Der große Traum von der kleinen Filmrolle

Der Andrang beim Casting für den Film King Ping war riesengroß. 200 hoffen auf einen Statistenjob.

Wuppertal. Nicht nur wegen der Oscar-Verleihung in Los Angeles stand am Wochenende in Wuppertal alles unter dem Motto „Film“. Während in Hollywood die Stars über den roten Teppich wandelten, ging es im Tal um den ersten kleinen Schritt in Richtung Traumfabrik: 200 Kinofans nahmen am Komparsen-Casting für den Film „King Ping“ in der Hofaue teil.

Nachdem alle Bewerberinnen und Bewerber mit einer Nummer ausgestattet sind, werden die ersten Fotos geschossen. Wer den gewünschten Eindruck auf Gregor Weber (einer der Gesellschafter der Castingagentur Eick) macht, kommt eine Runde weiter. „Auch wenn wir jemanden für diesen Film nicht auswählen, bleibt sein Name trotzdem in unserer Kartei“, erklärt Weber und macht so den Ausgeschiedenen ein wenig Hoffnung.

Wer die Hürde des Fotocastings gemeistert hat, darf sein schauspielerisches Können unter Beweis stellen. Ingo Schleger ist ein alter Hase in der Branche. Der Hausmann frönt seit zwei Jahren seinem Hobby als Komparse und Kleindarsteller. Nicht ohne Stolz erzählt er, dass er in dem Historiendrama „Eine dunkle Begierde“ einen Auftritt hatte und am Set Keira Knightley und Viggo Mortensen getroffen habe.

Auf Schlegers Zettel mit der Nummer 173 steht „Drahtzieher“. „Die Hauptbeschäftigung beim Film ist Warten“ sagt Schleger. Und tatsächlich dauert es fast zwei Stunden bis er endlich dran ist. Dann wird er endlich auf die kleine Bühne gebeten und bekommt von Regie Assistent Arben Ljikovic seine Aufgabe erklärt: „Also, du bist im Zoo in einem Affengehege, deine Hände auf dem Rücken sind gefesselt. Man hat dich erniedrigt, fertig gemacht, geschlagen, aber trotzdem bedrohst du mich. Du bist der Geschäftsmann mit der weißen Weste, dem man nichts beweisen kann.“

Ingo Schleger konzentriert sich und wartet auf das Zeichen des Regie Assistenten. Es gibt keinen Text oder irgendetwas woran er sich festhalten könnte. „Hau mir einen um die Ohren“ feuert Ljikovic den Mann mit den Händen auf dem Rücken an. Und Ingo Schleger gibt wirklich alles: Beschimpfungen, Wut, Aggression. Nach seinem Auftritt erzählt er uns, dass er es doch sehr schwierig fand, in die Rolle rein zu kommen. „Improvisation fällt mir immer schwer, da ich eher Fakten orientiert bin.“ Alles fange mit der Improvisation an, erklärt Arben Ljikovic auf die Frage, ob er so schauspielerische Fähigkeiten erkennen kann. Wer die heiß begehrten Komparsen- und Kleinrollen bekommt, wird später entschieden. Doch das Gefühl, der großen Leinwand ein Stück näher gekommen zu sein, haben alle Beteiligten schon jetzt gehabt.