Ein Schaum wird zur Kunst
Bildhauer Nikola Ukic arbeitet mit Polyurethan.
Wuppertal. Ein Blick, und man hängt fest. Der Bildhauer Nikola Ukic packt viele kleine Rätsel, Gegensätze und sinnliche Anregungen in jede seiner Arbeiten. Anfassen möchte man sie, weil sie weich und fast lebenswarm aussehen — „manche würden sie sogar gern probieren“, sagt der Künstler. Dabei arbeitet er mit einem lebensfernen, sogar giftigen Material: Polyurethan (PUR), gewöhnlich als Schaum in Schuhsolen und bei Montagen verwendet.
Die Hengesbach Gallery zeigt zum zweiten Mal nach 2008 in ihrer Wuppertaler Dependance Werke des Kroaten (Jahrgang 1974), der seit dem Jahr 2000 in Düsseldorf lebt. Von der klassischen Skulptur kommend — zwei wunderschöne Beispiele stehen in der Ausstellung —, hat sich Ukic aktuell dem Relief zugewandt.
Auf einer Leinwand hängen mehrere Schichten gegossener PUR-Platten übereinander, die Oberflächen zeigen zusätzlich grafische Formen oder natürliche Strukturen. Man kommt aus dem Schauen nicht mehr heraus zwischen organischen und schroffen Formen — manche Kanten wirken schlaff und fleischlich, andere scharf wie Beton, man lugt verstohlen in Öffnungen hinein, weil es einem indiskret vorkommt. Blickt man hier auf Vorgänge im Körperinneren oder doch auf abweisende äußere Texturen? Sinnbild für „bruchstückhafte Kommunikation“ und ein „Porträt unseres Daseins“ nennt es der Galerist Rolf Hengesbach.
Nikola Ukic ist einer der wenigen Künstler, die das Arbeiten mit PUR überhaupt beherrschen. Denn es ist ein schwieriges, weil prozesshaftes Material. Es entsteht erst, wenn zwei Komponenten zusammenkommen — je nach Kombination wird das Ergebnis weicher oder fester, immer schäumt es erst gewaltig auf und fällt dann wieder zusammen. Doch diese komplexe Art der Fertigung hat auch Vorteile: „Die Arbeiten sind absolut fälschungssicher“, sagt Galerist Hengesbach. „Es gibt sicher keinen anderen Künstler auf der Welt, der das so könnte.“
“ Die Hengesbach Gallery zeigt 14 meist großformatige Arbeiten von Nikola Ukic bis zum 18. Juli in der Vogelsangstraße 20. Die Galerie ist montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 75 35 32.