„Der Engels stört mich nicht“ - Wie Wuppertaler die Statue annehmen
Ein Besuch im Engels-Garten lohnt sich. Und das nicht allein wegen der neuen Engels-Statue.
Barmen. In Massen pilgern die Menschen zwar nicht zur Engels-Statue, doch der in Bronze gegossene (vier Meter) große Sohn der Stadt, steht im Engels-Garten nicht auf verlorenem Posten. Im Gegenteil: Am Werk des chinesischen Künstlers Zengh Chenggang lassen sich Wuppertaler und Touristen zurzeit besonders gerne ablichten. Das Geschenk der Volksrepublik China mag zwar umstritten sein, es öffnet aber vielen Einheimischen den Blick auf den wunderschönen Engels-Garten und das Ensemble zwischen Barmer Bahnhof, Engels-Haus, Museum für Frühindustrialisierung und „Theater am Engelsgarten“, wo die Stadt mit Kunst, Kultur und Geschichte punktet. Ein Bereich, den aber selbst viele Wuppertaler bisher nur vom Blick aus dem Autofenster kennen.
„Ich habe gerade das Engels-Haus besichtigt. Obwohl ich gebürtiger Barmer bin, war ich zum ersten Mal in meinem Leben dort“, sagt Joachim Schnell. Die Diskussion um die Statue hat ihn neugierig gemacht. Die Engels-Statue findet er gelungen, auch wenn sie ihm zu groß ausgefallen ist. Von daher zieht Schnell auch schmunzelnd den Husch Husch auf dem Werth dem „Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus“ vor.
Lothar Mohr setzt die Bronze-Statue in Beziehung zu der Hrdlicka-Skulptur „Die starke Linke“ gleich nebenan vor dem Engels-Haus. „Ich finde die Achse zum Hrdlicka-Denkmal gelungen. Mich stört der Engels nicht, denn er gehört zu Wuppertal. Mich stört aber, dass die Inschrift auf dem Sockel nicht gut lesbar ist“, sagt Lothar Mohr.
Eine Kritik, die Karin und Herbert Hölzemann teilen. Auch sie bemängeln die schlechte Lesbarkeit der Inschrift. Und der „rostige Sockel“ gefällt ihnen ebenfalls nicht. „Als Metaller sage ich, dass man das bald nicht mehr lesen können wird“, meint Marco Rick. „Wenn das ungeschützt bleibt, dann wird das in zwei bis zehn Jahren schon ganz anders aussehen. Kritisch sieht Rick vielmehr aber den politischen Hintergrund. So auch Markus Michel, der es fragwürdig hält, die chinesische Regierung durch die Annahme eines solchen Geschenkes derart aufzuwerten. „Sowjetischer Realismus“, so beschreibt Michel die Statue, die er in der Ausführung ansonsten „nicht schlecht findet“. Der Hrdlicka nebenan sei ihm aber doch lieber.
Marita und Gustav-Adolf Elspermann sind weit gereist, um Wuppertal zu besuchen. Die beiden sind nach Südafrika ausgewandert und leben in Kapstadt. Beim Besuch der alten Heimat haben sie von der Engels-Statue gelesen. „Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, denn wer weiß, wann sich für uns die nächste Gelegenheit bietet.“ Neben dem Besuch des Engels-Hauses steht für die beiden ein kleiner Spaziergang durch den Engels-Garten auf dem Programm, wo sich die Gelegenheit für einen kleinen Schnappschuss mit dem großen Engels bietet. „Er passt gut nach Wuppertal. Letztendlich hat viel zu lange gedauert, dass er in Wuppertal einen sichtbaren Platz gefunden hat. Wuppertal wird touristisch noch immer unterschätzt“, sagt Gustav Elspermann.
Auf chinesische Touristen wartete die WZ bei ihrer Stippvisite noch vergebens. Doch die sollen kommen. Denn nun bietet sich auch ein passendes Fotomotiv, um den Aufenthalt in Wuppertal zu dokumentieren.