Der Botanische Garten blüht bereits auf
Für viele Pflanzen sind die milden Temperaturen das Signal für den Frühling.
Hardt. Der Rhododendron steht zu Weihnachten bereits in voller Blüte, die Gänsekresse hat ihre weißen Köpfchen wie einen Schaumteppich über den Beeten ausgebreitet. Unter einer Kiefer wiegen sich die blauen Kelche der Glockenblumen, die Winterlinge wagen sich ebenfalls bereits aus dem Boden hervor. Die frühlingshaften Temperaturen haben die Pflanzen im Botanischen Garten aus ihrem Winterschlaf geweckt und vorzeitig sprießen lassen. „Sie sind alle etwas früh dran“, räumt Gärtnermeister Dirk Derhof ein. Er bleibt jedoch vorerst gelassen, hat auch kaum Möglichkeiten, die Pflanzen zu bremsen. „Dagegen können wir nichts tun. Das Wetter lässt sich nicht beeinflussen.“
Solange der Winter nicht mit einem spontanen Temperatursturz hereinbreche, sei die Situation nicht dramatisch. „Vor einigen Jahren ist das Thermometer innerhalb von zwei Tagen mal um 13 Grad Celsius gefallen. Darauf können sich die Pflanzen nicht einstellen“, sagt Dirk Derhof. Dann drohen die Knospen zu erfrieren und im kommenden Frühjahr könnte bei einigen Arten die Blüte ausfallen. „Die gesamte Pflanze wäre dann in ihrer Vitalität eingeschränkt.“
Grundsätzlich kommen die einheimischen Pflanzen mit spontanen Temperaturschwankungen besser zurecht als die sensiblen Exoten. Denn Schneeglöckchen, Forsythien und Fichten wissen, was auf sie zukommt, während der Frost Feigen, Schmucktannen oder den Blauglockenbaum eiskalt erwischt. „Wir können sie kaum schützen, sondern nur einen geschützten Strandort suchen“, berichtet Dirk Derhof. Pflanzen, deren genetisches Programm Tiefstwerte von maximal fünf Grad unter Null toleriere, seien kaum an größere Kälte zu gewöhnen. „Die mediterranen Pflanzen wie Oleander oder Olivenbäume stehen daher bei uns im Gewächshaus.“
Barfröste ohne schützende Schneeschicht sind bei den Gärtnern besonders gefürchtet. „Die meisten Pflanzen erfrieren nicht, sie verdursten. Denn die Sonne entzieht ihnen Feuchtigkeit und über den gefrorenen Boden können sie kein Wasser aufnehmen. „Die immergrünen Arten sind besonders gefährdet.“ Eine luftdurchlässige Schicht aus Fichtenreisigen oder Fleece kann sie schützen. „Die Staudenbeete räumen wir bewusst nicht ganz ab, denn die Blätter bilden eine natürliche Schutzschicht“, sagt der Experte. Er hofft, dass es zu Beginn des Jahres deutlich kälter wird. Denn die Pflanzen bräuchten ihre Winterruhe.
„Wenn es langfristig warm bleibt, kommt der Saftstrom nicht zum Stillstand und die Bäume gehen an ihre Reserven, weil sie austreiben möchten“, erläutert Dirk Derhof. Der Klimawandel sei für die meisten Pflanzen eine Herausforderung. „In den vergangenen Jahren war das Frühjahr zu warm und vor allem zu trocken. Dann bleiben die Blätter zu klein.“ Für Gärtner seien die milden Temperaturen im Winter allerdings angenehmer: „Wir können weiter arbeiten, ohne dass uns die Finger abfrieren.“ Die Wildkräuter müssten regelmäßig entfernt werden und die Stauden brauchen einen Rückschnitt.