemein populären Weihnachtsstück „Dschungelbuch“ in das hautenge Glitzer-Outfit der Schlange Kaa hüllte und dieser einen selbstironischen Transvestiten-Touch verpasste. Heute wird Dietmar Bär 50 Jahre alt — und spielt vor allem „Tatort“ statt „Dschungelbuch“.
In Wuppertal, wo er seit 1988 bis Mitte der 90er Jahre auf der Bühne für Furore sorgte, ist er unvergessen. „Diese Hingabe, mit der er Kaa verkörpert hat, war einfach einmalig“, sagt etwa Ingeborg Wolff, die mit Bär zusammen etwa „Der amerikanische Traum“ oder „Die Irre von Chaillot“ gespielt hat. Beeindruckt hat sie der heutige TV-Star aber nicht nur durch seine Fähigkeiten auf der Bühne, sondern vor allem durch seinen Charakter. „Dietmar war ein wunderbarer Kollege“, erinnert sie sich — immer freundlich, immer hilfsbereit. „Star-Allüren hat er nicht gekannt.“
Stattdessen sei Bär immer ein Teamspieler gewesen, der seine Ensemble-Kollegen noch 2008 beim gemeinsamen Gastspiel in Bad Gandersheim („Der zerbrochene Krug“) gern mit einer Tüte Leckereien aus dem KaDeWe verwöhnte.
Hans Richter, spielt mit Dietmar Bär an den Wuppertaler Bühnen.
Auch Hans Richter erinnert sich gern an die gemeinsame Zeit mit Dietmar Bär zurück: „Ein sehr, sehr feiner Kollege, sehr selbstbewusst und immer geradeheraus.“ Als Bär nach Wuppertal kam, hatte er bereits mit TV-Auftritten wie im Schimanski-Tatort „Zweierlei Blut“ hinter sich, wo er 1984 als Fußball-Schläger der darstellerischen Urgewalt eines Götz George Paroli bot. „Man sah schon damals, dass er ein außergewöhnlicher Schauspieler ist“, so Richter, „er hat gewusst, was er will.“
Doch Arroganz sei dabei nie im Spiel gewesen, versichert Richter — und denkt sehr gern an gemeinsame Abende nach Auftritten in der Theater-Kantine zurück. „Eine so freundschaftlich-kameradschaftliche Atmosphäre wie wir damals hatten — sowas gibt es heute gar ncht mehr.“
Auch wenn der Kontakt heute abgerissen ist — vergessen wird Richter die gemeinsame Zeit am Schauspielhaus nie. Und auch nicht die wohl üppigste Schlange, die es je im Dschungel gab. „Kaa? Kaa war weltklasse!“
“ Leute S. 2